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In Vergessenheit geraten

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In Vergessenheit geraten

Da Tannenholz jahrzehntelang nur im Mischsortiment mit der Fichte zu beziehen war, sind seine besonderen Eigenschaften in Vergessenheit geraten. Dr. Thorsten Beimgraben und Oliver Hövelmann stellen ein Förderprojekt vor.

Ein Projekt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) fördert eine neue Wertschätzung der Weißtanne. Sie gehört zum natürlichen Bestand der Bergmischwälder im Alpenraum und in den süddeutschen Mittelgebirgen. Ihr tiefgreifendes Wurzelsystem macht sie zu einem unverzichtbaren Stabilisator in diesen Wäldern. Doch die Tanne hat nicht nur ökologische Vorteile. Ihr Holz ist traditionell als Bauholz beliebt. Bauernhöfe, Kirchengewölbe und Wohnhäuser wurden aus ihm errichtet und überdauerten Jahrhunderte. Neben der altüberlieferten Dauerhaftigkeit ist die Harzfreiheit der Tanne der Hauptvorteil gegenüber der Fichte.

Prädestiniert für den Möbelbau
Dadurch ist sie geradezu prädestiniert für den Innenausbau und als Möbelholz. Unterstrichen wird diese Eigenschaft durch ein helles und edles Erscheinungsbild. Tannenholz bietet vielfältige Möglichkeiten, vom Fußboden bis zum Saunabau. Es verfügt über eine hervorragende Tränkfähigkeit, gleich ob Öle, Wachse oder andere natürliche Veredlungsprodukte verwendet werden. In der wieder aufgebauten Frauenkirche in Dresden wurden, neben Kirchenbänken und Empore, die Innenverkleidungen aus Weißtanne gestaltet. Weißtannenholz war bereits beim Originalbau die ideale Grundlage für Putze, die sich nachträglich bemalen ließen. Die technischen Eigenschaften sind sehr gut. Die Biege- und Druckfestigkeit ähneln denen der Fichte. Damit eignet sich die Weißtanne ausgezeichnet als Konstruktionsholz. Ausschreibungen, die sich auf Fichtenholz, beschränken, lassen sich mit technischen Argumenten nicht begründen. An das Können der Säger stellt die Weißtanne höhere Ansprüche. Ihr Holz ist aufwändiger zu trocknen und erfordert einen erhöhten Sortieraufwand. Als Konsequenz müssen Waldbesitzer daher noch einen deutlichen Preisabschlag gegenüber Fichtenholz hinnehmen. Derzeit wird die Tanne erst von wenigen Produzenten als eigenständige Holzart angeboten.
Eigenständige Handelsholzart
Dennoch ist eine breite Produktpalette verfügbar. Spezialisierte Sägewerke schneiden aus den oft sehr starken Tannen mit Bandsägetechnik beispielsweise besonders hochwertige Riftware ein. Fußböden aus dieser Ware mit stehenden Jahrringen sind besonders dauerhaft und ästhetisch ansprechend, ob sägerauh oder gehobelt.
Seitenware ist die Grundlage für Möbelholz mit besonders schönen Fladermustern. Mittlerweile zeigt sich eine erhöhte Nachfrage nach Tannenprodukten. Zunehmend werden Projekte in Weißtanne realisiert. Nicht nur im Großen, wie beispielsweise das berühmte Holzdach der auf Expo 2000 in Hannover. Immer mehr Architekten und Bauherren entdecken die Weißtanne als Holzart. Gerade im Innenbereich bieten sich vielfältige Möglichkeiten für ihre Verwendung. Wandverkleidungen, Fußböden, Treppen, Türen, Fenster und Möbel – breite Einsatzmöglichkeiten für eine traditionelle Holzart in modernem Gewand. Als Institution der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg initiierte die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt ein Marketingprojekt zu Gunsten der Weißtanne. Ziel ist es die Nachfrage nach dieser vielseitigen und schönen Holzart zu fördern.
Marketing aus der Region
Das Weißtannenprojekt soll Waldbesitzer animieren, verstärkt auf die Weißtanne zu setzen. Nicht zuletzt um stabile, naturnahe Wälder zu schaffen und eine nachwachsende Ressource nachhaltig zu sichern. Schwerpunkte des Projektes sind die Konzeption und Umsetzung einer Infobroschüre, der Auftritt auf Fachmessen und die Gestaltung und Pflege einer Internetseite. Unter www.weisstanne.infoo sind Informationen rund um die Weißtanne zu finden wie Hinweise zu Holzeigenschaften, ausgewählte Verwendungsbeispiele, Veranstaltungshinweise und ein Lieferantenverzeichnis. Die Preise für Tannenprodukte können über die entsprechenden Lieferanten nachgefragt werden.
Dr. Thorsten Beimgraben und Oliver Hövelmann, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
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