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»Gschwind funktioniert nicht«

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»Gschwind funktioniert nicht«

Schreinermeister Bernhard Himmel ist mit dem Angebot an getrocknetem Schnittholz im Holzhandel nicht zufrieden. Auf die zugesagte Feuchte sei kein Verlass, die Auswahl recht klein und die Preise zu hoch. Er kümmert sich lieber selbst um sein Schnittholz.

Mal eben zum Holzhändler, Blockware kaufen und dann loslegen – das funktioniert nicht. Mit dem Kauf von getrocknetem Schnittholz habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Die tatsächliche Holzfeuchte übersteigt meistens die zugesagte, weil der Händler das einmal getrocknete Material in einer unbeheizten Halle eingelagert hat, wo die Feuchte unweigerlich wieder ansteigen muss. Außerdem ist das kurzfristig verfügbare Angebot in Bezug auf Holzarten und Dicken recht klein und die Preise sehr hoch. Gschwind funktioniert da nicht! Hier ist Handeln mit drei Jahren Vorlauf angesagt«, sagt Bernhard Himmel aus Oberbalbach. Er betreibt eine Ein-Mann-Schreinerei und fertigt alles, was gefragt wird. Etwa 30 Prozent seines Umsatzes erzielt er mit Massivholzprodukten.

Entgegen dem Trend zur schlanken Produktion und sehr niedrigen Materialbeständen geht Himmel in puncto Massivholz den althergebrachten, traditionellen Weg, unterhält ein großes Massivholzlager und trocknet sein Holz selbst. In einer eigens für diesen Zweck angemieteten etwa 200 m2 großen Scheune lagern etwa 50 bis 100 m3 Schnittholz, hauptsächlich Eiche, Buche, Kirschbaum, Kiefer und Fichte. Die Blockware bleibt drei Jahre liegen und trocknet auf unter 18 Prozent.
Das Holz nimmt Himmel zum Teil aus dem eigenen Wald oder kauft es bei Forstbetrieben in der Region. Einmal im Jahr fährt er dann zum Sägewerk und lässt die Stämme einschneiden. Bernhard Himmel stellt sich dann neben den Blockbandsägeführer und entscheidet Brett für Brett, welche Dicke einzuschneiden ist und ob der Stamm besser gedreht werden sollte. »Für den Kubikmeter Eiche bezahle ich beim Holzhändler 1400 Euro, für den Festmeter im Forstbetrieb 300 Euro plus 60 Euro für den Einschnitt.« Mit der Differenz holt er seine Lagerkosten, das heißt die kalkulatorischen Verzinsung des im Lager gebundenen Kapitals sowie die Miete locker wieder rein. Neben der deutlichen Kosteneinsparung ist ihm vor allem jedoch die kurzfristige Verfügbarkeit von zuverlässlich getrocknetem Schnittholz besonders wichtig. Aus diesem Grund kaufte er bereits 1998 kurz nach der Betriebsgründung den Vakuumtrockner »KIT 150 – 450« von Kronseder mit 1,5 m3 Bruttofassungsvermögen. 53 mm dicke, drei Jahre freiluftgetrocknete Eichenbretter bringt der Trockner in dreieinhalb Tagen auf acht Prozent. »Damit kann ich jederzeit Massivholzaufträge annehmen, ohne die Angst, das getrocknete Holz beim Händler nicht rechtzeitig und zu einem akzeptablen Preis zu bekommen«, sagt Bernhard Himmel.
Mit der Bedienung des vollautomatischen Trockners kam er von Anfang an gut zurecht. Alle wichtigen Einstellungen lassen sich über eine kleine Tastatur mit Display eingeben. Das übersichtliche Handbuch enthält Tabellen, die für jede Holzart günstige Trocknungsparameter empfiehlt. Bevor Himmel den Trockner befüllt, schneidet er das Holz zunächst grob auf Länge, besäumt die Bretter und schneidet das Material auf Breite. So kann er den Raum besser ausnutzen. Öfters entfallen auf eine Trocken-Charge verschiedene Holzarten oder Holzdicken. Das hat niemals zu Problemen geführt, weil Bernhard Himmel die Parameter immer nach der kritischsten Holzart oder der größten Materialdicke auswählt. Wenn das Tabellenwerk beispielsweise für die Trocknungstemperatur einen Spielraum vorgibt, entscheidet sich Himmel in der Regel für den sanfteren, das heißt niedrigeren Wert. Mit diesem Vorgehen hat er noch nie eine Charge kaputtgetrocknet. Er sieht nicht die Notwendigkeit, die ohnehin kurzen Trockenzeiten noch weiter zu beschleunigen. Da der Trockner schon längst abgeschrieben ist, beschränken sich die Betriebskosten im Wesentlichen auf den Stromverbrauch, den er für jede Charge in Trocknungsprotokollen festhält. Das Protokoll für die abgebildete Trocken-Charge weist einen Stromverbrauch von 123,9 kWh aus. Bei der Belegung mit etwa 0,7 m3 und einem Strompreis von 15 Cent/kWh bedeutet dies überschlagsmäßig Stromkosten von 27 Euro/m3. Der Holzhandel berechnet üblicherweise etwa 60 Euro/m3. GM

Service Die Beteiligten
Schreinerei Bernhard Himmel 97922 Lauda (Oberbalbach) Tel.: (09343) 3869, Fax: 65850
Kronseder Trockentechnik GmbH & Co. KG
84137 Vilsbiburg Tel.: (08741) 9687-0, Fax: -28 www.kronseder-trockentechnik.de
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