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Möbel – es gibt sie noch

Möbel
Möbel – es gibt sie noch

Die Stadt Hamburg hat der Kunsttischlerin Hendrike Farenholtz den städtischen Karl-Schneider-Preis für angewandte Kunst verliehen. Aus der Jurybegründung spricht die euphorische Wiederentdeckung des klassischen Möbelbaus.

Neue und ungewöhnliche Formen erkennt die Jury in den Möbeln von Hendrike Farenholtz: In den maßgeschneiderten Entwürfen verbinde sie »ungewöhnlich profunde Kenntnisse handwerklicher Traditionen, kulturelles Wissen und einen ausgeprägten Sinn für zeitlose Schönheit.« Im Mittelpunkt der Entwürfe stehe der Mensch mit seinen emotionalen und funktionalen Bedürfnissen. Gleichzeitig bestätige sie Holz als ideales Material zur Gestaltung des Lebensumfelds. Dieser Wortlaut könnte einem Pflichtenheft für das gestaltende Tischlerhandwerk entnommen sein, das sich noch nicht darauf geeinigt hat, nur noch Plattenwerkstoffe zu verarbeiten. Wir reden also von einer Zeit, die lange zurück liegt. Sehr lange. So lange, dass die Lebenden fast vergessen haben, wie es war, als Tischler und Schreiner noch mit Holz gearbeitet haben. Ja, es klingt gerade so, als habe Hendrike Farenholtz das Tischler- und Schreinerhandwerk neu erfunden! Das würde sie nie für sich beanspruchen. Aber offensichtlich hat sie etwas bewahrt, was kollektiv in so großem Umfang verloren gegangen ist, dass Zeugnisse dieser Kultur Euphorie auslösen. Wohlgemerkt bei gebildeten Zeitgenossen: Prof. Dr. Sabine Schulze (Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg), Jan van Rossem (Journalist der Zeitschrift Architektur und Wohnen), Prof. Dorothea Wenzel (Dekanin der Fakultät Design, Medien und Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg) und weiteren, die ebenfalls in der Kultur der Gegenwart verankert sind.

Die begeisterte Jurybegründung ist eine Laudatio auf eine Kollegin, die sich treu geblieben ist: die seit 20 Jahren Möbel baut und »Lust auf Gucken« hat. Auch das ist eine Tugend, die früher jedem Lehrling ans Herz gelegt wurde. Vor der Ausbildung zu Tischlerin hat Hendrike Farenholtz erst studiert: Ethnologie und Kunstgeschichte. Die Werkstatt teilt sie mit drei anderen Selbstständigen, baut Möbel aus massivem Holz nach eigenen Entwürfen, aus Leidenschaft. Die Frage nach der Wirtschaftslage beantwortet sie knapp, aber munter: »Von der Hand in den Mund.« Es kommen auch junge Kunst- und Designstudierende, die sich für ihre Arbeit interessieren, und immer wieder auch junge Gesellen, die gerne mitarbeiten möchten – es sei auffällig, wie wenig die meisten von traditioneller Möbelbauweise wissen. So wirft der Preis für Hendrike Farenholtz auch ein Licht darauf, wie sehr sich unser Handwerk von seinen Wurzeln entfernt hat. JN

Karl-Schneider-Preis
Der von Senat und Bürgerschaft 1985 gestiftete Karl-Schneider-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg ist mit 7500 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre an Künstler verliehen, die im Bereich angewandter Kunst arbeiten, in Hamburg oder der näheren Umgebung leben und deren Werke Auszeichnung verdienen.
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