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Auf dem Boden der Tatsachen bleiben

Technik
Auf dem Boden der Tatsachen bleiben

Wenn es um Terrassenbeläge aus Holz geht, wecken Hochglanzbilder aus dem Gartenkatalog bei den Kunden häufig falsche Erwartungen. Wer richtig informiert, hat weniger Probleme mit Reklamationen!

Beläge aus Holz im Außenbereich erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Dabei erstreckt sich die Bandbreite vom robusten Bohlenbelag auf Brücken über Boots- und Badestege bis hin zu Terrassenbelägen mit hohen Anforderungen an Ästhetik und Ausführungsqualität.

Anforderungen des Kunden
Konstruktive Ausführung. Grundsätzlich muss jede Holzkonstruktion im Freien technisch ordnungsgemäß ausgeführt werden, mit einem besonderen Augenmerk auf den konstruktiven Holzschutz. Materialwahl, Holzdimensionen, Befestigung sowie Ausführungsdetails sind dem Anwendungsfall entsprechend zu wählen. Ausreichende, der Nutzung angepasste Stabilität und statische Tragfähigkeit sind je nach Erfordernis zu gewährleisten.
Nutzungssicherheit. Für die wichtigste Funktion eines Terrassenbodens als Gehbelag wird ein ebener und stabiler Untergrund gewünscht. Unebenheiten sind zu vermeiden, um die Stolpergefahr gering zu halten.
Langlebigkeit. In den meisten Fällen wird von einem Holzbelag eine möglichst hohe Lebensdauer erwartet, ausgenommen temporäre Konstruktionen, z.B. bei Veranstaltungen. Die Lebensdauer eines Holzbelags im Außenbereich hängt ab von den eingesetzten Materialien, den Konstruktionsdetails, den Umgebungs- und Nutzungsbedingungen (Standortklima, Intensität der Nutzung und Verschmutzung) sowie der laufenden Wartung (Reinigung).
Komfort und Erscheinungsbild. Neben den nutzungsrelevanten Anforderungen werden oft zusätzliche Erwartungen an die haptische und optische Qualität der Böden gestellt. Die Ansprüche reichen dabei von der Oberflächenstruktur über möglichst schieferfreie, »barfußgeeignete« Flächen bis hin zu Farbe und Erscheinungsbild. Dabei ist zu bedenken, dass ein Holzboden im Außenbereich größten Beanspruchungen ausgesetzt ist.
Die witterungsbedingten Veränderungen des Holzes machen ein perfektes Aussehen ähnlich einem Parkettboden auf Dauer schlichtweg unmöglich. Auch Riss- und Schieferbildung gehören je nach Holzart in unterschiedlichem Ausmaß zu den üblichen Veränderungen. Die Farbe der Holzart sollte bei der Materialauswahl keine Rolle spielen, da unbehandelte bewitterte Holzoberflächen nach einiger Zeit eine ähnliche graue Färbung annehmen (vgl. Bilder unten!).
Häufige Reklamationsgründe
Bei Nichtbeachtung wesentlicher Faktoren in Planung und Ausführung kann es erfahrungsgemäß zu Reklamationen in den folgenden Bereichen kommen.
Fehlende Spezifikationen. Terrassenbeläge sind weder baurechtlich noch normativ geregelt. Oft erfolgt auch im Zuge der Ausschreibung oder des Vertragsabschlusses keine klare Definition der geforderten Parameter. Dies führt oft dazu, dass die Erwartungen nicht erfüllt werden. Die Beurteilung daraus resultierender Reklamationen liegt daher im Ermessensspielraum der Vertragspartner und in weiterer Folge des Sachverständigen oder Gutachters. Schriftliche Vereinbarungen im Vorfeld helfen, Unklarheiten von vornherein auszuräumen und spätere Diskussionen zu vermeiden.
Sortierung/Holzqualität. Die Anforderungen an die Sortierung für Bodenbeläge im Außenbereich sind normativ unzureichend geregelt. Böden im Außenbereich werden oft mit Fotos von makellosen, noch unbewitterten Terrassen und Begriffen wie »Gartenparkett« beworben. Die dadurch geweckte Erwartungshaltung wird von der gelieferten Ware oft nicht erfüllt. Verändert sich das Holz infolge der Bewitterung rasch, ist der Kunde (verständlicherweise) enttäuscht.
Bei vielen Holzarten sind Äste unterschiedlicher Ausprägung, Anzahl und Größe, Harzgallen sowie Wuchsunregelmäßigkeiten holzarttypische Merkmale, hinzu kommen Risse und Schiefer infolge der Bewitterung. Die solcherart entstandene Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und Realität kann nur durch umfassende, rechtzeitige und realitätsnahe Information und vertragliche Vereinbarung beseitigt werden. Die Schieferbildung kann durch die Wahl der Holzart und durch die Jahrringlage der Bodenbretter (optimal Rift- und Halbriftbretter, bei Seitenbrettern linke Seite nach oben) minimiert werden.
Stolpergefahr. Unebenheiten, aus denen eine mehr oder weniger große Stolpergefahr resultiert, haben ihre Ursachen zumeist in unzulässig großen Verformungen einzelner Bretter oder ganzer Bodenelemente oder in einer mangelhaften Befestigung. Auch in diesem Bereich fehlen klare Regelungen, in welchem Ausmaß Verformungen zulässig sind. Möglichst ausgeschlossen werden können derartige Verformungen durch die Verwendung von trockenem Holz sowie eine ausreichend dimensionierte, nicht rostende Befestigung. Kommen anstelle geeigneter Schrauben patentierte Befestigungssysteme zum Einsatz, sind die Herstellerangaben bezüglich geeigneter Holzarten, Holzfeuchtigkeit und Verarbeitung einzuhalten.
Farbveränderungen. Gerade wenn der natürliche Farbton der Holzart mitentscheidend bei der Auswahl war, führen bereits erste Anzeichen von Vergrauung zu Unzufriedenheit bei den Kunden und immer wieder auch zu Reklamationen. Dabei handelt es sich bei der Vergrauung natürlich in keinster Weise um einen Mangel, sondern um eine natürliche Veränderung von bewittertem, unbehandeltem Holz.
Verfärbungen können durch Reaktion von Eisenspänen mit gerbstoffreichen Holzarten auftreten. Um dies zu verhindern, sind Metallarbeiten auf oder in der Nähe hölzerner Terrassenböden zu unterlassen.
Auch Böden, bei denen die Vergrauung durch die Behandlung mit diversen Ölen oder Lasuren verzögert wird, verändern ihr Aussehen, nicht zuletzt weil sie durch Wartungsanstriche dunkler werden. Bei einigen farbintensiven Hölzern meist tropischer Herkunft können Holzinhaltsstoffe ausgewaschen werden, die angrenzende Materialien wie Putzflächen oder weißen Marmor unschön verfärben. Dies ist bereits bei der Planung zu berücksichtigen.
Versagen der Konstruktion. Durch Fehler bei Konstruktion, Materialwahl oder Pflege kann es vorzeitig zu Fäulnisschäden kommen. Da holzzerstörende Pilze immer eine hohe Holzfeuchte benötigen, ist es oberstes Gebot, eine länger andauernde Durchfeuchtung zu verhindern und ein rasches Abtrocknen zu gewährleisten. Dies wird durch eine gut durchlüftete Konstruktion erreicht, bei der die Kontaktflächen zwischen den Hölzern so gering wie möglich sind und kein oder nur wenig Bodenkontakt vorliegt.
Wie wird der Boden genutzt?
Die Lebensdauer eines Holzbelags im Außenbereich hängt wesentlich von der Nutzung ab. Wie schon bei der Konstruktion ist auch in der Nutzung dem Vermeiden von Staunässe größte Bedeutung beizumessen. Blumentöpfe, Pflanztröge oder Sonnenschirmständer sollten grundsätzlich vom Untergrund abgehoben werden, z. B. durch Unterlegen von Holzleisten ($ 2 cm). Holzböden sollen immer gut luftumspült bleiben, das Abdecken etwa durch einen Kunstrasenteppich behindert das Abrinnen und Abtrocknen von Niederschlagswasser und führt früher oder später zu Fäulnisschäden.
Instandhaltung. Um eine möglichst hohe Lebensdauer von Terrassenbelägen zu erreichen, ist eine regelmäßige Instandhaltung notwendig. Einmal jährlich wird eine sorgfältige Reinigung der Fläche empfohlen, bei der Verschmutzungen durch Erde oder Laub entfernt werden. Der Untergrund unter flächig aufgelegten Terrassenelementen ist möglichst bei abgehobenen Terrassenrosten zu reinigen. Gleichzeitig mit der Reinigung sollte eine Kontrolle der Holzbauteile auf ihre ordnungsgemäße Funktion durchgeführt werden. Beschichtete Holzoberflächen müssen regelmäßig auf Beschichtungsschäden und auf Anzeichen von Fäulnis in den Holzbauteilen kontrolliert werden. Eine regelmäßige Wartung soll die Funktionstauglichkeit einer Beschichtung auf Dauer erhalten. Bei unbeschichteten Böden ist im Normalfall die Reinigung und erforderlichenfalls der Austausch von schadhaften Teilen ausreichend.
Wichtig: klare Vereinbarungen
An Beläge aus Holz im Außenbereich werden vielfältigste Anforderungen gestellt. Da es für diese Holzbauteile nur wenig Regelwerke gibt, sind möglichst viele Faktoren im Vorfeld abzuklären.
Direkt bewitterte Bodenbeläge sind schon extrem hohen Beanspruchungen ausgesetzt. Daher kann es bei Fehlern in Materialwahl, Konstruktion, Verarbeitung und Pflege zu Reklamationen kommen. Durch eine umfassende und detaillierte Planung, die alle relevanten Faktoren wie Material, Detailausführung, Nutzung und Wartung berücksichtigt, können Schäden weitestgehend verhindert werden. Die Erfahrungen zeigen, dass mit Holz schöne und langlebige Bodenbeläge realisierbar sind. Holz bietet mit seiner Vielzahl an geeigneten Holzarten, unterschiedlichen Oberflächen (gehobelt, geriffelt, gebürstet, beschichtet etc.) und Konstruktionsvarianten einen schier unendlichen Gestaltungsspielraum. Claudia Auer,
Holzforschung Austria

Service Infos zu Terrassenbelägen
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