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Ausbildung
Pourquoi pas?

Achim Allrich, Ausbilder im Bildungszentrum Butzweilerhof der Handwerkskammer Köln, organisiert seit mehreren Jahren einen Lehrlingsaustausch mit Frankreich. Im September 2016 absolvierten die Azubis erstmalig einen gemeinsamen TSM3-Maschinenkurs.

Achim Allrich, HWK Köln

Europa entsteht nicht im darüber Reden – und es besteht aus mehr als einer gemeinsamen Währung! Es ist es eine kleine Tradition, dass Tischlerlehrlinge aus Köln und dem Bergischen Land für drei Wochen nach Frankreich fahren. Dieser Austausch wird von der Kölner Handwerkskammer organisiert und fand dieses Jahr zum vierten Mal statt. Unser französischer Partner ist das MFR Maison Familiale Rurale, eine Schule, die ähnlich wie bei uns Tischler im dualen System ausbildet. Die Schule liegt in Lamure sur Azergues, ein kleiner Ort in der Nähe von Villefranche sur Saone. In der ersten Woche findet dort praktischer Unterricht statt. Er ersetzt die erste von drei Wochen des deutschen überbetrieblichen Grundkurses. Ab der zweiten Woche arbeiten und leben die deutschen Auszubildenden dann in den Betrieben und Familien ihrer Austauschpartner. Die kommen wenig später nach Köln und absolvieren dasselbe Programm. Die Erfahrungen des Austauschs sind besonders prägend und durchweg positiv für die weitere berufliche und persönliche Entwicklung der jungen Menschen, wie sie einhellig berichten.
Maschinenkurs auf Französisch
Im September 2016 haben wir erstmalig einen TSM3 Tischler Maschinenkurs in Frankreich durchgeführt. Das Projekt »Stehtisch« haben meine französischen Kollegen vorgeschlagen. Anschließend erarbeiteten die deutschen Teilnehmer Entwurf, Konstruktionen, Arbeitsabläufe und Zuschnittslisten in Köln. Ich habe den gesamten Prozess als Koordinator, Betreuer und Übersetzer begleitet. Mein Freund und Kollege in Frankreich ist Jean-François Joesph, Tischlermeister und als Lehrer und Ausbilder im MFR angestellt. Nach einer Einweisung organisierte er das Projekt in der Gruppe. Wie im deutschen TSM3-Kurs legen die Azubis Arbeitsschritte fest, wählen Maschinen und Werkzeuge, stellen Vorrichtungen und Schablonen her. Das Gelernte aus TSM 1 und 2 wurde an einem anderen Lernort realisiert und von einem deutschen und einem französischen Ausbilder betreut. Da es in Maschinenkursen hüben wie drüben vordringlich um Arbeitssicherheit geht, haben wir Fertigungsprozesse immer wieder im Hinblick auf den Arbeitsschutz überprüft. Die besondere Herausforderung »fremde Werkstatt im fremden Land« führte zu besonderen Lernerfolgen.
Ausstattung und Bauart von Maschinen und Werkzeugen sind in der europäischen Union mittlerweile einheitlich geregelt. Warum betrachten wir zukünftig einen solchen Austausch nicht als Standard in der europäischen Ausbildung im Handwerk? Das hätte viele Vorteile für Tischler, die europaweit beruflich unterwegs sind, oder Betriebe, die auch in Zukunft ausländische Fachkräfte aus der Europäischen Union beschäftigen möchten. Im Straßenverkehr klappt das schließlich auch schon: Dank dem Führerschein und einheitlicher Verkehrsregeln bekomme ich problemlos einen Leihwagen am Flughafen Lissabon. Das soll nun nicht bedeuten, dass wir einen europäischen Maschinenführerschein brauchen. Was wir aber brauchen, ist eine europäische Abstimmung im Handwerk – Europa wird nur Wirklichkeit im Kennenlernen und im gemeinsamen Tun. Allez-y!

Steckbrief

Achim Allrich ist Ausbilder am Bildungszentrum Butzweilerhof der Handwerkskammer Köln. Mit seinem französischen Kollegen Jean-François Joseph hat er einen gemeinsamen TSM3-Lehrgang für deutsche und französische Azubis in Frankreich organisiert.
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