Mit leichter Hand

Eine Präsentation lebt nicht nur vom Inhalt, sondern insbesondere von der Form. Fotorealistisch bearbeitete CAD-Entwürfe stehen zurzeit hoch im Kurs und verdrängen die mit künstlerischen Mitteln ausgearbeiteten Darstellungen. Man muss nicht qualitativ bewerten, wie realistisch der „Fotorealismus“ wirklich wirkt. Unstrittig ist, dass schludrig mit Buntstift angeschummerte Perspektiven mit der Perfektion aus dem Rechner nicht mithalten können. Doch wer Fleiß und Begabung mitbringt, kann zu einer individuellen Handschrift finden.

Freunde der Darstellungstechnik mit der Hand am Arm bedienen sich gerne aus zwei Welten: CAD ist unschlagbar, um Konturen anzulegen und perfekte Perspektiven zu erstellen. Aber will der Kunde wirklich die Riemen des Parketts zählen können? Hat virtuelle Buche aus der Materialbibliothek in einer minia- turisierten Darstellung des Innenraums irgendetwas mit der Anmutung zu tun, die Buche-Möbel einem Raum in der Realität verleihen? Hier können mit künstlerischen Mitteln unter Umständen die überzeugenderen Ergebnisse erzielt werden, und zwar gerade deshalb, weil sie nicht den Anspruch auf Abbildung der Realität erheben. Jörg Focking hat auf einfachem Packpapier mit Markern, Buntstift und einem weißen Kreidestift gearbeitet. Die Perspektive wurde mit dem CAD-Programm „Pytha“ erstellt. Die sparsam angelegte Kolorierung lässt den Raum durch Licht und Schatten plastisch erscheinen. Man kommt nicht auf die Idee, dass alles gar nicht stimmt, weil die Wände in Wirklichkeit weder weiß noch grün sind. Die Handschrift wird positiv wahrgenommen, zumal die gewählten gestalterischen Mittel sehr gut in den „Öko-Kontext“ des Projekts passen. JN

Fachakademie für Holzgestaltung des Bezirks Oberpfalz, 93413 Cham Tel.: ( 09971) 6074, Fax: 40264 Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen, 92507 Nabburg Tel.: (09433) 2442-0, Fax: -222