Kiriholz von WeGrow am Niederrhein

In der Kantine am Hauptsitz von WeGrow in Tönisvorst bei Krefeld zeigt Managing Director Peter Maximilian Diessenbacher Scheiben von zwei zwölf Jahre alten Bäumen: die rechte aus Buche bringt es auf acht Zentimeter Durchmesser, die linke aus Kiri auf fast 40. Vertäfelungen an den Kantinenwänden zeigen das Lang- und Hirnholz. Auffällig ist die hohle Markröhre mit einem Durchmesser von gut einem Zentimeter, ebenso die breiten Jahrringe. Auf dem Tisch liegen Holzmuster zum Anfassen. Die Haptik ist angenehm glatt und weich. Die Muster liegen leicht in der Hand, fast so, als wären sie aus Balsaholz.

Das Video zeigt, die Pflanzenproduktion und die Weiterverarbeitung bei WeGrow und Kiritec:

Agraringenieur Peter Maximilian Diessenbacher gründete das Unternehmen vor zwölf Jahren als Startup. Ziel war die nachhaltige Produktion von Kiriholz. Kiri gilt als schnellster Baum der Welt und wächst in nur einem Jahr über fünf Meter. Es entstand eine Unternehmensgruppe mit den drei Sparten Pflanzenproduktion, Forstwirtschaft sowie Holzverarbeitung/-handel. Sie hat inzwischen 1,5 Millionen Kiribäume kultiviert und an Kunden in 38 Ländern weltweit versendet. Auf 500 ha selbst bewirtschafteten Flächen in Deutschland und Spanien hat WeGrow mehr als 350 000 Bäume gepflanzt. Die Weiterverarbeitungs- und Vermarktungstochter heißt Kiritec.

Das Wichtigste zu Kiriholz

Das Holz ist leicht. Die mittlere Rohdichte liegt mit 250 kg/m³ bei nur einem Drittel von der der Buche. Aufgrund seiner wabenförmigen Zellstruktur sowie weniger Äste ist Kiri sehr fest und stabil. Es erweist sich mit seinem geringen Quell und Schwindverhalten als sehr formstabil. Das Trocknungsschwundmaß von Fasersättigung bis Ausgleichsfeuchte bei 20/56 beträgt tangential 2,3 und radial 0,7 Prozent. Das Holz dämmt gut (0,9 W/mK). Es speichert in seinen Vakuolen viel Luft und dämmt doppelt so gut wie Eiche oder Buche. Gemäß der Tests der Materialprüfanstalt Eberswalde gehört Kiri zu den dauerhaftesten Hölzern weltweit. Die Pflege der Bäume ermöglicht ein vollständig astreines Sortiment. Außerdem lässt sich Kiri leicht verarbeiten, nimmt Lasuren und Lacke leicht auf und ist auch gut zu verleimen.

Vom Labor zum Brett

Die Produktion des Holzes beginnt im Labor. Da sitzen unter Reinluftbedingungen eine Handvoll Mitarbeiterinnen, die Kirisetzlinge in vier Stücke aufteilen und mit der Pinzette in kleine mit Substrat gefüllte Becher einsetzen. Diese kommen dann für zwei Wochen in eine Kammer mit wachstumsförderndem LED-Licht und dann für vier Wochen ins Gewächshaus. Danach sich die winzigen Bäumchen bereit für den Versand zu den Plantagen. Der Einschnitt zu Brettern, das Besäumen und Sortieren nach Qualität geschieht nach acht bis zwölf Jahren in ortsansässigen Sägewerken und in Deutschland am Firmensitz in Tönisvorst.

Hier stehen als Herzstück des Konzerns das Laborgebäude sowie die Gewächshäuser. Außerdem gibt es eine Blockbandsäge und eine Besäumsäge. Die Holztrocknung erfolgt bei einem Dienstleister. Das Holz ist im Holzhandel in verschiedenen Längen, Dicken und fünf Qualitäten erhältlich.

Die Werkstatt in Tönisvorst

In Tönisvorst betreibt WeGrow bzw. Kiritec außerdem noch eine Werkstatt, die Anwendungsmöglichkeiten von Kiriholz entwickelt und Kundenaufträge erledigt. Sie ist mit Maschinen von Format4 und Felder ausgestattet. Hier entstehen Ideen für Fußböden, Holzfenster, Fassadenelemente, oder Saunaeinrichtungen.

»Wir wissen, was machbar ist«

Maximilian Diessenbacher sagt: »Unsere Werkstatt ist eine Ideenschmiede für Produkte aus Kiri. Mit den Maschinen von Format4 und Felder arbeiten wir präzise und erzielen hervorragende Oberflächen. Außerdem arbeiten wir unter realistischen Produktionsbedingungen, wie sie auch bei unseren Kunden vorzufinden sind. So wissen wir, was mit Kiri machbar ist«

dds-Redakteur Georg Molinski besuchte WeGrow bzw. Kiritec in Tönisvorst. Maximilian Diessenbacher erlebte er als beherzten Visionär, der es versteht sein Team für eine große Idee zu begeistern.