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Türen als Gestaltungselement

Handwerkliche Türen
Türen machen Räume

Im Innenausbau erfüllen Türen nicht nur Funktionsaufgaben, sondern tragen mit ihrer Gestaltung maßgeblich zur Wahrnehmung von Räumen bei. Das Handwerk kann und soll hier mitwirken.

Bernward Dickerhoff, Schreinermeister

Türen ermöglichen Durchblicke. Sie lassen sich öffnen und schließen und verändern so die Wirkung von Räumen. In geöffnetem Zustand schließen sie Nachbarräume und die äußere Umgebung mit ein und erlauben damit einen Blick in die Weite. Vollflächig verglaste Stahltüren mit schmalen, schwarzen Rahmen und Pivot-Beschlägen im Loft-Style folgen diesem Trend und werden stark nachgefragt.

Im Stil des Bauhaus Dessau schaffen diese Elemente zwar eine moderne Wohn- oder Büroatmosphäre – es handelt sich aber um Zukaufprodukte, die in der Regel vom Tischler allenfalls montiert und nicht selbst gefertigt werden.

Die versteckte Tür

Es gibt Innentüren, die sich ganz zurücknehmen und nahezu unsichtbar sind. Hier geht es allein um die Funktion der Tür, als trennendes Element mit Schallschutz, Brandschutz und anderen Aufgaben. Spätestens seit den 1950er-Jahren sind Tapetentüren bekannt. Sie werden bis heute verbaut. Zeitgemäße Varianten sind Türen, die exakt in die Furnierabwicklung der Wandverkleidung eingepasst sind, oder Türen mit lackierten Oberflächen, die mit der Umgebung verschmelzen.

Die Tür richtet sich also nach dem »Drumherum«, ohne eigene gestalterische Möglichkeiten auszuspielen. Je unauffälliger die Tür ist, desto größer wird die Bedeutung anderer Elemente im Raum, beispielsweise rückt eine Treppe in den Mittelpunkt des Betrachters oder das Interieur der Bewohner, Möbel, Kunstobjekte. In öffentlichen Gebäuden, beispielsweise im Kirchenbau, geraten weiße, in die Wände flächenbündig eingepasste Türen ganz in den Hintergrund.

Der Blick fokussiert sich ganz auf den Altarraum. In Museen und Verwaltungsgebäuden werden auf gleiche Weise Türen zu Lager- und Hausmeisterräumen »versteckt«. Wieder andere Türen integrieren sich diskret in ein umliegendes Möbel. Exemplarisch seien hier die Bibliothekstür oder eine Garderobentür genannt, die zwischen Bücherregalen beziehungsweise Kleiderhaken den Weg in ein Nebenzimmer freigeben.

Ein Portal als Verheißung

Türen, die vor der Wand sitzen, die klar abgesetzt sind, bezeichnet man als Portaltüren. Von den historischen Vorbildern abgeleitet sind dies heute betonte Eingangssituationen, wie man sie beispielsweise bei Konzert- oder Kongresssälen findet. Überbreite oder überhohe Türen werden häufig auf diese Weise eingearbeitet.

Hier wird direkt deutlich, wo die Zugänge liegen. Während früher die Umfassung meist aus Stein gearbeitet wurde, wird diese – ganz im Sinne des Tischlers − aktuell meist aus edlen Hölzern oder Furnieren ausgeführt. Die Portaltür drückt Wertschätzung für die Besucher und die besondere Bedeutung des dahinterliegenden Raumes aus.

In die gleiche Richtung stoßen regelrecht künstlerisch gearbeitete Türen. Man denkt hier zuerst an die Palasttüren diverser historischer Vorbilder. Aber auch im alltäglichen Umfeld finden sich zahlreiche Beispiele aufwendiger Innentüren mit Schnitzwerk. Vor allem aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts, aus dem Jugendstil und begleitenden Strömungen sind zahlreiche Beispiele erhalten und noch heute im Gebrauch. Bei der Konstruktion ging es vor allem darum, Transparenz zu schaffen.

In Neubauten sind solch filigrane, organische Schnitz- und Tischlerarbeiten praktisch nicht mehr zu finden. Auch verglaste Stichbögen oberhalb der Türen, die reichlich Licht in den Flur und innen liegende Räume bringen und die dem Objekt eine besondere Note geben, sucht man innerhalb der Gebäude meist vergebens.

Türen vom Tischler

Die Werkstätten Dickerhoff existieren seit 1880. Viele Kunden und deren Gebäude begleiten uns über Generationen. Eine besondere Aufgabe ist es daher, bei Umbauten oder Umnutzungen an die bestehenden Arbeiten meines Vaters anzuknüpfen. Manchmal gelingt es problemlos, die zeitlose Gestaltung fortzuführen. In anderen Fällen stehen diesem Anspruch Funktionalität und gesetzliche Vorgaben gegenüber.

Hier ist nun der erfahrene Handwerker und Gestalter gefordert, um im Dialog mit Architekten und Bauherren die beste Lösung zu finden. Auch mit mehreren Zulieferern stehen wir hierzu immer wieder in direktem Austausch, insbesondere wenn es um Beschläge und Bewegungselemente geht. Aufgrund der jahrzehntelangen Kooperationen können wir hier immer wieder unsere Ideen und Erfahrungen einbringen.

Manche Gestaltungstrends, die uns modern vorkommen, haben tatsächlich historische Wurzeln. Der Blick in unser Archiv entkräftet manchen Mythos und öffnet einen spannende Blick auf heutige Entwürfe. Erfahrene Handwerker/-innen sollten keine «Angst» vor besonderen Aufträgen haben. Hierin liegt eine großartige Chance, uns und unsere Tischlerarbeiten von der uniformen Massenware abzugrenzen.


Fortsetzung folgt

Als mehrteilige Serie wird die Wirkung von Innentüren im Raum in den kommenden dds-Ausgaben weiter vertieft. Es folgen Beiträge zu Konstruktion und Material mit Schwerpunkt Holz, zu Format und Größe sowie zu Transparenz und Inszenierung.


Steckbrief

Tischlerei: Werkstätten
Dickerhoff GmbH
Altenbochumer Str. 43
44803 Bochum
www.dickerhoff.de


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