Orthogonal zwangsgeführt

Auf einem Paar Böcke liegen alle sauber ausgeschweiften, mit 1:1-Plots beklebten Wangen für eine zwei-mal-ein-Viertel-gewendelte Treppe. Dahinter steht Jörn Kathmeyer an seiner Treppenfräsmaschine »DEF 50« von Pouwels: »Früher habe ich die Wangen ebenfalls nach den Plots aus der Compass-Treppensoftware mit Schablone und Handoberfräse bearbeitet. Ein staubiges, lautes, mühseliges und dazu noch unpräzises Geschäft! Für eine Treppe brauchte ich vier Stunden, jetzt nur noch eine. Das Arbeitsprinzip ist ganz einfach: Orthogonal zwangsgeführt bewege ich den Fräser entlang der Aufrisslinien. Stufendicke und -höhe lassen sich fest einstellen. Lärm und Staub sind zwar nicht ganz verschwunden, aber deutlich reduziert. Wir profitieren auch von der Präzision der Passung. Wenn die stimmt, knarrt die Treppe auch nicht«.

Die Maschine besteht aus einem Tisch, über dem sich ein von Hand verfahrbares Oberfräsaggregat befindet. Ein Auslegermechanismus gibt wahlweise eine seitliche Vorschubrichtung nach links oder rechts oder im rechten Winkel dazu in Richtung der Tischtiefe vor. Der Richtungswechsel erfolgt per Joystick. Mit Schieblehre und Inbusschlüssel stellt Jörn Kathmeyer den Abstand zwischen den beiden U-Anschlägen am Fahrweg des Auslegers auf die Stufenhöhe ein. Ein pneumatisch in die U-Anschläge einfahrbarer Stift begrenzt den Fräsbereich auf die Stufendicke, die er jeweils mit einer Stellschraube vorgibt. Er fräst ein Probestück und steckt eine Stufe hinein: »Noch zu stramm«. Er korrigiert beide Stellschrauben um eine halbe Drehung nach links und fräst noch einmal nach. »Jetzt stimmt die Passung«.

Kathmeyer rückt das Aggregat an die linke Backe des linken U-Anschlags, platziert zwei Vakuumspanner, legt die erste Wange diagonal auf, richtet den Aufriss der ersten Stufe am linken Seitenlaser aus und aktiviert die Spannung. Jetzt zieht er die Einheit nach vorn, bis der hintere Tiefenlaser auf die hintere Seite des auszufräsenden Rechtecks zielt. Er lässt den Fräser eintauchen und folgt dem Rechteck im Uhrzeigersinn. Der Vorder- oder Hinterseite nähert er sich mit dem Tiefenlaser nach Augenmaß und betätigt für den Richtungswechsel den Joystick. Nach rechts und links fährt er einfach gegen die U-Anschlagbacken. Ein weiterer Zug entfernt schließlich den in der Mitte stehengebliebenen Materialsteg. Nach demselben Schema fräst er die zweite Stufe am rechten U-Anschlag sowie die Setzstufen ohne U-Anschlag. Für die nächsten Stufen muss er die Wange jeweils neu aufspannen.

Um die Setzstufe schräg einzunuten, ließe sich das Fräsaggregat nach Winkelangabe aus der Compass-Software neigen. Setzstufendicke und Fräserdurchmesser ließen sich optimal aufeinander abstimmen. Der entscheidende Vorteil ergäbe sich aber beim Ablängen der Setzstufen, weil nur noch 90°-Schnitte anfielen. Leider folgt der Laser jedoch nicht der Aggregatneigung. Diese Option hatte er nicht bestellt, möchte sie jetzt aber nachrüsten.

Mit zwei Gesellen und zwei Lehrlingen baut Jörn Kathmeyer nicht nur etwa 70 Wangentreppen im Jahr, sondern auch Möbel und Inneneinrichtungen. Kürzlich stellte er den Betrieb auf Wasserlack um (siehe »Immer alles, was geht!«, Seite 64). GM

Anwender: Kathmeyer Treppenbau GmbH 27721 Ritterhude, Tel.: (04292) 3108, Fax: 40636, www.kathmeyer.de

Maschinenhersteller: Pouwels sprl B 4890 Thimlster, Tel.: +32 (87) 44-6525, Fax: -5880, www.pouwels.be

Maschinenhändler: Helmut Müller 49779 Oberlangen, Tel.: (05933) 934707