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Interview mit Leonhard Ritzhaupt und Holger Scherrenbacher

Kleiberit verbindet
Klebstoffe fürs Handwerk

Nach der Umfirmierung im Januar folgten neue Klebstoffe im Mai zur Ligna. Kleiberits Geschäftsführender Direktor Leonhard Ritzhaupt und Holger Scherrenbacher, Leiter der Anwendungstechnik, besprechen mit dds-Chefredakteur Christian Gahle die Neuheiten.

Auf jeder messe der Holzbranche war Kleiberit in diesem Jahr vertreten: Euroshop, Bau, Interzum und Ligna. Für jede Zielgruppe gab es maßgeschneiderte Lösungen. Die wichtigsten Neuheiten fürs Handwerk stellen der Geschäftsführende Direktor Leonhard Ritzhaupt und der Leiter der Anwendungstechnik Holger Scherrenbacher im Interview mit dds-Chefredakteur Christian Gahle vor.

Zum 19.01.2023 wurde aus der Klebchemie M. G. Becker GmbH & Co. KG die Kleiberit SE & Co. KG. Warum diese Umfirmierung?

Ritzhaupt: Wir produzieren als führender Anbieter von Klebstoffen und Coatings seit über 75 Jahren hochwertige Lösungen für anspruchsvolle Kunden. Eine lange Zeit, die immer wieder einen Wandel mit sich brachte. Heute befindet sich die Kleiberit-Gruppe in einer fortschreitenden Internationalisierung. Dies möchten wir auch im Firmennamen ausdrücken.

Wie bewahren Sie bei diesem Wachstum weiterhin den verbindenden und verbindlichen Geist eines Familienunternehmens?

Ritzhaupt: Wir beschäftigen weltweit rund 725 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um unserer Verantwortung gerecht zu werden – und gleichzeitig durch Innovation, Qualität, Zuverlässigkeit und Fairness im Wettbewerb erfolgreich zu sein – bedarf es unternehmensspezifischer Ziele und Regelungen. Die Corporate Compliance Policy dient hierbei als Grundlage für die Handlungen und Entscheidungen aller Mitarbeitenden und Führungskräfte.

Wie ist Kleiberit derzeit aufgestellt?

Ritzhaupt: Es gibt folgende Vertriebsbereiche: Erstens den Vertrieb an das Holz verarbeitende Handwerk über den Fachhandel mit den entsprechenden Kundenberatern und zweitens einen Webshop. Drittens haben wir den Vertrieb an die Industrie im Inland und viertens den Vertrieb ins Ausland mit einem Ingenieursberaternetz vor Ort. Das Backoffice in Weingarten sowie unsere Tochtergesellschaften und Vertriebsbüros in den Verkaufsregionen unterstützen.

Scherrenbacher: Forschung und Produktion sind aber ausschließlich hier in Weingarten bei Karlsruhe.

Das 2009 eröffnete Technikum beherbergt einerseits Ihre Forschungsabteilung und ist andererseits auch ein Ort, an dem Sie mit Kunden in Kontakt treten und gemeinsam Lösungen finden.

Scherrenbacher: Ja, hier im Technologiezentrum sind regelmäßig Kunden zu Gast, um im Dialog mit unseren Ingenieuren und Technikern spezifische Produktlösungen zu erarbeiten.

Bei unseren Praxistagen im Mai hat Ihre Mitarbeiterin Lena Edinger insbesondere auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz hingewiesen. Warum haben diese für Sie als Hersteller eine so große Bedeutung?

Ritzhaupt: Der Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden sowie der Schutz unserer Umwelt treten in allen Bereichen des Lebens immer weiter in den Vordergrund. Die Frage, unter welchen Bedingungen und mit welchem Ressourceneinsatz unsere Produkte gefertigt werden, wird von Kunden immer häufiger gestellt.

Auch bezüglich der Wahl des Arbeitsplatzes und des Arbeitgebers werden Nachhaltigkeit und Gesundheitsschutz von den Bewerbern genau betrachtet.

Scherrenbacher: Wir setzen uns mit diesen Themen seit vielen Jahren sehr intensiv und verantwortungsbewusst auseinander und haben neue Generationen an Klebstoffen entwickelt, welche den Anforderungen an die moderne Arbeitswelt, den aktuellen Gesetzgebungen und unserem eigenen Anspruch, eine Vorreiterrolle einzunehmen, gerecht werden.

Wie sieht das konkret aus? Welche Produkte sind besonders gemeint?

Scherrenbacher: Beispielsweise unsere PUR-Micro-Emission-Klebstoffe – abgekürzt mit ME – haben einen reduzierten Gehalt an freiem, monomerem Isocyanat und sind somit kennzeichnungsfrei. Sie tragen erheblich zu einem verbesserten Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz bei, ohne Abstriche hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit zu machen.

Welche Bedeutung hat diese Entwicklung für die Handwerker?

Scherrenbacher: Die PUR-ME-Klebstoffe können die bisher eingesetzten PUR-Schmelzklebstoffe 1:1 ersetzen! Investitionen in neue Anlagentechnik sind nicht notwendig. So entsteht für die Verarbeitenden ein merklich gesünderes Arbeitsumfeld bei ansonsten gleichbleibenden Arbeitsbedingungen.

… und hinsichtlich des durch Reach geforderten Schulungsbedarfs?

Scherrenbacher: Durch den Isocyanatgehalt von weniger als 0,1 % fallen unsere Kleiberit PUR ME-Klebstoffe nicht unter die Reach-Beschränkung! Diese am 23. August 2023 in Kraft getretene Beschränkung aufgrund der Reach-Verordnung verpflichtet Verarbeiter von Produkten mit einem Isocyanatgehalt von gleich oder mehr als 0,1% zu einer Schulung im Umgang mit solchen Stoffen.

Welche Entwicklungen gibt es hinsichtlich Ihrer Klebstoffe auf pflanzlicher Basis?

Scherrenbacher: Durch den Einsatz von biobasierten Rohstoffen anstelle petrostämmiger Rohstoffe werden Ressourcen geschont und der CO2-Ausstoß verringert. Hier war es ein klar formuliertes Entwicklungsziel von Kleiberit, dass unsere biobasierten Klebstoffe einen leistungsgleichen Ersatz zu den bisher eingesetzten Kleiberit-Produkten darstellen müssen. Ebenso sollen sie von unseren Kunden unmittelbar und direkt ausgetauscht werden können. Biobasierte Produkte von Kleiberit sind inzwischen in allen Anwendungsbereichen vertreten und sorgen in der Kombination mit biobasierten Platten- und Dekorwerkstoffen für innovative und nachhaltige Lösungen im Möbel- und Innenausbau.

Was leisten die STP-Klebstoffe als Alternativen zu den isocyanat-haltigen Klebstoffen?

Scherrenbacher: Die Abkürzung STP steht für Silan terminierte Polymere. Klebstoffe auf STP-Basis erzeugen hochbelastbare Verbindungen und werden zunehmend beliebter. Eingesetzt werden sie sowohl in industriellen Anwendungen als auch als Montage- und Bauklebstoff. Sie bieten eine ausgezeichnete Haftung auf allen typischen Bau- und Innenausbaumaterialien inklusive der verschiedenen Untergründe. So ist das Kleben von Glas, Aluminium und Edelstahl sogar ohne Primer möglich. Wer mag, kann sie auch überstreichen. Insgesamt sind die STP-Klebstoffe einfach in der Anwendung. Sie bieten eine hohe Anfangsfestigkeit bei gleichzeitger Dauerelastizität. Im Außenbereich profitieren Anwender von ihrer Resistenz gegen Witterung und UV-Licht. Dementsprechend erzielen STP-Kleber auch in Sanitärräumen ausgezeichnete Ergebnisse. Im handwerklichen Bereich haben sich STP-Klebstoffe aufgrund ihrer Eigenschaften also insgesamt bewährt. Hier nehmen wir eine ganz besondere Marktstellung ein. STP-Klebstoffe liefern wir als 1K-Klebstoff und mit verschiedenen Rezepturen sowie in unterschiedlichen Gebinden für die jeweiligen Anwendungsbereiche: von der D4-Leimflasche bis zum Kanister.

Über die Website »Kleiberit-direct.com« können Ihre Kunden inzwischen auch bei Ihnen bestellen?

Ritzhaupt: Ja, mit dem eigenen Online-Shop kommen wir einer häufigen Kundenforderung nach. Zumal viele Händler gar nicht mehr das volle Sortiment als Lagerware vorhalten können oder wollen. Die Beratung hat sich in den vergangenen Jahren ohnehin sehr stark hin zu unseren Experten an der Hotline und zu unseren umfangreichen Informationen bis hin zu Videos und Datenblättern auf unserer Kleiberit-Website verlagert. Von der Information und Beratung zum Kauf gab es dann immer einen Bruch. Diese Lücke ist nun geschlossen.

Das Interview führte Christian Gahle.


Videotipp

Zum Besuch von dds-Chefredakteur Christian Gahle bei Kleiberit ist auf Instagram ein Reel erschienen.

 

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