Europas führender Händler für Fenster- und Türbeschläge VBH bleibt von der Wirtschaftskrise nicht verschont. Dennoch ist VBH-Chef Rainer Hribar optimistisch: Die umfangreichen Dienstleistungen für Handwerker machen sich zunehmend bezahlt.
Herr Hribar, wie wirkt sich die aktuelle wirtschaftliche Lage auf die VBH aus?
Der Konzernumsatz ist im ersten Halbjahr um knapp 16 Prozent zurückgegangen. Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem Rückgang von 10 bis 12 Prozent, wobei wir im Ergebnis deutlich positiv bleiben. In Deutschland sind die Umsätze übrigens auf Vorjahresniveau.
Worauf führen Sie die stabile Entwicklung in Deutschland zurück?
Nun, die Baukonjunktur war hier ja bereits auf einem niedrigen Niveau, deshalb ist der Absturz nicht ganz so dramatisch. Außerdem haben wir erheblich in den Aufbau von Dienstleistungen für Fenster- und Türenbauer investiert, was jetzt anfängt sich auszuzahlen. Unter dem Strich entwickeln wir uns besser als der Markt.
Was verstehen Sie genau unter Dienstleistungen?
Um die CE-Zertifizierung unserer Kunden zu vereinfachen, stellen wir ihnen das Onlinetool »CE-fix« zur Verfügung. Mit unserem Scannersystem »Logos« ermöglichen wir die elektronische Materialbeschaffung und minimieren so Fehllieferungen. Und »Widaba«, die Wissensdatenbank im Internet, bündelt das Expertenwissen der Branche und macht es unseren Kunden zugänglich. Weitere Beispiele sind die elektronische Katalogerstellung oder die virtuelle Hausmesse …
Woher nehmen Sie die Zuversicht, dass dieser Weg richtig ist?
2003 war das Unternehmen in einer tiefen Krise. Wie sich der Handel damals gebärdete, hatte er eigentlich seine Daseinsberechtigung verloren. Nur ein Produkt vom Hersteller an den Verarbeiter weiterzureichen und dann die Rechnung zu schreiben – das ist nicht genug. Wir müssen eine Leistung bringen, die dem Kunden wirklich nutzt. Ein gutes Produkt gehört dazu, ist aber längst nicht alles. Deshalb ist die konsequente Verfolgung unserer Mehrwertstrategie ohne Alternative.
Mit »greenteQ« hat die VBH seit kurzem die erste Eigenmarke im Programm. Wird dieser Bereich ausgebaut?
Eigenmarken werden immer wichtiger. Dabei legen wir Wert darauf, keine Billigware aus Fernost einzusetzen, sondern Produkte, die gute Qualität zu einem angemessenen Preis bieten. Weitere Eigenmarken sind bei Türdrückern, Bändern, Dichtmaterialien oder Profilzylindern denkbar. Mittelfristig wollen wir zehn Prozent des Umsatzes damit erzielen.
Wo sehen Sie das Unternehmen in fünf Jahren?
Das Ziel ist der Ausbau unserer drei Unternehmenssäulen: weitere Internationalisierung, breites Sortiments- und Eigenmarkenspektrum, umfangreiches Dienstleistungsangebot. Mit unserem im Frühjahr vorgestellten Claim »Einfach alles. Alles einfach« haben wir uns selbst die Richtung vorgegeben.
Das Interview mit Rainer Hribar führte dds-Chefredakteur Hans Graffé
Kompakt Rainer Hribar
Rainer Hribar ist Vorstandsvorsitzender des europaweit führenden Handelshauses für Fenster- und Türbeschläge VBH. Das Unternehmen erzielte 2008 einen Umsatz von 862,8 Mio. Euro und ist in 42 Ländern aktiv. www.vbh.de
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