Christoph Maier hat als Meisterstück ein robustes Stehpult kreiert. Feine Details konkurrieren mit der gewichtigen Anmutung.
Das Stehpult erscheint mir in seinen Proportionen und der Material-auswahl stimmig. Die Dimensionen lassen mich an einen gewichtigen Benutzer denken, Schulmeister mit Ärmelschonern kommen mir in den Sinn… und in meiner Assoziationskette stelle ich mir die Frage: Wo könnte denn hier der Benutzer seinen Füllfederhalter ablegen? Es wäre mir zu umständlich, jedes Mal einen der Deckel abheben zu müssen, um in der fast 8 cm tiefen Mulde das Schreibzeug zu finden. Und wo legt man den Deckel hin, während in der Vertiefung getastet wird?
Das feinporige Birnbaumholz lässt sich zu weichen Formen verarbeiten, was in den abgerundeten Füßen und der Deckplatte auch verwirklicht wurde. Die vorstehende Kante der Klappe scheint jedoch hart in den Unterarm zu drücken. Hier wäre übrigens der ideale Platz, um einen Bleistift abzulegen …
Mehr meisterliche Durchdringung hätte ich mir beim Scharnier der Schreibklappe gewünscht. Das vorstehende Gewerbe des Lappenbandes stört den ästhetischen Blick auf die beiden Holzdeckel mit den schön geschweiften Griffen. Wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, die Klappe mit Zapfenbändern anzuschlagen? Dann wäre es auch leicht möglich gewesen, einen Anschlag für die schwere Klappe zu integrieren.
Vernünftig sind die beiden seitlich angeordneten Schubladen zu bedienen. Leider ist der Stauraum unter der Klappe nicht optimal genutzt und der Platz unter dem Deckelfach gar nicht zugänglich.
Auf dem Linoleumbelag läßt sich gut schreiben, und die Schnittkanten sind eingefasst. Das kostbare Ebenholz ist sparsam eingesetzt und mit Birnbaum dekorativ kombiniert worden. Es gelingt aber nicht, dem Möbel die Schwere zu nehmen, was nicht nur daran liegt, dass die Einlage durch die erhöhte Rutschkante unterbrochen ist. Das traditionelle Möbel hätte insgesamt „leichter“ und funktioneller sein dürfen. Ursula Maier
Teilen:
Sind 15 cm ein Muss?
