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Die große Vielfalt

Gestaltung
Die große Vielfalt

Time as a Value, Emotional Sensuality, Multiple Identity – das von der Koelnmesse zur Möbelmesse herausgegebene Trendbuch „Interior Trends“ spricht eine blumige Sprache und findet neue Namen für nicht immer neue Inhalte. Roger Mandl und Dirk Schellberg waren für Sie im Januar 2005 mit offenen Augen auf der IMM unterwegs.

Roger Mandl, Dirk Schellberg Die Autoren unterrichten an der Fachakademie für Holzgestaltung Garmisch-Partenkirchen

Wie war’s auf der Möbelmesse? Welche Erfahrung haben Sie mitgenommen? Hat sich der Messe- besuch gelohnt? Diese Fragen stellten wir Schreinermeistern, nachdem wir uns einen Messerundgang „mit Schreiner- augen“ verordnet hatten. Die Antworten: „Hmm … nichts Neues! Uff, viel zu viel, kann ich jetzt noch gar nichts dazu sagen. Es gibt verschiedene Stile, nichts Eindeutiges, alles geht.“
1329 Aussteller, 3000 Journalisten und 130000 Besucher haben dieses Jahr versucht, Trends zu zeigen, zu erkennen oder zu machen. Ein Feuerwerk an Sonderveranstaltungen empfing den Besucher, und das alles wollte gehört und gesehen werden. Überforderung ist da fast vorprogrammiert.
Das von der Koelnmesse in diesem Jahr erstmalig herausgegebene Trendhandbuch „Interior Trends 2005“ sollte Orientierung bieten und die wesentlichen Strömungen aufzeigen, beschränkt sich in dieser Hinsicht allerdings eher auf modische Begriffe und stimmungsvolle Bilder. Der für Tischler und Schreiner relevante Inhalt lautet im Klartext:
Die Ober- oder Luxusklasse
Es zeichnet sich klar eine Erholung des Markts für hochpreisige Möbel ab. Es wird aber schwer sein, in diese Klasse kurzfristig als Innenausbauer und Einrichter aufzusteigen. Dieses Marktsegment verlangt in allen Bereichen Perfektion und Nachhaltigkeit, insbesondere im Verkauf und der Dienstleistung. Wohl dem, der sich hier schon als umfassender Luxusanbieter positioniert hat.
Gesund leben, bewusst genießen
Einer der größten Wachstumsmärkte mit 50 Millarden Euro bis 2006 allein in Deutschland ist der Bereich Wellness. Dabei steht nicht mehr ausschließlich der Bereich der aktiven Gesundheitspflege im Mittelpunkt des Interesses. Natürliche Materialien sind gefragt. Wellness findet in der Küche, im Schlafzimmer, im Bad oder Wohnbereich statt.
Wichtig ist, dass Sie Themen verkaufen! Der Küchenkunde will Kochen erleben. Das Schlafzimmer ist zum Träumen und für die Erholung wichtig. Baden wird zelebriert – schön und entspannt verlässt man den hochwertig gestalteten Raum. Der Wohnbereich spiegelt die Identität des Bewohners.
Trautes Heim, Glück allein
Gemütlichkeit auf globalem Niveau. Die Wohnung ist ausgestattet mit Multimediatechnologie, die nicht immer sichtbar sein soll. Aus „HighTech“ wird „HideTech“, Kabelsalat wird unsichtbar dank Bluetooth und Airport. Die Funkwellen umschwirren uns zunehmend. Jeder kommuniziert mit jedem, und dies weltweit praktisch ohne Zeitverzögerung. Gelegentlich verwandelt sich das Wohnzimmer in ein Kino.
Wo sind die passenden Möbel für diese wechselnden Situationen? Eine flexible, multifunktionale Einrichtung ist gefragt. Die Menschen empfangen wieder mehr Gäste im eigenen Haus, anstatt ständig auszugehen.
Die Erfahrenen im vitalen Alter
Die 50- bis 60-Jährigen werden in den kommenden Jahren fünf bis sechs Billionen Euro erben. Die Ansprüche an ein komfortables Wohnumfeld werden steigen. Das ist auch notwendig, weil viele Menschen aufgrund der sich ändernden Pflegesituation so lange wie möglich in ihren Wohnungen bleiben wollen. Werden Sie Profi im Bereich barrierefreies Wohnen, und zwar jenseits einer Krankenhausästhetik.
Persönliche Formgebung
Die Kunden suchen nach Lösungen, die für sie maßgeschneidert werden. Dafür sind sie auch bereit zu investieren, da die Besucherzahl in der eigenen Wohnung wachsen wird. Die Individualität der Einrichtung wird zum Statussymbol. Design-Ikonen, Maßanfertigungen, Erbstücke und persönliche Erinnerungen aus aller Welt werden zum eigenen Wohnumfeld komponiert. Schon seit Jahren versucht die Industrie, ihre Produkte zu personalisieren – doch wer sollte das besser können als Tischler und Schreiner?!
Lokales, traditionelles Gestalten
Viele Menschen haben genug von der Globalisierung oder verspüren zumindest ein Unbehagen. Wie beruhigend, wenn dann wenigstens die eigenen vier Wände „Heimat markieren“. Gefragt ist nicht die Folklore, sondern das Echte. Wenn Sie eine Antwort darauf haben, wie die Zirbelstube des 21. Jahrhunderts aussieht, werden Sie ganz bestimmt Ihre Kundschaft finden.
Besser verkaufen oder untergehen
Die wichtigste Strömung auf der Messe, die wir schon seit Jahren beobachten, ist die zunehmende Intensität und Professionalität des Verkaufens. Jenseits der Discounter wechselt der Handel von der Käufer- zur Verkäufergesellschaft.
Gute Qualität und ein tolles Design verstehen sich von selbst, aber beides verstaubt in Ihrem Ausstellungsraum, wenn Sie Ihrem Kunden nicht klarmachen können, welchen Nutzen er davon hat, ausgerechnet Ihr Kunde zu sein. Die größte Anstrengung wird also im Marketing und in wirklich engagierter Kommunikation liegen.
Tischler und Schreiner auf der IMM
Es gibt sie jedes Jahr aufs Neue: die Tischler und Schreiner, die sich auf den Passagen auf eigene Rechnung mit ihren Ideen und Produkten präsentieren. Ein wichtiges Merkmal sind hier die Details, die von industriell gefertigten Möbeln unterscheiden sollen. Es gibt Kunden, die dies schätzen und honorieren.
Die Schreinerei Brenner fertigt mit sieben Mitarbeitern im schwäbischen Bad Boll eine moderne Möbelkollektion. Klares, ansprechendes Design, auch mit ausgefallenen Details (Blumenkasten in der Tischplatte etc), und frische Farben zeichnen das Programm aus. Verkauft werden soll auf die Dauer über Einrichtungshäuser, die im gehobenen Bereich operieren. Markus Brenner will die Möbel jedoch auch in Zukunft exklusiv in seinem Betrieb fertigen.
Der Massivholz- und Ökomöbler Team7 hat für die gehobene Kundschaft das Massivholzmöbel wieder salonfähig gemacht. Formal zielen die Wohndesignlösungen in ihrer Sachlichkeit klar ins Premiumsegment. Massivholz steht nicht mehr für „Müslimöbel“, sondern zunehmend für den wahren Luxus. Mit der Küche „Linee“ (o. Abb.) versucht Team7 stilsicher, auch in diesem Markt Fuß zu fassen.
Die luxuriöse offene Küche
Werden Sie Küchengeräteprofi – die akzeptierte Auflösung der gängigen Küchenszenarien kann sich für den Schreiner als wahrer Segen erweisen. Die Industrie bietet eine unglaubliche Anzahl an neuen Einbauprodukten an, die aus dem Profibereich stammen. Individuelle Korpuskonzepte werden auch in der oberen Mittelklasse und der Premiumklasse nachgefragt werden.
Einstimmig ist von den Herstellern moderner, sachlicher Möbel zu erfahren, dass der deutsche Möbelmarkt für dieses Segment immer noch nicht die Marktanteile bietet, die in unseren europäischen Nachbarstaaten schon seit vielen Jahren Standard sind.
Die gute Nachricht in diesem Jahr ist, dass sich eine Aufbruchstimmung auf breiterer Basis ausmachen lässt. Dies verspricht auch für Möbelschreiner und Innenausbauer mehr Arbeit, wenn sie sich auf die Marktentwicklung und ihre Kunden einstellen können, die – da immer besser informiert – zunehmend anspruchsvoller werden.
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