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Immer nur die zweitbeste Lösung

Technik
Immer nur die zweitbeste Lösung

Viele Altbauten können aufgrund ihrer Konstruktion oder ihrer Architektur außenseitig nicht gedämmt werden. Die einzige Alternative sind in solchen Fällen Innendämmsysteme, deren Planung und Ausführung aber besonderer Fachkenntnisse und Sorgfalt bedürfen.

Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Gänßmantel, ö.b.u.v. Sachverständiger für mineralische Stoffe im Bauwesen, Dormettingen

Der Ruf nach einer Innendämmung von Außenwänden wird immer dann laut, wenn sich eine andere Form der Bauteildämmung aus konstruktiven oder optischen Gründen verbietet. Will man zum Beispiel die Transmissionswärmeverluste an denkmalgeschützten oder mit Stuck verzierten Fassaden reduzieren, sind Innendämmungen oft der einzige Ausweg. Gleiches gilt für Sichtfachwerk oder Sichtmauerwerk.
Allerdings birgt die Innendämmung als Retter in der Not auch nicht zu unterschätzende Risiken – vielfach belegen Bauschäden nach dem Anbringen einer Innendämmung, dass Planer und Ausführende die feuchtetechnischen Risiken nicht genügend betrachtet haben. Die Entscheidung für eine Innendämmung erfolgt niemals aus freien Stücken – es wäre auch Unsinn, denn eine Außendämmung ist dieser bauphysikalisch komplexeren Lösung stets vorzuziehen, wenn es die örtliche Situation denn zulässt. Es ist daher wichtig, sich zu überlegen, welches Ziel man mit der Innendämmung eigentlich erreichen will.
Dämmziele definieren
Geht es primär darum, die Wohnraumhygiene zu verbessern oder stehen eher energetische Überlegungen im Vordergrund? Selbst wenn ein Altbau aufgrund der Gegebenheiten nicht nach dem heutigen Standard gedämmt werden kann, lässt sich bereits mit wenigen Zentimetern Dämmung die Wohnqualität verbessern und der Energieverbrauch reduzieren. Für eine Wärmedämmung sprechen grundsätzlich zwei Argumente:
  • Die Dämmung erhöht die Oberflächentemperatur, wodurch die Kondensatbildung an der Oberfläche vermieden wird. Dies reduziert die Gefahr von Schimmelbildung durch unzulässig hohe relative Feuchten an der Oberfläche und kommt der thermischen Behaglichkeit zugute.
  • Die Dämmung verbessert die energetische Qualität der Gebäudehülle. Zusammen mit anlagentechnischen Maßnahmen kann die Gesamtenergieeffizienz des Gebäudes dabei die Anforderungen der EnEV erreichen.
Je höher das Dämmniveau, umso anspruchsvoller geraten Planung und Ausführung, da in gleichem Maß auch die bauphysikalischen Risiken zunehmen. Die energetisch motivierte, maximal denkbare Dämmstoffdicke ist dabei nicht immer zwingend die optimale Lösung für einen Altbau, der stets als bauphysikalisch funktionierende Einheit zu begreifen ist. Die Dämmung ist nur ein kleines Rädchen im System, das durchaus Sand ins Getriebe bringen kann, wenn es allzu isoliert betrachtet wird.
Vor- und Nachteile abwägen
Für eine Innendämmung sprechen häufig Kostenvorteile, da sie einfacher als Außen- oder Kerndämmungen anzubringen ist. Sporadisch genutzte und beheizte Räume können durch die innenseitig angebrachte Dämmung deutlich schneller aufgeheizt werden, da die massiven Außenwände nicht miterwärmt werden müssen – dies spart zudem spürbar Heizenergie.
Nachteilig ist, dass innenseitig gedämmte Außenwände so gut wie keinen Beitrag zum sommerlichen Wärmeschutz leisten. Nicht zu vernachlässigen ist auch der ungünstigere Brandschutz, sofern die Innendämmung aus entflamm- oder brennbaren Dämmstoffen besteht. Weiter ist zu beachten, dass eine Innendämmung die Wohnfläche reduziert und den Gebrauch einer Wohnung beeinträchtigen kann. So ist es zum Beispiel nicht in jedem Fall möglich, mit üblichen Dübeln Möbel und Objekte zu befestigen.
Entscheidender sind jedoch die bauphysikalischen Probleme, die mit einer Innendämmung einhergehen. Dazu gehören die Gefahr von Tauwasserbildung im Bauteil sowie schwierig zu lösende Wärmebrückendetails und Bauteilanschlüsse. Auch das reduzierte Trocknungspotenzial und die damit verbundene Schimmelgefahr bei Hohlkonstruktionen sind nicht zu unterschätzen. Dem nicht genug, kann bei undichten raumseitigen Konstruktionen feucht-warme Raumluft in das Bauteil eindringen und an der kalten Außenwand hinter der Innendämmung kondensieren.
Praxisproblem Wärmebrücken
Zur Dimensionierung von Innendämmungen kann man einerseits auf empirische Erfahrungswerte bezüglich Dämmstoff und (begrenzter) Dämmdicke zurückgreifen. Will man mehr, muss ein Bauphysiker einen speziellen (geeigneten) Feuchtenachweis führen.
Bei allen Innendämmsystemen ist immer ein auf die spezielle örtliche Situation abgestimmter Systemaufbau einzuhalten. Alte Innenputzflächen können bei ausreichender Tragfähigkeit belassen und als Untergrund verwendet werden, sofern keine erhöhte Durchfeuchtung vorliegt oder zerstörende Salze an dem Putz nagen. Jedoch sollte man alte Gipsputze vorbeugend entfernen, da man nie genau weiß, ob diese Putze dauerhaft feuchtebeständig sind.
Am Übergang von gedämmten zu nicht gedämmten Bereichen sinkt die Temperatur im Bauteil sowie an dessen Oberfläche. Besonders gefährdet sind bei innenseitig gedämmten Gebäuden ungedämmte Fensterbereiche mit denkmalgeschützter Einzelverglasung, ungedämmte Fenster- und Außentürleibungen, Anschlüsse von Innenwänden und Decken sowie der Bereich um Balkenköpfe im Außenmauerwerk.
Sorgfältige Planung nötig
Die energetische Modernisierung von Altbauten mit Innendämmung ist schadensfrei möglich, bedarf jedoch einer besonders sorgfältigen Planung und gewissenhaften Ausführung. Ein besonderes Augenmerk ist nicht nur auf die Bemessung und Dimensionierung der Dämmstoffdicke zu legen, sondern auch auf die geeigneten Materialien und deren fachgerechte Anwendung. Zu beachten sind zudem notwendige flankierende Maßnahmen.
Eine wichtige Hilfestellung zur Planung, Bemessung, Auswahl, Ausführung und Nutzung innengedämmter Außenwandkonstruktionen geben die WTA-Merkblätter, die laufend aktualisiert und thematisch erweitert werden.

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