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Beschlagtechnik der Marke Eigenbau: Interagierende Kästchen

Beschlagtechnik der Marke Eigenbau
Interagierende Kästchen

Wie verhalten sich eigentlich Möbel zueinander? Micha Wemmer findet diese Frage überhaupt nicht abwegig. Bei seinem Meisterstück lässt er sie sogar interagieren.

Ein kleines Möbelstück für die Gaderobe, das als Taschenleerer dient, wollte Micha Wemmer als Meisterstück bauen. Wie die Möbel der Ebenisten Abraham und David Roentgen mit ihren raffiniert angelegten Geheimfächern und ausgeklügelten technischen Spielereien sollte auch sein Meisterstück eine eigene technische Handschrift haben. Micha Wemmer arbeitet bei der Schreinerei Hofmann, Inhaber Tilo Feth, in Siegelsbach bei Heilbronn.

Der Taschenleerer besteht aus drei kleinen, Korpussen oder Kästchen. Der mittlere lässt sich mit einer Klappe schließen, die beiden äußeren nehmen jeweils eine Schublade auf. Wie Mini-Sideboards hängen diese an der Wand. Fest verbunden mit der Wand ist jedoch nur das mittlere Schränkchen.

Stets im Lot

Ein längliches Rückwandelement aus drei holzumrahmten weißen Scheiben verbindet die drei Korpusse. Jede Scheibe nimmt über einen Bajonettverschluss jeweils ein Kästchen auf. Die Rückwand lässt sich parallel zur Wand um den mittleren Schrank herum drehen. Wie von Zauberhand geführt, behalten dabei alle drei Kästchen stets ihre lotrechte Position bei. Die Kästchenreihe lässt sich waagrecht, senkrecht oder diagonal ausrichten und sich über einen Schieber fixieren. Bis auf die Scharniere und die Drahtseilhalter der Klappe hat Micha Wemmer alle Beschläge und Mechanismen selbst hergestellt. Die Kästchen bestehen aus fingergezinktem, massivem amerikanischem Nussbaumholz und ein- oder ausgewölbten schichtverleimten Seitenwänden, ebenfalls aus amerikanischem Nussbaum. Das innere Kästchen hat eingewölbte Seitenwände, die beiden äußeren ausgewölbte. Die leicht geschwungene Form unterstreicht die Dynamik des Stücks.

CNC-gefräste Zahnräder aus HPL

Die drei weißen Scheiben bestehen aus 20 mm dickem durchgefärbtem Vollkernschichtstoff, sind an der Vorderseite außen ringsherum gefälzt und mit einem Zahnradprofil versehen. Zwischen dem feststehenden, mittleren Zahnrad und seinen beiden Satelliten befindet sich jeweils ein weiteres, viel kleineres Zahnrad. Die schlupffrei evolventenverzahnten Zahnräder hat Micha Wemmer auf der CNC gefräst. Dieser Mechanismus sorgt für die stets lotrechte Ausrichtung. Die Kegelrollenlager hat er über einen Onlineshop für Mechanikelemente besorgt. Die Wellen hat er anfertigen lassen. Der Deckel des Rückwandelements reicht bis in die drei ringförmigen Falze hinein und deckt die Verzahnungen ab. Den Einblick in das Zahnradgetriebe bieten transparente Plexiglasintarsien im Deckel.

Mit diesem Stück absolvierte Micha Wemmer in diesem Frühjahr die Ausbildung an der Meisterschule in Schwetzingen. –GM

Der Vertikalschnitt parallel zur Wand zeigt ein Zahnradgetriebe, das die Kästchen im Lot hält
Zeichnung: Micha Wemmer
Dieser Vertikalschnitt zeigt die Welle und die Lagerung des Satellitenzahnrads
Zeichnung: Micha Wemmer

Steckbrief

Mechanische Teile:
Misumi Europa GmbH,
https://de.misumi-ec.com

Literatur: Präzision und Hingabe, Möbelkunst von Abraham und David Roentgen,
ISBN-13: 978-3-931768-96-6

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