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Kein Imitat!

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Kein Imitat!

Furnier muss immer öfter anderen Materialien weichen. dds hat Helmut Lübke, Möbelproduzent, Präsident des Rates für Formgebung sowie des Verbandes der deutschen Möbelindustrie, nach seiner Meinung gefragt.

Wird das Furnier aus dem Möbel- und Innenausbau bald vollständig verdrängt sein?

Nein, echtes Holz – und Furnier ist echtes Holz – wird langfristig immer gefragt sein. Den in den letzten Jahren drastisch zurückgegangenen Marktanteil führe ich auf eher kurzfristige Modeschwankungen zurück, die sich jedoch nicht durchsetzen werden. Ordentlich Furniertes finde ich viel wertvoller als Massives, zum einen weil es die Ressource Holz effektiver nutzt, zum anderen weil man durch die Auswahl des Furnierbildes und seiner regelmäßigen Wiederholung die optische Wirkung gezielt bestimmen kann.
Wie beurteilen Sie die konkurrierenden Oberflächenmaterialien?
Insgesamt profitieren wir von einer enormen und ständig wachsenden Materialvielfalt, die uns breiten Gestaltungsspielraum gibt und auch spannenden Materialmix erlaubt. Große Konkurrenten des Furniers sind neben Decklacken und Massivmaterialien vor allem bedruckte Melaminpapiere und Folien. Auch dieses umfangreiche Marktangebot weiß ich sehr zu schätzen. Jedoch lehne ich die Imitationen von Holz oder anderen Naturmaterialen entschieden ab. Fotografien als Ersatz für das Echte heranzuziehen, ist unanständig und verstößt gegen den Geist guten Designs.
Sind Sie auch gegen Holznachbildungen aus Holz wie bei Industriefurnieren, die unter dem Namen Fineline bekannt sind und von Alpi oder Tabu hergestellt werden?
Nein, überhaupt nicht! Hierbei handelt es sich um echte Furniere und damit auch um echtes Holz. Es wurde geschickt zerlegt, bearbeitet und wieder zusammengefügt und danach zu Furnieren geschnitten. Dies ist aktive Gestaltung, Design im wahrsten Sinne des Wortes, und hat nichts mit dem unaufrichtigen Imitat zu tun, das sich hinter einer Schichtstoffbezeichnung wie „Buche Dekor“ verbirgt.
Was sind die Trendhölzer?
Die Hochzeiten von Buche und hellem Ahorn sind vorbei. Jetzt ist die Eiche wiedergekehrt und mit ihr zahlreiche, vor allem dunklere Hölzer wie Wenge, Nussbaum oder Zebrano.
Sind eher strenge Furnierabwicklungen gefragt oder willkürlich zusammengesetzte Bilder?
Hochwertige furnierte Oberflächen zeigen die Schönheit des Holzes in einer wohl geordneten und harmonischen Form. Da kann man nicht einfach die Blätter willkürlich zusammensetzen, oder Fixmaße aus fertig furnierten Großformaten herausschneiden. Der Verarbeiter kann, je nachdem was er ausdrücken möchte, mit streifigen oder blumigen Furnieren geschobene Bilder erzeugen oder die Blumen anschneiden und spiegeln. Hier ergänzen sich die Willkür der Holzmaserung, ihre Wiederholung und die geometrische Präzision der Verarbeitung zu begehrten Unikaten.
Welche Oberflächenbehandlung zieht die Möbelkundschaft vor?
Das Spektrum ist extrem weit und reicht von Kunden, die das Holz sehr naturnah erleben wollen, über Verbraucher, die ansehnliche und pflegeleichte Möbel haben wollen, bis hin zu Liebhabern ausdrucksstarker, angefeuerter Edelholzbilder. Erstere ziehen eine leicht gölte Oberfläche vor, die das Holz erscheinen lässt, als sei es frisch gehobelt. Letztere haben sich auf die hochglänzend polierten Oberflächen zurückbesonnen, wie wir sie aus den 60er Jahren kennen. Hier sind die Holzporen komplett gefüllt. Das Holz wirkt wie in Glas gegossen und kann so angefeuert seine volle Farbenpracht entfalten. Das Gros der Verbraucher zieht einen unauffälligen Mattlack vor.
Das Interview führte dds-Redakteur Georg Molinski
Fotografien als Ersatz für das Echte
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