Sensible Oberfläche
So edel matte Oberflächen aussehen, so empfindlich können sie gegenüber alltäglichen Beanspruchungen sein. Durch Schweiß und Hautfett, die die mikroraue Struktur verringern und das Licht stärker reflektieren als die Oberfläche selbst, zeichnen sich Fingerabdrücke oft unschön ab. Optisch ebenso störend sind Glanzstellen, die bei sehr matten Flächen durch Scheuern oder Kratzen hervorgerufen werden können: Bei einer starken mechanischen Beanspruchung der Oberfläche wird die raue Mikrostruktur des Lacks leicht verändert, bei ungünstigem Lichteinfall sind diese Stellen dann als Glanzmarkierungen erkennbar.
Die neueste Generation matter Möbellacke ist für diese Problematik allerdings gut gerüstet, denn sie wurde speziell dafür entwickelt, wie beispielsweise die Softmatt-Produktlinie von Adler. Die Lacke, die sowohl auf Wasser- als auch auf Lösemittelbasis verfügbar sind, ermöglichen Oberflächen in äußerst tiefen Mattgraden mit einem warmen, samtigen Griff und guten Antifingerprint-Eigenschaften. Ein Highlight ist hierbei der wasserbasierte Möbellack Bluefin Pigmosoft für die Spritzapplikation, der eine Selbstregenerationsfähigkeit aufweist: Der Lack kann sich von leichten Kratzstellen in der Oberfläche gewissermaßen erholen. Kleine Kratzer oder aufglänzende Stellen verschwinden innerhalb weniger Stunden. Wischt man die Oberfläche mit einem feuchten Tuch oder mit Adlers Clean-Möbelreiniger ab, lässt sich dieser Prozess noch beschleunigen. Eine noch höhere Widerstandsfähigkeit der tiefmatten Oberfläche bei gleichzeitig optimalen Verarbeitungseigenschaften lässt sich mit den UV-Lacken aus dem Adler-Sortiment erzielen: Innolux Softmatt für 100 Prozent UV-Anlagen, Bluefin Multilux Softmatt für transparente Wasser-UV-Beschichtungen und Pigmolux Softmatt für deckende Wasser-UV-Aufbauten.
Innovative Technologien
Eine spannende Alternative zu klassischen matten Möbellacken sind neue technische Verfahren wie Excimer und Calander Coating Inert, die tiefmatte Lackoberflächen mit äußerst hoher Beständigkeit sowie guten Anti-Fingerprint-Eigenschaften ermöglichen. Beim Excimer-Verfahren wird der aufgetragene Lack zuerst oberflächlich angeliert und dann mit UV-Licht bestrahlt. Dadurch bilden sich mikroskopisch kleine Falten an der Lackoberfläche – durch das Mikroskop betrachtet sieht der Lack aus wie eine Sanddünenlandschaft. Das Calander Coating Inert erreicht die mikroraue Oberfläche durch eine hauchdünne, feinststrukturierte Spezialfolie, die im Walzverfahren eine Mikrostruktur in die nicht vollständig ausgehärtete Lackoberfläche prägt und so für den gewünschten Mattgrad sorgt. Bei beiden Verfahren erfolgt die UV-Härtung des Lacks unter Sauerstoffausschluss. Das sorgt für eine noch höhere Oberflächenqualität, denn je geringer der Sauerstoffgehalt während der UV-Bestrahlung, desto besser vernetzt der Lack und desto widerstandsfähiger wird er.
Interessante Alternativen
Aufgrund der hohen Investitionskosten sind Technologien wie Excimer und Calander Coating in erster Linie für die Industrie interessant. Für Tischler- und Schreinerbetriebe ist das aber kein Grund für Sorgenfalten, denn die Entwicklung der Möbellacke ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass sich damit tief-matte Oberflächen in ähnlich hoher Qualität erzeugen lassen wie mit UV-basierten Systemen. Dazu bietet die Spritzapplikation noch zusätzliche Vorteile wie die flexible Fertigung kleinster Losgrößen oder eine echte Nullfuge durch überlackierte Kanten.
Qualität zählt
Ob vollautomatische Lackieranlage oder Spritzkabine, ob UV- oder 2K-Möbellack: Die passenden Produkte für jede Applikationsart finden Verarbeiter im Sortiment von Adler. Neben Möbel- und UV-Lacken hat sich die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Österreichs führendem Lackhersteller in den vergangenen Jahren intensiv mit neuen Technologien auseinandergesetzt. Die hauseigene Anwendungstechnik umfasst Applikations- und Trocknungsgeräte auf dem neuesten Stand, darunter auch eine Excimer-Anlage. Dazu verfügen die Anwendungstechniker von Adler über viel Praxiserfahrung und können optimale Beratung und eine präzise Anlagenabstimmung garantieren. Denn schließlich gilt: Noch wichtiger als die Beschichtungstechnologie ist das verwendete Material – mit einem qualitativ schlechten Lack nützt die modernste Technologie nichts. Umgekehrt kann mit hochwertigen Möbellacken auch im Spritz- oder UV-Verfahren eine sehr hochwertige und konkurrenzfähige Oberfläche erzielt werden.
Steckbrief
Reinhard Guem ist Leiter des Entwicklungsbereichs Möbellacke bei Adler-Werk Lackfabrik GmbH & Co. KG, A 6130 Schwaz
www.adler-lacke.com