1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Technik »

Ohne CNC keine Chance

Technik
Ohne CNC keine Chance

Dass die CNC-Technik nicht nur Sache der Industrie ist, sondern auch Tischlereien rentabler macht, behauptet der Schreinermeister und staatlich geprüfte Betriebsmanager Andreas Weinzierl aus Traunstein.

Gestiegene Verbraucheransprüche an Individualität, Funktionalität und Design sowie komplexe Beschlag systeme führen zu immer komplizierteren Werkstückgeometrien, die mit konventioneller Fertigungstechnik nur schwer und mit hohem Zeitaufwand zu realisieren sind. CNC-Maschinen können in vielen Fällen schneller und präziser arbeiten.

Tischler und Schreiner, die über eine Investition in die CNC-Technik, z.B. in ein Bearbeitungszentrum, nachdenken, sollten mit offenen Augen durch die Werkstatt gehen, alle gefertigten Einzelteile betrachten und sich folgende Fragen stellen:
  • Welche Arbeitsgänge hätten mit einer CNC-Maschine schneller und besser erledigt werden können?
  • Welche Nacharbeit, Rüstzeit oder Bearbeitungszeit würde man einsparen?
  • Wieviele Arbeitsgänge werden tagtäglich im Bankraum von Hand kostenintensiv erledigt, weil sie von vornherein nicht oder nicht ausreichend in die Planung integriert wurden?
Die Umstellung auf CNC-Technik bedeutet nicht automatisch die Beschränkung des Tätigkeitsfeldes auf Plattenbearbeitung mit Plattensäge, Kantenanleimmaschine und Bearbeitungszentrum, die Standardisierung von Konstruktionen, Schichtbetrieb oder komplette Bewältigung der AV mit dem PC. Vielmehr deutet sie hin auf eine rationelle, zeitgemäße Fertigung, auf ein breites Bearbeitungsspektrum, Qualitätsverbesserung und weniger Nacharbeiten. Im Tischler- und Schreinerhandwerk ist ein konservatives Denken sehr verbreitet. Sätze wie „das haben wir schon immer so gemacht“ wie auch „finanziell nicht drin“ zeugen nicht von einer offenen Art, wie sie heute für Betriebsinhaber unumgänglich geworden ist. Vielmehr kann man aus solchen Äußerungen schließen, dass das Unternehmen in der Vergangenheit auf verändernde Märkte nicht angemessen reagiert hat.
CNC-Technologie ist in erster Linie Kopfsache. Nur wer bereit und offen ist für Veränderungen, wer sich auch dafür begeistern kann und wer in der Lage ist, anfängliche Rückschläge wegzustecken, erfüllt die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umstellung auf die CNC-Technik. Ebenso muss es in der Anfangsphase selbstverständlich sein, Werkstücke auf dem Bearbeitungszentrum zu fertigen, die konventionell in nur einem Drittel der Zeit herstellbar sind. Bleiben Sie Ihrer Entscheidung absolut treu. Nichts wäre fataler als – wenn auch zeitlich begrenzt – wieder auf Standardmaschinen zu fertigen. Dass gerade im ersten halben Jahr ein nicht zu unterschätzendes finanzielles Polster zum Erlernen und Erstellen von Programmen benötigt wird, versteht sich von selbst.
Auf Dauer gibt es keine Argumente
gegen den technischen Fortschritt
Wer noch keine CNC-Maschine einsetzt, hat sicher auch den einen oder anderen vernünftigen Grund dafür: ein zu geringes Arbeitsaufkommen für eine befriedigende Maschinenauslastung, Platzmangel oder die Angst vor der Spezialisierung. Letztendlich kommt es auf das Wollen des Unternehmers an. Auch wer derzeit schlagkräftige Gründe gegen die CNC-Technik hat, kann diese niemals auf Dauer gegen den Fortschritt ins Feld führen. Selbstverständlich darf sich niemand darauf verlassen, am Markt erfolgreich zu sein, nur weil er in CNC-Technik investiert hat. Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen weisen uns immer wieder auf notwendige Laufzeiten hin, damit sich eine Maschine amortisiert.
Als grobe Richtlinie gilt, dass eine Tischlerei oder Schreinerei von der Investition in ein Bearbeitungszentrum absehen sollte, wenn sie mit ihrem Auftragsaufkommen nicht eine wöchentliche Mindestlaufzeit von vierzehn Stunden bzw. zwei Arbeitstagen sicherstellen kann. Dieser Richtwert beruht auf im Tischlerhandwerk üblichen Investitions- und Kostenstrukturen.
Jeder Betrieb sollte außerdem anhand eines repräsentativen Auftragsbündels einen Kostenvergleich zwischen seiner bisherigen konventionellen Fertigung und einer CNC-Produktion vornehmen. Ein Bearbeitungszentrum ist nur dann rentabel, wenn die Kostenersparnis durch geringere Rüst- und Bearbeitungszeiten und weniger Nacharbeiten größer ist als die mit der Investition verbundene Fixkostensteigerung.
Mit einer CNC-Maschine lässt sich je nach Komplexität der Bearbeitungsaufgabe eine Zeitersparnis von bis zu 75 Prozent gegenüber der konventionellen Fertigung erzielen. Dies gilt beispielsweise für das komplette Fertigstellen von Haus- und Zimmertüren und das Fertigen von komplexen Formteilen oder komplizierten Bohrbildern im Möbelbau. Je größer die Ersparnis, desto geringer fällt die noch wirtschaftliche wöchentliche Mindestlaufzeit aus.
Was sonst noch zu beachten ist
Eine Investition in eine CNC-Maschine bringt Tischlern und Schreinern auch schwer kalkulierbare Vorteile, wie eine höhere Flexibilität oder eine zusätzliche Schlagkraft. Diese sollte man vorsichtigerweise nicht in die Kalkulation einfließen lassen.
Vor einer Investitionsentscheidung sollten Sie neben dem Kostenvergleich und der Maschinenlaufzeit auch auf folgende Punkte achten:
  • Sind ohnehin Investitionen notwendig, oder können andere Maschinen abgestoßen werden?
  • Kann ich den Informations- und Materialfluss vor und nach der CNC-Maschine so bewältigen, dass es nicht zu Stillstandszeiten kommt?
  • Kann ich neue Märkte erschließen, um eine bessere Auslastung zu erzielen?
  • Kann die bestehende Produktpalette zur besseren Auslastung auf die CNC-Maschine abgestimmt werden?
Vergessen Sie nicht die eventuell erforderlichen zusätzlichen Investitionskosten. Ein erhöhter Absaugbedarf, eine neue Druckluftanlage, bauliche Veränderungen oder ein neuer Stromanschluss, Spezialfräswerkzeuge oder Sonderwünsche an die Maschine selbst können die Anschaffung einer CNC-Maschine schnell uninteressant machen.
Längst haben die Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen neben ihrer Industriekundschaft den Bedarf der Tischler und Schreiner entdeckt und ihr Angebot darauf abgestimmt. Der damit verbundene Preisrückgang hält bereits seit einigen Jahren an. Mit weiteren nennenswerten Preissenkungen ist aber nicht zu rechnen. CNC-Maschinen wurden in den letzten Jahren vor allem softwaretechnisch verbessert, sodass die Programmierung einfacher und unkomplizierter wurde.
„CNC-Technik ist Chance.
Sie zu nutzen ist unsere Aufgabe!“
Aktuelles Heft
Titelbild dds - das magazin für möbel und ausbau 4
Aktuelle Ausgabe
04/2024
EINZELHEFT
ABO
dds-Zulieferforum
Tischlerhandwerk in Zahlen

Zahl der Betriebe im Tischlerhandwerk

dds auf Facebook


dds auf YouTube

Im dds-Channel auf YouTube finden Sie:
– Videos zu Beiträgen aus dds
– Kollegen stellen sich vor
– Praxistipps-Videos
– Maschinen & Werkzeuge

Abonnieren Sie dds auf YouTube »