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On the Road fürs Handwerk

Schreinermobil Camperausbau für eine Nachwuchskampagne fürs Handwerk
On the Road fürs Handwerk

Julia Spielvogel, Schreinergesellin und dds-Videografin, baut aktuell einen Land Rover zum Schreinermobil aus. Damit besucht sie Schulen und Events, um für das Handwerk zu werben.

Die Studiengänge und Bachelorarbeiten zu Kunstgeschichte und Kunstpädagogik haben Julia Spielvogel motiviert, Gesellin im Schreinerhandwerk zu werden – und später auch pädagogisch für dieses Handwerk unterwegs zu sein. Ihr Gesellenstück
fertigte die Oberbayerin allerdings nicht in ihrem Lehrbetrieb, sondern mit einer Ausnahmegenehmigung beim Werkzeughersteller Shaper Tools am Standort bei Stuttgart. Der Hauptsitz des Unternehmens ist San Francisco und der kalifornische Spirit ist bei Shaper gegenwärtig. Shaper ist Teil der familiengeführten TTS-Gruppe in Wendlingen und somit eine hundertprozentige Schwester von Festool – schwäbischer Erfindergeist kombiniert mit digitaler kalifornischer Kompetenz. Auch der Bau des Gesellenstücks war geprägt von einer Mischung aus traditioneller Handwerkskunst und digitalen Techniken.

Über die Kunst zum Holz

Nicht nur ihr Gesellenstück baute Julia bei Shaper,
ihre dort erlangte Expertise mit der robotikgesteuerten Hand-CNC Origin konnte sie inzwischen als Anwendungsbotschafterin auf Workshops und Messen an Interessierte weitergeben. Über die Faszination für das intuitive digitale Werkzeug wird sie nun junge Menschen für das Handwerk begeistern. Dazu bereitet sie eine Deutschlandtour über 60 Wochen vor und steuert ab September 2023 in jeder Woche allgemeinbildende Schulen an. Mit den Schülern baut sie mithilfe digitaler Frästechnik Bienenhotels und vermittelt die Vielfalt des Arbeitens mit Holz – digital und handwerklich analog. Aber auch junge Menschen, die sich schon für eine Ausbildung im Holzhandwerk entschieden haben, wird sie darin bestätigen, die richtige Wahl getroffen zu haben, und motivieren, weitere positive Facetten unseres Berufes zu erfassen – nicht jede Ausbildungswoche verläuft prickelnd.

Handwerk macht Spaß!

Auf Julias Tourplan steht deshalb neben den allgemeinbildenden Schulen auch der Besuch von Berufsschulen sowie Meister- und Technikerschulen, ergänzt durch Ausbildungsbetriebe oder auch Ausbildungsevents oder Seminare mit den unterstützenden Sponsoren. Ihre Kampagne »on tour. fürs handwerk.« hat eine klare Botschaft: Handwerk macht Spaß, ist modern und cool! Denn Schreiner:innen und Tischler:innen sind heute vielseitiger ausgebildet denn je, arbeiten mit digitalen Aufmaßmethoden, Virtual Reality, CNC und weiteren coolen Tools.

Robust, markant, kreativ

Damit die Roadshow gelingen kann – von den Alpen bis zur dänischen Grenze – und nebenbei für coole Aufmerksamkeit auf dem Schulhof gesorgt ist, benötigte Julia ein markantes, robustes Fahrzeug, das zugleich campertauglich ist, eine Pop-up-Werkstatt beherbergen kann und als Lastenesel für eine 60-Wochen-Tour geeignet ist. Die zähe Suche nach einem Allrounder glückte mit einem gut erhaltenen Land Rover Defender als vielversprechende Lösung.

Der Ausbau des Autos umfasst die ganze Bandbreite des Arbeitens als Schreinerin: Nach dem Entwurf an Skizzenblock und Zeichenprogramm stand der Rückbau der vorhandenen Innenausstattung an. Als Nächstes die Dämmung und das Vorbereiten einer Bordelektrik mit zweitem Batteriesystem. Danach das digitale Aufmaß und die Werkplanung. Auch das Einbauen eines Hubdachs – in einem Allradfahrzeug mit Bodenfreiheit bleibt sonst keine Kopffreiheit und Schlafstätte. Um das alles gerockt zu bekommen, ist Julias Vernetztheit mit Makern der Influencerszene ein fettes Pfund. Aber auch manch Camperausbau- und CNC-Schreinerprofi war von dem Engagement Julias für die Nachwuchsmotivation angetan und unterstützt das Projekt mit seinem Mitwirken.

Wer einen Tag des Schreiners/Tag der offenen Tür ein Mal im Jahr organisiert oder sich auf einem Karrieretag für die Innung engagiert, mag ermessen können, was es bedeutet, Vergleichbares für 180 Auftritte mit Workshops bundesweit an den Schulen zu organisieren – und auch zu finanzieren.

Eine logistische Herausforderung

Das Hilfsmittel, um handwerkliche und digitale Erfahrungen an den allgemeinbildenden Schulen zu vermitteln, ist der Bau von Bienenhotels. Die 100 Gruppensätze à 30 Bienenhotels für die 30 Schüler:innen je Kurs bereitzustellen, am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt, ist eine echte Aufgabe. Julia hat ein durchgetaktetes Unterrichtskonzept für das Fertigen in Gruppenarbeit erarbeitet, abgestimmt auf drei Hand-CNC-Fräsen. Ergänzend soll jeder einzelne der Schüler seine individuellen Motive in das Gehäuse seines Bienenhotels fräsen können. Da bleibt keine Zeit, um beispielsweise das Material vor Ort zu konfektionieren. Eckverbindungen und Motive fräsen, Innenleben einbauen, Oberflächen ölen – das mal dreißig. Langweilig wird es Julia an so einem Schüler-Motivationstag nicht.

Die Biofaserplatten für das Bienenhotel stellt Hersteller Fundermax als Sponsor bereit. Aber allein das Konfektionieren der 3000 Bausätze, das Ergänzen um Beschlag/Zubehöre plus Versand an die Schulen verlangt 25 000 Euro Budget. Insgesamt ist für das Gelingen des Nachwuchsprojektes eine gute sechsstellige Budgetsumme zu stemmen. Da kein Schüler ausgegrenzt werden soll, ist das Nachwuchsprojekt komplett über Sponsorengelder zu finanzieren. Viele sind schon im Boot, auch bei Stiftungen ist angefragt. Die bisherigen Hauptsponsoren, ohne die der Anlauf des Projektes nicht möglich gewesen wäre, sind: Shaper Tools, Festool, Häfele, Pytha Lab, Klöpferholz und dds als Mediapartner. Dazu weitere Unterstützer mit Sachspenden oder handwerklicher Zuarbeit.

Von Rosenheim bis Flensburg

Die Zeit bis zum Tourstart am 26. September 2023 an der Fachschule für Holztechnik in Rosenheim wird hoffentlich noch den ein oder anderen Nachwuchsförderer bringen. Die Kampagne endet im November 2024 in Flensburg an der Werkkunstschule.

Die Eckdaten des Tourverlaufs stehen. Zwischen den »Ankerstädten« gibt es noch einige freie Termine für Schulen oder Ausbildungsevents bis zum November 2024. Die nächsten Schritte seht ihr auf den Instagramkanälen von Julia und Insta/ddsmagazin – oder ihr trefft Julia vor Ort, wenn sie ihre Tour an eure Schule oder in eure Region führt. -HN


»Handwerk macht Spaß, ist modern und cool! Persönlich konnte ich das erst nach meinen beiden Bachelorabschlüssen erfahren. Jetzt möchte ich das frühzeitig an Schüler:innen weitergeben. Deshalb »ontour.fürs Handwerk!«

Julia Spielvogel, Schreinerin


Steckbrief

Nachwuchskampagne
»on tour. fürs handwerk.«

Kontakt und Tourinfos direkt bei Julia Spielvogel
www.instagram.com/schreinern_auf_bayerisch/

julia-spielvogel@gmx.de

oder hello@shapertools.com

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