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Carla und die Blox Box - dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau

Gesellenstücke
Carla und die Blox Box

Wie entwirft man ein doppelt prämiertes Gesellenstück? Wir haben Carla Enchelmaier, die Niedersächsische Landessiegerin und zweite Bundessiegerin der Guten Form 2012 gefragt. Soviel sei verraten: Auch Lust und Frust kommen gern im Doppelpack.

Carla Enchelmaier

Entstanden ist die Idee für mein Gesellenstück an einem Samstagmorgen am Frühstückstisch. Eine kleine, schwarze Schachtel war der Auslöser. Der Deckel ließ sich in vielen Varianten über die Schachtel stülpen. Plötzlich wurde aus einem unbewussten Rumspielen eine Idee: Ich entwerfe ein Möbel, dass sich variieren lässt! Truhe Sitzgelegenheit für zwei, Bank für drei, ein Kinderzimmermöbel … Eigentlich ist es ein Baukasten. Ein Kasten und zwei Bausteine. Baukasten heißt in englisch »box of building blocks«. Blox Box!
Als Grundelement ist eine Kiste, die Box entstanden. In die Box passen zwei Bausteine, die Blox: einer mit Tür, der andere mit drei Schubkästen und einer verschließbaren Klappe. Die Form des Boxdeckels ist durch seine Funktion bestimmt: Eine Seite passt auf die Box, die andere auf die Blox. Oben auf der Box ist es ein Deckel – darunter wird er zum Sockel. Zwischen Blox und Box dient er als Verbindung. Einfach an die Wand gelehnt kann er auch Tafel oder Magnetwand sein.
Lust und Frust
Design – also Form und Konstruktion zu verbinden – habe ich mir einfacher vorgestellt. Begleitet von Kompromissen und Frustration, aber auch vielen tollen Ideen und Problemlösungen tanzte ich durch die Planungsphase: Wo soll ich das Schloss unterbringen, wenn in den Fronten keine Schlüssel stecken sollen? Zwei Holzarten kombinieren, das gefällt mir nicht. Linoleum, HPL, Filz? Was ist das … Magnethaftplatten, die wie eine Tafel beschreibbar sind? Toll! Griffe, schon wieder ein Beschlag, nichts darf überstehen, sonst stimmen die Maße nicht, die Blox müssen wie ein Würfel sein – also Grifflöcher, dann ist das Sperrholz sichtbar, runde Einleimer vor dem Beschichten. Der Türbeschlag, möglichst unsichtbar … ein Topfband ist zu mächtig für die Tür und nimmt Platz weg … ein schlichtes Zapfenband? Ja!
Spürnase für Details
Eiche ist fest, gut zu bearbeiten und schwindet wenig. Durch Öl und Wachs angefeuert, bekommt sie eine aufregende Optik. Die Materialstärken habe ich abgestuft: 20 mm am Deckelüberstand, 18 mm für die Box, 16 mm für die Blox, 14 mm für die Fronten und 12 mm für die Schubkastenseiten. Ich habe einen Schichtstoff gefunden, der sich wie eine Schultafel mit Kreide beschriften lässt und als Magnethaftplatte funktioniert. Das matte Schwarz passt gut zur Eiche und dem Stoff der Kissen. Als Gegenzug, für Rückwände etc. gibt es das Material auch ohne Magnethaftkraft.
Blox sollen, durch ihr Eigengewicht gehalten, rutschfest auf einer anderen Oberfläche stehen. Die Lösung ist eine kreisförmig eingelassene Gummischnur auf der Unterseite. Stehen die Blox in der Box, scheinen sie zu schweben. Die Korpuskanten haben durch diese 2 mm Schattenfuge keine Chance, miteinander zu verlaufen. Das Möbel wirkt mehr und mehr plastisch!
Das Material für die Sitzkissen sollte schlicht und robust sein. Ausgewählt habe ich einen hellen, grob gewebten Hanf-Baumwollstoff. Heu bewährt sich als feste aber auch bequeme Füllung! Die Kante des Deckels wird durch den Rand des Kissens überbrückt, damit die Beine nicht abgedrückt werden.
Das Ziel erreicht
Im Nachhinein lässt es sich einfacher über den Prozess schreiben als er war – manchmal zum Haare raufen! Aber ich denke, es ist mir gelungen, eine gute handwerkliche Konstruktion mit einer modernen Form zu einem interessanten Möbel zu verbinden. Toll war, dass ich dabei in meinem Ausbildungsbetrieb, den Werkstätten des Max Plank Instituts für biophysikalische Chemie Göttingen, mit Rat und Tat unterstützt wurde.
»Im Nachhinein lässt sich einfach über den Prozess schreiben – manchmal war es zum Haare raufen!«
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