Ohne statischen Nachweis darf der Tischler nur handwerkliche Treppen fertigen. Er muss das Geschäft mit den immer beliebteren modernen Treppen anderen überlassen oder einen Systempartner finden. dds sprach mit Michael Paltian über sein Lizenzmodell.
Sie fertigen unter anderem auch Holztreppen, die als nicht handwerklich gelten und daher eines statischen Nachweises bedürfen. Erbringen Sie diesen Nachweis?
Es gibt nur zwei Wege, entweder den richtigen und vorgeschriebenen oder man mogelt sich so ohne Zulassung durch. Wir glauben, dass wir auf dem Markt langfristig nur dann erfolgreich sind, wenn wir dem Kunden die Gebrauchstauglichkeit glaubwürdig garantieren. Daher sind wir eine Partnerschaft mit der TSH-System GmbH (www.tsh-system.de) eingegangen. Dieses von den Landesverbänden des Tischler- und Schreinerhandwerks initiierte Unternehmen entwickelt Bauelemente, lässt diese prüfen und tritt als Lizenzgeber für Innungsbetriebe auf.
Welche Lizenzen haben Sie erworben?
Mittlerweile haben wir über die TSH zwei europäische technische Zulassungen (ETAs) in Form des CE-Kennzeichens, einmal für die TSH-Systemtreppe, eine handlaufhängende Treppe sowie seit Jahresanfang die Zulassung für die DHTI-TSH-Faltwerktreppe. Mit letzterer runden wir unser Programm nach oben hin ab.
Sehen Sie sich einer Konkurrenz zu schwarzen Schafen ohne Nachweis ausgesetzt?
Ja absolut! Es ist sehr schwierig den Kunden davon zu überzeugen, dass eine Treppe mit Nachweis mehr wert ist als ohne. Wir treiben einen viel höheren Aufwand, z. B. bei der Anbindung an Boden und Decke. Wir organisieren eine interne Betriebsüberwachung und werden jährlich durch die zuständige fremdüberwachende Stelle auditiert. Dann, wenn es nur um den Preis geht, sind die schwarzen Schafe zu unserem Leidwesen am Zug.
Haben Sie diese Erfahrung nur im Neubaubereich gemacht?
Nein, sowohl im Neu-, als auch im Altbau. Insgesamt betrachtet, sind es jedoch eher Privatkunden, die für einen niedrigeren Preis auf den Nachweis verzichten. Im öffentlichen oder gewerblichen Bereich sowie dann, wenn ein Architekt im Spiel ist, haben wir es mit unserem Nachweis leichter.
Welchen Stellenwert nehmen die in Lizenz gefertigten Treppen in Ihrem Unternehmen ein?
Hier vollzieht sich zurzeit ein Wandel. Vor fünf, sechs Jahren fertigten wir noch zu etwa 70 Prozent die traditionellen Wangentreppen. Dieser Anteil ist mittlerweile auf fast 50 Prozent zurückgegangen. Die modernen Treppenkonstruktionen sind immer mehr gefragt, vor allem die günstigere Bolzentreppe. Die besonders hochwertige Faltwerktreppe fertigen wir ja erst seit Jahresanfang. Stückzahlmäßig ist sie für uns eher unbedeutend. Jedoch wollen wir im Bereich Holztreppen als kompetenter Komplettanbieter auftreten.
Wie viele Faltwerktreppen müssen Sie jährlich bauen, damit sich die Lizenzgebühren lohnen?
Wir müssen mindestens vier bis fünf Faltwerktreppen im Jahr bauen.
Welche Kosten entstehen?
Die Lizenzgrundgebühr beträgt einmalig 350 Euro, dann ist eine Erstschulung fällig. Das kostet etwa 400 bis 800 Euro, je nachdem wie viele Betriebe sich hiefür zusammenfinden. Unsere Jahresgebühr liegt für die TSH-Systemtreppe bei ungefähr 1200 Euro und für die Faltwerktreppe bei 500 Euro. Die zweite Lizenz gibt es zu einem reduzierten Satz. Weiterhin müssen wir die Fremdüberwachung bezahlen.
Welche Regeln sind einzuhalten?
Wir sind zur werkseigenen Produktionskontrolle nach Plan verpflichtet. Wir müssen alles dokumentieren, jede Treppe mit eigenen, geschulten Monteuren nach den Regeln der ETA einbauen, sie mit dem CE-Konformitätszeichen versehen und dem Kunden die CE-Konfirmitätserklärung aushändigen.
Das Interview führte dds-Redakteur Georg Molinski
Kompakt Paltian Treppenbau GmbH
Mit 35 Mitarbeitern fertigt Paltian jährlich Treppen für etwa 700 Geschosse. Zum Programm gehören Holztreppen jeglicher Bauweise auch in Kombination mit Granit, Edelstahl oder Glas. Zu den Kunden gehören Privathaushalte, Tischler und Schreiner sowie Fertighaushersteller.
Paltian Treppenbau GmbH, 97786 Motten, Tel.: (09748) 9133-0, Fax: -22, www.paltian.de
Nur von der traditionellen Treppe können wir nicht leben!
Michael Paltian
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