Den Maschinen widmet der 1907 erschienene »Praktische Ratgeber für die Lehrzeit«, Koepper’s Handwerkerbibliothek Band 1 – Tischler-Lehrling von Josef Eisenach, ein kleines Kapitel. Darin heißt es: »In vielen größeren und kleineren Tischlerwerkstätten finden wir heute Maschinen, mit denen die Arbeiten, die des Menschen Kraft am meisten erfordern, ausgeführt werden. Da ist zunächst die Bandsäge, die am häufigsten eingeführt ist …« Als weitere Maschinen nennt das Buch Abrichte, Dickte, Kreissäge, Fräse und Langlochbohrmaschine.
Schlanke und hohe Schnitte …
Inzwischen nimmt die Bandsäge jedoch nicht mehr den ersten, sondern wohl eher einen hinteren Platz in der Beliebtheitsskala bei den Tischlern und Schreinern ein. Obwohl das Bandsägeprinzip aufgrund der äußerst geringen Schnittbreite sowie der extremen Schnitthöhen am ehesten dem Nachhaltigkeitsgeist von heute entspricht, steht die viel besser ausgestattete Formatkreissäge auf Platz 1. Die Bandsäge lässt sich mit manuellem oder automatischem Vorschub einsetzen. Im Vergleich zum Gatter- und Stichsägeprinzip mit jeweils einem Arbeitshub in die eine Richtung und einem Leerhub zurück, läuft die Bandsäge ruhiger und bietet eine konstante Schnittgeschwindigkeit, die bei gleichmäßigem Vorschub auch ruhige und saubere Schnittbilder erzeugt.
… sowie freie Formen
Ein weiterer Vorteil des Bandsägenprinzips ist die Möglichkeit, auch geschweifte Konturen, nach dem Anriss zu sägen. Der größte Nachteil der Bandsäge ist die enorme Größe des Aggregats in Relation zum eigentlich recht kleinen Arbeitsbereich, sowohl in der Breite wie auch in der Höhe.
… aber sperrig und nachgiebig
Die theoretisch äußerste Grenze für die Breite der Zuschnitte ist nämlich der Rollendurchmesser, welcher sich auf die Höhe des Aggregats auch noch doppelt auswirkt. Ein in eine CNC-Maschine einwechselbares Bandsägeaggregat ist allein wegen der Aggregatsgröße kaum vorstellbar. Außerdem ist das Sägeblatt wenig steif. Es verläuft gern und neigt zum Schwingen. Führungselemente schaffen da zwar Abhilfe, jedoch sind diese feinfühlig einzustellen und bringen dazu Reibung, Verschleiß und unangenehme Geräusche mit sich. Das sperrige Format und das nachgiebige Sägeblatt hielten die Hersteller von Tischlereimaschinen wohl auch davon ab, die Bandsäge so komfortabel wie die Formatkreissäge auszustatten.
Breites Einsatzspektrum
Auch jenseits der Tischlerei gibt es Einsatzgebiete von Bandsägen, zum Beispiel Blockbandsägen zum flexiblen Einschneiden von Baumstämmen, Mittellagen von Stäbchenplatten oder Dämmstoffblöcken. Sogenannte Trennbandsägen erzeugen materialsparend und bei hohem Vorschub Decklagen von Mehrschichtparkett oder Sägefurnier. Weiterhin gibt es Spezialanwendungen, etwa für die Herstellung von Klaviaturen bei Tasteninstrumenten. -GM