Einblicke in die Juryarbeit

Die Gewinner der Guten Form auf Bundesebene 2024 sind neben zwei Gesellenstücken aus NRW und einem aus Bayern die drei Sonderpreise für Beschlag, Oberfläche und Massivholz. Es muss kein Geheimnis sein, dass sich die Jurierung hier zuweilen schwierig gestaltet. Nicht so in diesem Jahr: Wir haben einen starken Sonderpreis Massivholz für ein fantastisches Gesellenstück aus Bayern, welches der fachgerechten Verarbeitung von Massivholz alle Ehre bereitet. Wir haben einen starken Sonderpreis Oberfläche für eine bemerkenswert sensible Oberflächengestaltung mit HPL und Massivholz und wir haben einen verdienten Sonderpreis Beschlag für die Entwicklung zweier auf ihren Einsatz im Möbel abgestimmte Zapfenbänder. Alle Sonderpreise ohne Kompromisse vergeben zu können, hat der Jury Freude bereitet. Natürlich wurde auch gestritten. Nicht um Länderproporz, sonst wäre das Ergebnis ein anderes. Aber zum Beispiel darüber, ob retrospektiver Entwurf und zeitgemäße Gestaltung miteinander vereinbar sind. In jeder Stilepoche hat es Rückgriffe gegeben auf das, was vorher war. Wenn heute die Gesellinnen und Gesellen auf ausgestellte konische Beine, auf trapezförmige Gehäuse oder gar nierenförmige Tischplatten zurückkommen, dann ist das mehr als ein Stilzitat. Es ist eine Hommage an die 1950er- und 1960er-Jahre, an eine Epoche, mit der einige Zeitgenossen innerlich abgeschlossen haben: Möbel, die mit viel Liebe zum Detail neu entstehen, haben sie auf den Sperrmüll getragen! Für die heute 20-Jährigen steht eine andere Motivation dahinter: Wie bei der neuen Faszination für den Plattenspieler handelt es sich um eine Renaissance, um Würdigung und Neuauflage unter einem erweiterten Blickwinkel. Es sollte uns auch in der Jury gelingen, im Alten das Neue zu entdecken – die Jungen machen es vor!

dds-Redakteur Johannes Niestrath war Mitglied der Jury Gute Form auf Bundesebene 2024. Intensiv und streitbar haben wir uns mit den ausgestellten Arbeiten befasst und letztlich zu einem gemeinsamen Votum gefunden.