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Formatkreissägen

Formatkreissägen
Höher, flexibler, präziser

Wie bei vielen Schreinereien beschränken sich auch bei Stein & Weidle die CNC-Fähigkeiten auf die Plattenbearbeitung. Dennoch schrecken die Kollegen in Leonberg auch vor den kompliziertesten Massivholzteilen nicht zurück.

Rainer Stein steht an der vor zwei Jahren angeschafften Tischkreissäge und wechselt ein Längsschnittsägeblatt mit 550 mm Durchmesser ein und meldet es mit der eingravierten Nummer am Touchscreen an. Er fertigt Tischbeine in Eiche. Von der einen Seite betrachtet sind sie schmal und rechteckig, in der anderen Ansicht sind sie oben doppelt so breit wie dick und laufen nach unten konisch zu. Auch der Querschnitt ist nicht rechteckig, sondern trapezförmig. Die schmalen Seiten des Trapezes zeigen im zusammengebauten Tisch in Richtung der Tischecke, die breiten zur Tischmitte. Außerdem stehen die Tischbeine nicht senkrecht, sondern im leichten Spagat in Richtung Tischecken.

Das Zargengestell unterhalb der Tischplatte sowie das Steggestell auf einem Drittel der Tischhöhe hat der Schlosser nach Zeichnung und mithilfe von Mustertischbeinen aus Fichtenholz gefertigt. Das komplexe Tischgestell haben Rainer Stein und sein Kollege und Mitinhaber der Schreinerei Michael Weidle mit dem 3D-CAD-Programm »Vectorworks« konstruiert. Zu den Tischbeinen hin sind Zargen- und Steggestell mit rechteckigen Montageflanschen versehen, die an den Innenseiten in die Tischbeine einzulassen sind. Dank einer großen Schnitthöhe von bis zu 204 mm, der beidseitigen Neigbarkeit des Sägeblatts, der digitalen, zehntelmillimetergenauen Maßeinstellung sowie einer Winkelpräzision im Hundertstelgradbereich kann Rainer Stein die Tischbeine aus rechteckig ausgehobelten Eichenholzrohlingen komplett auf der Tischkreissäge fertigen. Alle Winkel für die Sägeblattneigung und den Winkelanschlag sowie Maße am Parallelanschlag oder den Anschlagklappen am Winkelanschlag hat er aus dem 3D-Vectorworks-Modell entnommen.

Beidseitig schwenkbar

Zunächst längt er die Beine rechtwinklig ab. Mithilfe einer Schablone sägt er die innere Schräge und längt die unteren Beinenden bei um 10° nach links geschwenktem Sägeblatt ab. Für die oberen Enden schwenkt er das Blatt nach rechts. Die Ausklinkungen für das Zargen- und Steggestell nimmt Rainer Stein mit dem Nut-Programm vor. Es erzeugt die Nut durch mehrere nebeneinanderliegende Schnitte. Am Touchscreen bemaßt der Tischlermeister dazu eine skizzierte Nut mit der Tiefe, der Lage und der Breite. Die Maschinensteuerung fährt das Sägeblatt auf die entsprechende Höhe und gibt vor, auf welche Maße der Parallelanschlag nach Digitalanzeige für jeweils einen Schnitt einzustellen ist.

Touchscreen und Digitalanzeige

Eine zweite, ebenfalls auf der Formatkreissäge selbst gefertigte Schablone aus Spanplatte füllt den vom Rohling bereits abgetrennten Keil von unten wieder auf und fixiert den Rohling auf dem Schiebe- und Besäumtisch. Unter der Schablone sitzt eine Leiste, die in die T-Nut des Schiebetisches greift und sich damit exakt positioniert. Ein in der T-Nut verankerter Exzenterspanner hält die Schablone fest. Das mächtige, um -7,5° nach links geneigte Längsschnittsägeblatt trennt den nächsten Keil vom Rohling ab. Bei allen Schrägschnitten führt er am Parallelanschlag einen MDF-Streifen mit, um zu verhindern, dass der soeben abgetrennte Keil in den Spalt zwischen Sägeblatt und Tisch fällt. Nachdem er diesen Schnitt an allen vier Beinen gesägt hat, dreht er die Schablone um 180° und schrägt auch die gegenüberliegende Seite ab. Die Beine haben ihre endgültige Form. Jetzt heißt es nur noch Schleifen mit dem Exzenterschleifer, Beizen und Lackieren.

Mittleres bis oberstes Marktsegment

Die Inhaber Rainer Stein und Michael Weidle führen die 2006 in Leonberg gegründete Schreinerei. Das Unternehmen bedient hauptsächlich Privatkundschaft vom mittleren bis hin zum obersten Marktsegment und beschäftigt in einer 1000 m² großen Werkstatt drei Meister, drei Gesellen und drei Auszubildende. Neben den Standardtischlereimaschinen stehen in der Werkstatt eine vertikale Plattensäge, eine Kantenanleimmaschine und eine vertikale Durchlauf-CNC. Außerdem gibt es eine großzügige, lufttechnisch vollausgestattete Oberflächenabteilung. Die vertikale Plattensäge eignet sich nur zum Aufteilen, für den Endschnitt arbeitet sie zu ungenau. Daher sieht der normale Arbeitsfluss das Aufteilen auf der stehenden Säge und das Formatieren auf der Formatkreissäge vor. In Ausnahmefällen kann auch die Durchlauf-CNC das Formatieren von Platten übernehmen. Diese ist jedoch nur für die Plattenbearbeitung ausgelegt und kann kein Tischbein dieser Größe bearbeiten.

Vor zwei Jahren investierten die Inhaber in die neue Formatkreissäge. Nach intensiver Recherche zu dem, was der Markt zu bieten hat, fiel die Entscheidung auf das Modell »T75 Prex« von Martin. Anlass der Ersatzinvestition war der Wunsch nach einer größeren Schnitthöhe, der Schwenkbarkeit nach rechts und links, einer größeren Schnittlänge sowie vor allem Präzision per Touchscreen und ohne Probeschnitt.

Präzision per Touch

Rainer Stein sagt: »Wir wussten zwar, welche Features wir bei Martin bestellt haben, sind aber dennoch erstaunt, wie diese uns die alltägliche Arbeit erleichtern und uns unnötige Nacharbeiten ersparen. Jeder in unserer Belegschaft arbeitet gerne mit der neuen Formatkreissäge und nutzt auch alle neuen Möglichkeiten. Mit dem intuitiven Touchscreen geht auch Kompliziertes leicht von der Hand.«


dds-Redakteur Georg Molinski besuchte die Schreinerei Stein & Weidle in Leonberg. Er begegnete einem kreativen Team, das sich so einiges einfallen lässt, um auch die kompliziertesten Kundenwünsche zu erfüllen.


Steckbrief

Anwender:
Schreinerei Stein & Weidle GbR
71229 Leonberg
www.schreinerei-sw.de

Maschine: Otto Martin Maschinenbau GmbH & Co. KG
87724 Ottobeuren
www.martin.info


»Begeistert nutzen wir alle neuen Features, die uns die T75 PreX bringt: das beidseitige Schwenken, die enorme Schnitthöhe, den übersichtlichen Touchscreen, das Abspeichern von Programmen und das Einstellen über CNC-Achsen oder nach Digitalanzeige.«

Rainer Stein

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