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Interview mit Markus Herberth, Palette-CAD-Vertriebsleiter

IT-Ausblick, Teil 2
Die Software denkt mit

Bislang sagte man »Die Intelligenz sitzt vor dem Rechner«, doch mit fortschreitender KI verschiebt sich das Bild. Palette-CAD-Vertriebsleiter Markus Herberth erläutert die Chancen.

 

Markus Herberth gab bereits im Beitrag Digitale Herausforderung 2023 einen Ausblick auf den Wandel der Software. Im zweiten Teil des Gesprächs mit dds-Chefredakteur Christian Gahle erläutert er nun die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) in Software und Computersystemen.

Welche Bedeutung messen Sie der KI für das Handwerk zu?

Markus Herberth: KIs werden immer besser. Sie können immer mehr Arbeit abnehmen und bieten dadurch speziell für Branchen wie das Handwerk, welche vom Fachkräftemangel bedroht wird, großes Potenzial, um dieser Bedrohung entgegenzuwirken.

KI erfährt in vielen speziell technologisch geprägten Berufsfeldern häufig eine negative Konnotation und ruft bei vielen die Sorge hervor, dass bestimmte Berufsbilder davon bedroht sind. Gerade in Feldern, in welchen zu wenig ausgebildetes Personal verfügbar ist, bietet KI dagegen enorme Chancen.

Können Sie konkrete Beispiele für die Tischlerei/Schreinerei geben?

Jeder Konstruktions- und Fertigungsprozess durchläuft Arbeitsschritte, die Daten generieren beziehungsweise die Daten generieren könnten. Je umfangreiche ein Projekt, um so mehr Daten entstehen. Denken Sie beispielsweise an ganze Küchen oder komplette Innenausbauten.

Anhand dieser Daten ist die KI nun in der Lage, Arbeitsschritte zu erlernen und diese dem Anwender abzunehmen sowie Arbeitsschritte zu optimieren oder zu beschleunigen. Dies sollte natürlich dazu beitragen, dem Handwerker Zeit, Geld und Material zu sparen.

Die möglichen Anwendungsfelder in einer Tischlerei/Schreinerei sind unserer Meinung nach: Zuerst eine ständig dazulernende Verschnittoptimierung zur Reduzierung von Abfallstücken. Diese bietet Vorteile hinsichtlich Nachhaltigkeit und ermöglicht Kosteneinsparungen. Denkbar sind auch ein maschinelles Mischen und Befüllen von Lackierpistolen. Dies könnte die benötigten Mengen auf das Nötigste reduzieren.

Würden von der Software automatisch Vorschläge zum Maschinen- und Werkzeugeinsatz kommen, würde dies die Bearbeitungen effizienter gestalten und beim Handwerker zu einer Zeitersparnis führen. Oder denken wir an das Plattenlager. Hier spricht man ja schon lange von einem »intelligenten Lager«. Das wird sich mit einer praktikablen Reststücke-Verwertung noch weiter optimieren.

Und automatisch generierte, projektbezogene Verladepläne für Montagefahrzeuge könnten diese täglichen Routineaufgaben erleichtern. Hier schlummert ebenfalls eine enorme Zeitersparnis. In der Arbeitsvorbereitung wären mit KI voll automatisierte Bestellvorgänge möglich. Verbrauchsmaterialien wäre damit immer in entsprechenden Mengen verfügbar. Damit fallen hohe Lagerkosten weg und Verfallsdaten bleiben im Blick.

Vieles ist derzeit in Entwicklung. Was dürfen wir von KI hinsichtlich ihres Einsatzes in einer CAD-Planungssoftware erwarten?

Es ist ein realistisches Szenario, dass in nicht allzu ferner Zukunft vollwertige Möbelkonstruktionen automatisiert durch KI generiert werden. Natürlich auf der Basis vom Menschen vorgegebener Parameter bezüglich Design-Anforderungen, also Funktion, Erscheinung, Material und Ähnliches.

Neue Planungen könnten dann auf Basis bestehender Planungen erstellt werden – dies könnte durch Text- oder auch durch Spracheingabe erfolgen. Ganz so weit sind wir noch nicht, doch auch jetzt schon erleichtert KI viele Arbeitsschritte und fördert die Effizienz im Handwerksbetrieb.

Und wie ist der der aktuelle Status quo hinsichtlich KI in Palette CAD?

Tatsächlich ist das Go-live in den kommenden Monaten vorgesehen. Bei der Suche nach Objekten und Materialien in Palette CAD unterstützen vortrainierte Netzwerke, die wir als KI bezeichnen, bei der Ergebnislieferung. Diese Netzwerke verstehen die Semantik von Begriffen und können auch dann passende Ergebnisse zu einer Suche liefern, wenn kein im Datenstamm enthaltener Begriff im Suchfeld eingegeben wurde. Die KI erkennt dann die Bedeutung des Begriffs und kann entsprechende Vorschläge liefern.

Ist dies der Ansatz, den wir von KI-Chatbots, die mit den Anwendern interagieren, gerade kennenlernen?

Generell ja, aber wir müssen und inhaltlich natürlich auf eigene Daten fokussieren. Wir betrachten vor allem, welche Materialien und Produkte in Palette CAD häufig verwendet werden. Wir haben dazu zwei spezialisierte Entwickler in unserem Team, die sich um die KI kümmern. Als Nächstes trainiert dann ein internes Expertenteam den Algorithmus.

Und anschließend beziehen wir unsere Beta-Partner ein. Dies ist eine kleine Gruppe unserer Kunden, die unsere Entwicklungen eng begleiten, testen und eigene Ideen und Impulse in die Entwicklung einbringen. Wichtig ist, dass die Cloud-Daten unserer Kunden verschlüsselt sind und keine kunden- oder projektspezifischen Daten abgerufen werden.

Gibt es weitere Ideen für den Einsatz von KI bei Palette CAD?

Palette CAD könnte zukünftig Vorschläge für Produkte machen, die beim Tischler und Schreiner häufig verwendet werden, ähnlich Amazons Algorithmus für Produktempfehlungen. Denkbar sind auch Vorschläge für Materialien, die zu Produkten passen. Dazu würden betriebsübergreifend die anonymisierten Daten weiterer Anwender betrachtet. Die KI weiß dann genau, dass es sich bei der Zeichnung beispielsweise um ein Sofa handelt, sodass auch textile Oberflächen ausgegeben werden.

Bei einem Schreibtisch braucht man diese dann wiederum nicht, sondern vielleicht für die Schreibfläche Linoleum in den aktuellen Trendfarben. Die Software könnte außerdem direkt die passenden Produkte, beispielsweise Schubkästen oder Verbinder vorschlagen. Ein großer Vorteil der KI ist ja, dass diese selbst lernt. So entwickeln sich die Effizienz der Verschnittoptimierung und die Präzision der übrigen Vorschläge ständig weiter.

Das Interview mit Markus Herberth führte dds-Chefredakteur Christian Gahle.


Steckbrief

Software: Palette CAD AG
Behlesstraße 9–11
70329 Stuttgart
www.palettecad.com


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