In einer Serie schauen wir Kollegen dabei über die Schulter, wie sie runde Formen an Möbeln und Innenausbauten umsetzen. Teil 2: das mobile Arbeitsmöbel »Officer«.
Andreas Maier, Daniel Straller, Jakob Waas und Anton Buchner haben im Rahmen einer Projektarbeit an der Meisterschule Garmisch-Partenkirchen das Arbeitsmöbel Officer entworfen und in einer Kleinserie gefertigt. Es handelt sich um einen mobilen Arbeitsplatz, den man dort, wo er gebraucht wird, an die Wand lehnen kann.
Der Grundkörper des Möbels besteht aus einem Formholzwinkel, auf dem ein kleiner Korpus zur Unterbringung der wichtigsten Schreibuntensilien aufliegt. Deckel und Griffleiste sind ebenfalls formverleimt und gleichen in Material, Stärke und Radius dem Grundkörper. Der Frontalauszug des Korpusses ist von der Seite her zugänglich, damit er aus der Sitzposition heraus leicht erreichbar ist. Im oberen Bereich ist ein Kleinteileauszug versteckt, der durch leichtes Andrücken automatisch ausfährt. Die beiden Edelstahlbeine durchdringen die Formholzschale. Die Füße sind mit Gummipuffern versehen, so dass das Möbel auch auf glatten Böden nicht wegrutscht und sicher an jeder Wand steht.
Zur Fertigung der Formholzteile wurde zunächst eine Vollkern-Schablone aus mehreren Lagen 38-mm-Spanplatte hergestellt. Das eigentliche Formteil wird dann über dieser Schablone in einer Vakuum-Membranpresse aus 19 Schichten 0,6-mm-Nussbaumfurnier verleimt. Die Deckschicht bildet ein 1,5 mm dickes Furnier, so dass eine Gesamtstärke von 15 mm erreicht wird. Knifflig war die Frage, welcher Leim sich eignet. Er musste zum einen sehr formstabil sein, zum anderen eine lange offene Zeit aufweisen. Gute Erfahrungen machten die Meisterschüler mit einem Kaurit-Kaltleim (»BASF Kaurit 285«).
Nach dem Verleimen werden die Teile auf der Formatsäge auf Länge und Breite geschnitten und die Löcher für die Beine gebohrt. Schwierig erschienen zunächst die Bohrungen in der Rückwand, da die Beine in flachem Winkel auf die Fläche treffen. Mit Hilfe des Bohrersystems »Zobo« von Protool und einer CNC-gefertigten Schablone gelang das jedoch erstaunlich einfach und genau. HJG
Das sagt der Formteil-Spezialist
Die Geometrie »Gerade-Radius- Gerade« ist eine besondere Herausforderung
Zum einen werden die Spannungen des Bogens in die Schenkel weitergetragen und können dort eine leichte Verformung hervorrufen. Zum anderen ist es schwierig, den gewünschten Winkel zu halten.
Bei dünnen Furnieren und manuellem Leimauftrag ist zügiges Arbeiten angesagt, da durch die Feuchtigkeit des Leims die Lagen wellig werden. Abgesperrte Furniere erleichtern die Arbeit und fangen Spannungen auf.
Vakuum-Membranpressen bieten für variable Verformungen gute Voraussetzungen. Die Herstellung der Pressformen ist aufwändig, da sie sehr stabil sein müssen. Für die Produktion von Kleinserien bietet sich die Strangverpressung an, bei der in einem Pressvorgang mindestens drei Korpusteile verpresst werden.
Rupert Niedermeier, Holz in Form GmbH
»Kompetenz in rund«
Die in dieser Serie vorgestellten Objekte sind Einreichungen zum Wettbewerb »Kompetenz in rund« der Holz in Form Niedermeier GmbH (vgl. dds 8/06, S. 9). Das Arbeitsmöbel Officer belegte dabei den 2. Platz. www.holz-in-form.de
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Sind 15 cm ein Muss?
