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Konstruktive Leckerbissen

Ausbildung
Konstruktive Leckerbissen

In der Septemberausgabe haben wir sechs von 240 Berliner Gesellenstücken vorgestellt, die mit Charme und Leichtigkeit überzeugen. In unserer heutigen Auswahl liegt der Schwerpunkt auf Entwürfen mit konstruktiv-technischen Finessen.

Masse kann erdrücken – aber auch gehaltvoll sein. Im Oberstufenzentrum für Holztechnik in Weißensee stellte die Tischlerinnung Berlin im Juli ihre Gesellenstücke vor. Raus aus dem Flieger, rein in den Berliner Bus und raus nach Weißensee zu den Werken des Tischlernachwuchses. Verteilt auf zwei Gebäude in zwölf Unterrichts- und Werkstatträumen warten die 240 Arbeiten der angehenden Tischlergesellen. Unser Berliner Fotograf Markus Hilbich steht bereit mit Kameras, Studioleuchten und seiner »Hohlkehle« (Papierrolle), um ausgesuchte Stücke für die dds-Leser ohne störenden Hintergrund abzulichten. Nun heißt es zackig eintauchen in die Vielfalt der Objekte und sich einen ersten Überblick verschaffen – der Fotograf will mit lohnenswerter Arbeit versorgt sein! Der Gesellenjahrgang 2014 macht es einfach. Einzelne Stücke heben sich durch ihre kreative Gestaltungsideen hervor, andere durch klassische, ausgewogene Proportionen. Und manche überzeugen neben einem gelungenen Gestaltungsauftritt zudem mit ihren konstruktiven Finessen. Exemplarisch sei hier das Gesellenstück von Jakob Elmenhorst vorgestellt. Er hat sich dem Thema Schreibmöbel am Heimarbeitsplatz gewidmet. Wie kann man auf sehr kompaktem Raum abends noch schnell die Mails checken, die letze Rechnung überweisen und dann mit einem Handgriff Papier und Technik verschwinden lassen? Jakob hat dazu alte Sekretäre aus dem 18. Jahrhundert betrachtet. In England und Frankreich war der Rollladen eine gängige Verschließtechnik, um liegen gelassene Dinge zu verstecken. Durch die starre Ausbildung der Platte bekam dieser Möbeltyp eine große Tiefe und Dominanz im Raum. Mit dem Kunstgriff einer ausziehbaren Schreibfläche reduziert Jakob die Tiefe seines Rollladenmöbels. Da er zugleich die Rollladenlamellen mit der Schreibfläche koppelt, schließt und öffnet sich das Möbel komfortabel: Zieht man mit einem Handgriff die Schreibfläche heraus, öffnet sich der Rollladen und schafft Platz zum Arbeiten. Umgekehrt verschwindet mit einem Handgriff der ganze Kram!

Jede Lamelle ist stirnseitig mit Kugellagern bestückt, dadurch gleiten die Holzleisten sanft in der Führungsnut der Korpusseiten. Der Schubkasten hängt in Laufschienen und kann seitlich verschoben werden. So kann das Notebook auf der Schreibfläche liegen bleiben, wenn man diese einfährt. Das Möbel von Jakob Elmenhorst offenbart, wie sich perfekt konstruierte Details mit einer gelungenen Gestaltung verknüpfen lassen. Die Rundung, die einen weichen, ruckelfreien Lauf des Rollladens erlaubt, findet sich in der weiteren Formensprache des Möbels wieder, ohne das Ganze weichzuspülen. Markant bietet das Gestell einen guten Kontrast zum runden Aufbau. »Rund um die Ecke« ist kein Widerspruch, es ist ein Statement! Eines von vielen positiven des Berliner Jahrgangs 2014.
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