Fast jeder Tischler denkt bei »verbinden« wohl zuallererst an Holzverbindungen oder auch an Verbindungsmittel. In der Ausschreibung führt das Organisationsteam des Wettbewerbs Holz bewegt das Thema dann jedoch schnell auf eine übergeordnete Ebene – und da geht es im weitesten Sinne um Verbindungen zwischen Menschen!
Die begleiten den Wettbewerb engagiert von Anfang an: Da ist das Organisationsteam um den Initiator Johannes Jürgensen, der mit dem Wettbewerb zunächst vorrangig die gestalterische Auseinandersetzung mit Holz im Norddeutschen Tischlerhandwerk fördern wollte, um das Feld nicht allein dem Süden zu überlassen: Unterstützt von Jens Caspari, Jan-Erik Gerdt, Mark Wendt und seiner Tochter Lena Jürgensen, die als professionelle Fotografin Ausstellungsstücke und Menschen mit großer Empathie in Resonanz und Bewegung bringt.
Gerade diese Bilder sind es, die den Wettbewerb Holz bewegt über Hamburg hinaus durch einen gut gemachten Katalog und in den Printmedien verankert haben. Da sind aber vor allem auch die teilnehmenden jungen Tischlerinnen und Tischler, durch den Wettbewerb aufgerufen zu einer vertieften Auseinandersetzung mit ihrem Material und ihrer Gestaltungskraft.
In der Ausschreibung von Holz bewegt geht es um die Synthese von Holz, Nachhaltigkeit und Design. Damit trifft der Wettbewerb einen Nerv der jungen Generation, wie heute jedem klar sein kann, wie es im Anfangsjahr 2009 aber noch Nischenthema war. Hier hat der Tischlermeister und Berufsschullehrer an der Gewerbeschule Gsechs, Johannes Jürgensen, seinen Spürsinn bewiesen für das, was kommt, man könnte auch sagen: für das, was wichtig wird, und »seinen« Wettbewerb im wahrsten Sinne des Wortes in die Zeit gestellt.
Das »Wort« hat im übrigen auch Bedeutung für diesen Wettbewerb: Die Katalogtexte der Exponate sind von den Urhebern verfasst und transportieren deren Auseinandersetzung mit Material, Idee und Kontext. Auf authentische Weise finden dadurch für den Betrachter und Leser die abstrakten Erzeugnisse zurück in ihren Zusammenhang mit dem Material und dem Werdeprozess. Das Prozesshafte wird dabei oft anschaulich wie in der Zeitgestalt von Gedichten und verweist damit auf einen künstlerischen Prozess, der mit dem Handwerklichen einhergeht – mehr oder weniger bewusst.
Holz bewegt ist in der Branche ein einzigartiger Wettbewerb, der anders als die Gute Form nicht auf das Gesellenstück fokussiert ist, sondern Arbeiten auf allen Stufen der Aus- und Weiterbildung inkludiert. Gäbe es ihn nicht, man müsste ihn erfinden.
Steckbrief
Holz bewegt wurde im Jahr 2009 von Johannes Jürgensen initiiert und findet seitdem alle zwei Jahre als norddeutscher Nachwuchswettbewerb mit einer prominenten Ausstellung im Museum der Arbeit Hamburg statt – in diesem Jahr vom 17. Mai bis zum 3. Juli 2023.
Kult an der Wand
