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Holz ölen

Holz ölen: Das sollte man wissen

Geöltes Massivholz vermittelt eine natürliche Anmutung und liegt damit voll im Trend. Welche Eigenschaften haben die Produkte und wofür eignen sie sich? Was ist bei der Verarbeitung zu beachten? Antworten von dds-Redakteur Georg Molinski
(Symbolbild: Organoid)
Eigenschaften von Holzölen
Holzöle bilden anders als Lacke und Lasuren keinen geschlossenen Film auf der Oberfläche. Sie dringen tief in das Holz ein, sättigen die obere Schicht und bewahren seine natürliche Optik und Haptik. Je nach Wahl des Produktes verändern sie aber auch die Optik. So feuern die meisten Öle das Holz an und lassen seine Farbenpracht zur Geltung kommen. Einige Öle sind auch pigmentiert, um einen bestimmten Farbton zu erzielen.

Unterscheidungskriterien von Holzölen
Das am Markt wohl wichtigste Unterscheidungskriterium für Holzöl ist der Einsatzzweck bzw. Beanspruchbarkeit. Man kann vier Bereiche unterscheiden: Möbel, Feuchträume, Fußboden sowie Außenanwendungen.

Ein beliebtes Unterscheidungskriterium ist auch die vorgesehene Holzart – so gibt es beispielsweise Teak-, Zirben- oder Bangkiraiöl. Diese Produkte unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Pigmentierung. Neben der Farbe gilt der Grad der Anfeuerung als das zweite Merkmal, das die Öle nach der erzeugten Optik einteilt.

Ein weiteres optisches Kriterium ist der Glanzgrad. Bei einem reinen Holzöl ist er in der Regel eher niedrig. Insgesamt lässt sich der Glanzgrad jedoch eher durch die Vorbereitung des Holzes als durch die Wahl des Öls steuern – je gröber der Holzschliff, desto matter die Oberfläche. Geölte und vor allem aber gewachste Flächen lassen sich nach dem Trocknen gewollt oder ungewollt durch Polieren oder Reiben im Glanzgrad steigern.

Holzöle für die verschiedenen Anwendungsbereiche haben wir in den folgenden Marktübersichten zusammengestellt:

Marktübersicht: Holzöle für den Wohnbereich

Marktübersicht: Holzöle für Küche und Bad

Marktübersicht: Holzöle für Fußböden

Marktübersicht: Holzöle für draußen

In der Anwendung erweist sich Holzöl als universell und vor allem recht unkompliziert. Der fehlende Film bringt aber Nachteile mit sich, nämlich geringere Beständigkeiten gegen mechanische und chemische Belastungen. Bei Fußböden, Arbeits- oder Tischplatten entstehen schneller Wasserflecken oder mechanische Abnutzungen. Mit entsprechenden Pflegesets lässt sich das jedoch auch vom Endkunden recht flink und einfach reparieren. Um auch mit Öl einen guten Schutz gegen Feuchtigkeit zu erzielen, muss es sehr tief in das Holz eindringen können. Ein 0,8 mm dünnes Furnier wird kaum die dafür notwendige Eindringtiefe bieten. Geöltes Holz bleibt atmungsaktiv oder diffusionsoffen. Das Öl macht es strapazierfähig und abriebfest. Die meisten Holzöle eignen sich auch für Kinderspielzeuge und Möbeloberflächen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen.

Öl plus Wachs = Hartwachsöl
Der beim reinen Holzöl fehlende Schutzfilm lässt sich durch die Beigabe von Wachs dennoch erzielen. Diese Produkte nennen sich Hartwachsöl. Der Ölanteil dringt wie oben beschrieben tief ein, während das Wachs einen dünnen, leicht glänzenden Film bildet, der jedoch nicht an die Härte und Beständigkeit eines Lackfilmes heranreichen kann. Viele Wachse lassen sich nur im erhitzten Zustand ab 80 °C verarbeiten oder eben kalt in der Öl-Wachs-Kombination.

Holzöle und ihre Bestandteile
Holzöl besteht aus bis zu vier Komponenten: Bindemittel, meistens Lösemittel, Additive und bei farbigen Produkten Pigmente. Die eigentliche Unterscheidung der Holzöle sollte nach dem Bindemittel erfolgen, also dem Material, das nach dem Trocknen als Film auf oder genauer in den Holzporen verbleibt. Die Wahl des Bindemittels wirkt sich auch auf die Farbe aus. Leinöl etwa tönt das Holz etwas gelblich. In der Regel erkennt der Verarbeiter die Informationen über die verwendeten Binde- und Lösemittel nicht auf den ersten Blick, er muss zunächst die Datenblätter studieren. Grob lässt sich das Spektrum der Holzöle in natürliche sowie modifizierte Rohstoffe unterteilen. Als klassische Bindemittel dienen pflanzliche Öle (Fettsäuren) wie Leinöl, Sojaöl, Sonnenblumenöl oder Tallöl, und zwar entweder als reines und natürliches Öl oder als modifiziertes Öl (Alkydharz).

Wie ist das mit den Lösemitteln?
Die meisten Holzöle enthalten auch Lösemittel. Sie machen das Öl erst verarbeitbar. Der Verarbeiter trägt es satt auf, lässt es in das Holz einziehen und wischt den Überschuss dann beispielsweise mit einem Baumwolltuch aus. Ohne Lösemittel wäre das Öl so zäh, dass diese Anwendung nicht möglich wäre. Natürlichen Ölen ist oft sehr dünnes Leinölfirnis beigemengt. Es dient praktisch als Lösemittel, ist aber nicht als flüchtig anzusehen. In modifizierten Ölen kommen häufig geruchsmilde Isoparaffine oder Benzine zum Einsatz. Vorsicht, Lösemittel aus aliphatischen/aromatischen Kohlenwasserstoffen gelten als gesundheitlich bedenklich. Bei einigen Produkten kommt auch Wasser als Lösemittel zum Einsatz. Bei lösemittelfreien Ölen liegt der Lösemittelanteil bei nahezu 0 Prozent. Durch außerdem notwendige Trockenstoffe geraten nur Spuren von Lösemitteln in das Produkt. Bei anderen Ölen kann der Lösemittelanteil 40 bis 60 Prozent betragen. Zum Vergleich kann der Lösemittelanteil bei Lacken immerhin 60 bis 80 Prozent betragen.

mehr über Holzöle erfahren
Die Trocknung von Holzölen
Öle trocknen oxidativ, das heißt, in einer chemischen Reaktion mit dem Luftsauerstoff verbinden sich benachbarte Molekülketten des Öls über Doppelbindungen miteinander. Das Öl wird im wahrsten Sinne des Wortes hart. Deshalb nennen einige Hersteller ihr Produkt Hartöl. Mit Additiven beziehungsweise Sikkativen oder Trocknern ist das in einem Tag abgeschlossen, ohne dauert es wochenlang. Weitere Zusatzstoffe sind beispielsweise Entschäumer, die Luftblasen verhindern, oder Mittel gegen das Bilden von Bodensatz oder einer Haut in der Dose.

Verarbeitungstipps
Das Öl lässt sich am einfachsten mit einem Pinsel oder Tuch auftragen. Nach der Einwirkzeit sollte das Öl noch einmal verrieben und abschließend in Faserrichtung dünn ausgewischt werden. Der häufigste Fehler ist es, den Überschuss nicht auszuwischen. Die Folge sind Probleme beim Trocknen. Ein fleckiges Erscheinungsbild ist meistens die Folge eines schlechten, unregelmäßigen Holzschliffs. Die Sorgfalt beim Holzschliff zahlt sich mit einer guten Oberfläche aus. Die Effizienz beim Ölen lässt sich mit höherer Temperatur und niedriger Luftfeuchte verbessern. Zudem ist die Zufuhr von Frischluft erforderlich, da die chemische Trocknung mit einem Verbrauch von Sauerstoff einhergeht.

Wofür sich Holzöle eignen – und wofür nicht
Einen generellen Ausschlussgrund für die Verwendung von Ölen und Wachsen gibt es nicht. Der Endkunde sollte jedoch wissen, was er von der Oberfläche erwarten kann, und bereit sein, sie regelmäßig mit den Pflege- und Reparatursets der Ölhersteller wieder auf Vordermann zu bringen.

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