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Gesellenstück »Lunge« der Holzbildhauerin Louise Clausen

Gesellenstück »Lunge« der Holzbildhauerin Louise Clausen
Ästhetik des Fragments

In ihrem Gesellenstück setzt sich die Holzbildhauerin Louise Clausen handwerklich künstlerisch mit der Anatomie der Lunge auseinander. Parallelen zur Zeitlage sind nicht ausgeschlossen.

Ein menschliches Organ wie die Lunge mit den Mitteln der Holzbildhauerei nachzubilden, ist als Gegenstand der Auseinandersetzung aktuell sicher kein zufällig gewähltes Thema – die Lunge als fragiles und angreifbares Lebensorgan steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Dennoch bildet Louise Clausen nicht die Pandemie ab: Ihr Gesellenstück bleibt in erster Linie eine handwerkliche, gestalterische und durchaus künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Zerbrechlichkeit. In diesen Prozess spielt das Zeitgeschehen hinein. »Zerbrechliche Strukturen« lautet der Titel ihrer Arbeit.

Zerbrechliche Strukturen

Zerbrechlichkeit will Louise Clausen durch maximale Filigranität und Leichtigkeit zum Ausdruck bringen: »Besonders wichtig war mir, ein Objekt zu schaffen, welches nur in Holz in dieser Form seine Wirkung entfalten kann, eine solche Leichtigkeit erreicht und eine organische Anmutung zeigt. Es sollte schwerlich bis gar nicht von einer Maschine hergestellt werden können. Das Thema dient der Bewusstmachung des Gefühls, dass Dinge, welche in ihrem zuverlässigen Funktionieren für uns selbstverständlich waren, ganz plötzlich sensibel und zerbrechlich erscheinen – sei es bezogen auf ein gesellschaftliches System oder den menschlichen Körper selbst.« Das auf diese Weise anschaulich gewordene Organ kann dem Betrachter eine Innensicht auf ein bisher äußerlich vorgestelltes Thema eröffnen: An die Stelle der Angst vor einer schweren Erkrankung eines zentralen Lebensorgans tritt Bewunderung für die Schönheit der Morphologie eines Organs. Wer die Ausstellung der Gesellenstücke der Schreiner und Holzbildhauer an den Schulen für Holz und Gestaltung Garmisch-Partenkirchen im Sommer 2020 sehen konnte, stand unvermittelt vor dieser Arbeit und war gleichermaßen fasziniert und berührt von ihrer Ausdruckskraft.

Louise Clausen hat sich intensiv und vielfältig mit der Lunge auseinandergesetzt, bevor sie konkret mit dem Schnitzen begonnen hat: Medizinische Bücher und Anatomie für Künstler studiert, gezeichnet und Radierungen zur Lunge angefertigt. Die Ästhetik der menschlichen Anatomie und des Fragments in seiner handwerklichen Umsetzung hat sie als Thema schon lange Zeit vor dem Gesellenstück begleitet.

Die Lunge ist aus Zirbelkiefer gefertigt, der Block von 420 x 380 x 160 mm aus zwei Teilen verleimt. Die sogenannte Plinthe, eine quadratische Plattform mit dünnem Rundstab, welche die Plastik in den Raum hebt, besteht aus Messing. Die Gesamthöhe beträgt 560 mm. Die Zirbelkiefer lässt sich leicht schnitzen und zeigt in der rötlichen Holzfarbe eine Nähe zum Organischen. Die Plinthe sollte ganz im Hintergrund bleiben, was durch die schlichte, zweckmäßige Form und das unaufdringliche Material gelingt. –JN

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