Bis innovative Werkstoffe von Tischlern und Schreinern eingesetzt werden, vergeht oft eine erstaunlich lange Zeit: Ein neues Material kann durch Messen, Fachpresse und Werbeaktionen schon lange beim Anwender bekannt sein, eingesetzt wird es erst, wenn es dafür einen konkreten Anlass gibt. Das liegt wohl weniger in der Skepsis vor dem Neuen als in der Macht der Gewohnheit begründet. Ein Grund für die Firma Rehau, aktiv auf potenzielle Anwender ihrer Werkstoffe zuzugehen. Das fränkische Unternehmen hat an der Meisterschule Ebern im Fach Gestaltung einen Wettbewerb ausgelobt, der eine Gelegenheit schafft, Materialien in der Praxis kennenzulernen. Zu entwickeln war ein freistehendes Möbelstück, das in 40 Werkstattstunden gebaut werden kann. Es sollten dabei neben Massivholz und weiteren Werkstoffen Oberflächenmaterialien von Rehau eine Rolle spielen. Alle Werkstoffe inklusive Beschläge und Elektronik wurden von Rehau bereitgestellt.
Zu den vorgegebenen Themen »Taschenleerer und Flurmöbel«, »Stehen und Arbeiten im Homeoffice«, »zwei Elemente und drei Funktionen« hatte Kursus 71 der Meisterschule Ebern noch kurz vor dem ersten Lockdown Entwürfe und Modelle der Jury vorstellen können. Aus jeder Kategorie sollte nun eine Arbeit in Gruppenarbeit in der Werkstatt der Meisterschule gebaut werden, was durch den stark eingeschränkten Präsenzbetrieb eine besondere Herausforderung war. Prämiert und umgesetzt wurden ein Steharbeitsplatz von Malte Hoppen, ein Sideboard mit Metallgestell und beweglichen Korpuselementen von Sina Sarah Hitschmann und ein Flurmöbel von Lukas Weß.
Die Herkunft der Preisträger vom hohen Norden bis ins Schwabenland zeigt das große Einzugsgebiet der Meisterschule Ebern in Unterfranken/Bayern, die in 18 Monaten Vollzeit auf meisterliche Aufgaben im Schreinerhandwerk vorbereitet. Für Industriepartner Rehau ein Heimspiel mit großer Resonanz. –JN