»Wo’s Runde anfängt, hört der Verdienst auf« lautete mal eine alte Schreiner- weisheit. Ist dem immer noch so? Wir haben Kollegen gefragt, wie sie runde Formen an Möbeln und Innenausbauten wirtschaftlich umsetzen. Teil 1: Markus Renaltner von der Renaltner Möbelmanufaktur über den Auftrag für eine Empfangstheke.
Für einen Ausstatter von exklusiven Bädern und Sanitärräumen sollten wir eine Beratungs- und Empfangstheke entwerfen. Die Theke sollte von den verwendeten Materialien her dem Zeitgeist und der Optik moderner Bäder entsprechen. Als Holzart wurde deshalb Teak gewählt, kombiniert mit Edelstahl (als Adern bzw. Fugen) und satiniertem Glas. Für die Form haben wir bewusst keinen Kreis, Ellipse oder eine andere streng geometrische Form gewählt, da mit einem »freien Schwung« die Individualität und auch Exklusivität des Badausstatters hervorgehoben werden sollte. (Wie dieser uns später mitteilte, konnte die Form der Theke mit keinem CAD-Programm erfasst bzw. konstruiert werden.) Die Grundfläche der Theke beträgt etwa 2,50 x 1,50 m.
Für die Fertigung haben wir uns zunächst den 20 mm starken Grundkörper aus formverleimtem Sperrholz/MDF von der Holz in Form Niedermeier GmbH zuliefern lassen. Außenseitig ist dieser mit Aluminiumschichtstoff belegt. Innen, im nicht sichtbaren Bereich, ist der Thekenkörper aus Kostengründen mit Teakdekor-HPL beschichtet. Ebenfalls vom Zulieferer haben wir uns 6-mm-starke, rund 200-mm-breite Teakfriese verleimen lassen, die der Thekenform entsprechen. Die Friese wurden dann bei uns in der Werkstatt im Abstand von rund 10 mm einzeln auf den Grundkörper aufgeklebt.
Den oberen Abschluss der Theke bildet eine MDF-Platte, die mit mehreren Lagen Teakkanten versehen, kalibriert und anschließend überfurniert wurde. Sie schließt bündig mit dem Korpus ab und nimmt die Fugenhöhe der Friese auf. Auf die Stirnseiten des Thekenkorpusses haben wir Kanten aus massivem Teak aufgeleimt. Alle Holzoberflächen sind mit Öl behandelt. Ein Winkel aus satiniertem Glas markiert als Kontrast zur organischen Form der Theke den Bereich, in dem sich Kunde und Verkäufer gegenüber stehen. Er ist mit UV-härtendem Kleber verbunden und mit Punkthaltern im Abstand von einigen Zentimetern vor den Korpus gesetzt.
Der Zeitaufwand für diese Empfangs- und Beratungstheke belief sich in der Werkstatt nur auf rund 50 Stunden. Für die zugekauften Formteile haben wir einen Preis von rund 1300 Euro bezahlt. Das Ganze ergibt für uns unter dem Strich eine Rechnung, die aufgeht.
Markus Renaltner
»Kompetenz in rund«
Die in dieser Serie vorgestellten Objekte sind Einreichungen zum Wettbewerb »Kompetenz in rund« der Holz in Form Niedermeier GmbH (vgl. dds 8/06, S. 9). Die Empfangstheke der Renaltner Möbelmanufaktur aus Ruhstorf (www.renaltner.de) belegte dabei den 3. Platz. Infos: www.renaltner.de
So entstanden die Zulieferteile
Formteile-Spezialist Niedermeier über die Fertigung von Theke und Friesen
Der Freihandschwung wurde als 1:1-Aufriss in eine verstellbare Pressform übernommen, bei der eine Bogenabwicklung bis zu 460 cm machbar ist. Der hohe Flächendruck (bis zu 8 kg/cm²) und die richtige Einstellung des Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsleimes gewährleisten eine optimale Verleimqualität. Da die Dicke ebenfalls einstellbar ist, wurden Friese und Korpus in einem Pressvorgang gefertigt. Für die Teakfriese haben wir 1,6 mm dicke Faserplatten verwendet; durch deren dunkle Farbe sparten wir uns die Bekantung. Der Grundkörper besteht aus 4 mm Pappelsperrholz mit einer beidseitig 2,5 mm dicken MDF-Lage, die mit HPL belegt wurde. Die Faserplatten verhindern das Durchzeichnen der Holzstruktur ins Laminat.
Rupert Niedermeier, Holz in Form GmbH
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Sind 15 cm ein Muss?
