Meisterstück: Kautschuk im Möbelbau

Eckhard Heyelmann, Garmisch-Partenkirchen, Innenarchitekt und Dipl.-Designer, Schulleiter a. D.

Die gespannte und schlichte Form des makellosen großvolumigen Körpers der Truhe ist bewusst dem Zeitgeist angepasst und wirkt dabei etwas tonnenhaft. Der innere Korpus aus lebendig gemasertem amerikanischen Nussbaum ist klar gegliedert und durch drei herausnehmbare Holzladen in der Höhe unterteilt. Er wird sichtbar und kann ungehindert bedient werden, wenn man die äußere Hülle zur Seite schiebt. Diese dient dann als Sitz- und Ablagefläche. Nach dem Öffnen kann eine Schublade, die hängend unter der Sitzfläche montiert ist, herausgezogen werden.

Die Truhe soll als Flurmöbel, aber auch als robuster, pflegeleichter Überseekoffer genutzt werden. Um diesen Anforderungen und seinen Formvorstellungen zu entsprechen, hat sich Dirk Ostermann für einen Kautschukbelag entschieden. Der für stark beanspruchte Fußböden entwickelte Belag hat eine PUR-Oberflächenvergütung und ist äußerst strapazierfähig. Das Applizieren auf Außenrundungen erfordert allerdings große Radien, da Dehnung und Belastung des Materials zu Einrissen führen können. Die großen Radien am Hüllkörper der Truhe bewirken, dass sich die Konturierung der Flächen im Vergleich zum Quader optisch nicht klar abgrenzen lässt. Die Übergänge zwischen den Mantelflächen erscheinen je nach Lichteinfall anders, was wiederum die vom Betrachter wahrgenommene Proportionen verändert. So wirkt die mit 500 mm angegebene Höhe noch höher. Eine Reduzierung auf eine angemessene Sitzhöhe von 400 bis 420 mm würde die Proportionen verbessern und eine flache Lage der Form betonen. Der naturfarbene Kautschukbelag erscheint mir für dieses ungewöhnliche Objekt zu brav. Gut vorstellbar wäre ein kontrastreicherer Farbton zum Nussbaum, der den synthetischen Charakter des Kautschuks und die schlichte Form des Möbels akzentuiert. Insgesamt erscheint der Entwurf als eine ausgesprochen reizvolle Idee für ein Möbel mit hohem Gebrauchswert.