Marketing & Betriebsführung
Wenn Chefs die Aufgaben der Mitarbeiter erledigen
Ilka Müller-Jastrzembowski www.muellerundpartner.de
Kommt Ihnen das bekannt vor: Sie haben das Gefühl von morgens bis abends wie der Hamster im Laufrad zu rennen? Sie erledigen die wirklich wichtigen Chefaufgaben abends, am Wochenende oder im Urlaub? Sie haben immer wieder das Gefühl, dass Ihre Mitarbeiter unfähig sind, Aufgaben verantwortlich zu lösen?
Daran könnte es liegen: Sie kümmern sich zu sehr um die Angelegenheiten Ihrer Mitarbeiter! Das Problem der Rückdelegation und Aufwärtsverlagerung von Mitarbeiteraufgaben auf die Führungskraft ist in Zeiten heutiger Arbeitsflut und Komplexität aktueller denn je. Die Mitarbeiter schieben Aufgaben nach oben, weil jede Delegation dem Schema eines Verkaufsgesprächs gleicht – die berühmte »AIDA-Formel« kommt zum Einsatz.
Aufgepasst bei: »Haben Sie mal eine Minute, wir haben da ein Problem.« Erst wird Aufmerksamkeit und Interesse der Führungskraft geweckt (A=Attention, I=Interest): »Chef, Sie wissen doch am besten Bescheid.« Dann wird das Interesse durch Wünsche und Schlüsselreize intensiviert (D=Desire): »Sie können das doch als Einziger beurteilen«. Und schließlich folgt der »Kaufabschluss« (A=Action), nämlich die Antwort »Na gut, lassen Sie mich drüber nachdenken …«. Zack – die Aufgabe samt der Verantwortung landet auf Ihrem Schreibtisch. Mitdenken nicht mehr erforderlich.
Das können Sie tun: Warum aber springen Sie darauf an? Ganz einfach: Die Aufgabe erfüllt den Wunsch des Chefs nach Bestätigung. Typische Bestätigungsbedürfnisse in Rückdelegationen sind z. B. Harmonie (»Chef, wir kommen nicht weiter, die Kollegen fangen schon an zu streiten …«) Optimierung (»Chef, hier ist was schief gelaufen …«) und Kompetenz (»Chef, Sie können das doch am schnellsten …«). Achten Sie einmal darauf, wofür Sie anfällig sind. Denn genau dort wird Ihr Umfeld ansetzen – mit Sicherheit!
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