Schichtstoffe mit Echtmetall sind beliebt und vielseitig einsetzbar, ob rein dekorativ oder als magnethaftende Oberfläche auf einem Möbelstück. Doch wie lassen sich diese Materialien fachgerecht bearbeiten? Tischlermeister Stefan Böning hat es ausprobiert.
Lange vorbei sind die Zeiten, wo in unseren Werkstätten ausschließlich Massivholz verarbeitet wurde. Niemand möchte mehr die große Vielfalt der Werkstoffe missen. Maschinen und Werkzeuge sollen heute alle möglichen Materialien bewältigen, auch Edelstahlfolien, Aluminium und eisenhaltige Metalle kommen auf Trägerplatten zum Einsatz. Jedes Material hat spezielle Eigenschaften, die bei der Bearbeitung zu beachten sind – auf dem BAZ entstehen bei der Zerspanung hohe Temperaturen. In der Metallbearbeitung übliche Kühlmittel sind aus nachvollziehbaren Gründen nicht einsetzbar.
Wie soll man also vorgehen, wenn zum Beispiel der magnethaftende und mit Kreide beschriftbare Schichtstoff 8205 von Homapal verklebt auf einer Spanplatte bearbeitet werden soll? In diesem 1 mm dicken Schichtstoff befindet sich eine 0,2 mm dicke Eisenfolie, die eine hohe Magnethaftung garantiert und neue Herausforderungen bei der Bearbeitung mit sich bringt. Homapal empfiehlt dafür von Leitz einen HW-Massiv-Spiralschlichtfräser, Drehzahl von 14000 bis 18000 min-1, Vorschub 5 bis 10 m/min im Gegenlauf. Das Werkzeug sollte zwschen 5 mm und 6 mm oszillieren. Noch besser, man verwendet zwei Werkzeuge, zum Vorformatieren (plus 2 mm) und zum anschließenden Feinfräsen.
Auch die Anwendungstechniker des gewohnten Werkzeugherstellers können weiterhelfen. So habe ich bei Leuco in Horb am Neckar nachgefragt: Mit dem Schlicht-Fräser »VHW-Spirale positiv/negativ mit Achswinkel« kann dieser Schichtstoff ebenfalls bearbeitet werden. Der Fräser aus Vollhartmetall mit 16 mm Durchmesser wird auch im Bootsbau für die Bearbeitung beschichteter Multiplexplatten eingesetzt. Die Drehzahl wird mit 3000 min-1 und der Vorschub mit 1 bis 3 m/min angegeben, wobei die Bearbeitung im Gleichlauf erfolgen soll und ein oszillierendes Werkzeugs die Standzeit verlängert. Tatsächlich kam es während des Fräsens zu keinem sichtbaren Funkenflug und der Schichtstoff blieb unversehrt. Auch am Fräser waren keine Spuren zu erkennen. Das Werkzeug eignet sich nicht nur zum Formatieren, es kann auch fliegend eintauchen (gleichzeitiger Vorschub von Z-, X- oder Y-Achse). Laut Leuco-Anwendungstechniker ist es auch für Edelstahlfolien mit Schichtdicken bis zu 1,2 mm oder mit bis zu 2 mm Alu belegte Platten geeignet. Für letztere werden 10000 min-1 und ein Vorschub von 5 bis 8 m/min angegeben, während die Bearbeitungsparameter für Edelstahlfolien wie bei Homapal angegeben sind. Auch hier ist eine in der Z-Achse oszillierende Bewegung im Gleichlauf von Vorteil. Alu ist durch unterschiedliche Legierungen kein immer gleich gefügter Werkstoff, bei Problemen helfen die Anwendungstechniker der Werkzeughersteller weiter.
Viele Werkzeughersteller haben für Bearbeitung von Verbundwerkstoffen spezielle Lösungen. Man findet sie nur leider oft nicht auf den ersten Blick in den Produktkatalogen, ebensowenig die wichtigen Bearbeitungsparameter. Hier sollten die Hersteller nachlegen – mit Hinweisen im Internet oder durch Unterlagen, die jedem gelieferten Werkzeug für die effizientere Arbeitsvorbereitung gleich beiliegen.
Hersteller
Magnethaftplatten werden von Homapal in vielen Dekorvarianten angeboten. Passende Fräswerkzeuge für Verbundmaterialien gibt es u. a. von Leitz und Leuco.