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Make-up für Tischler

Technik
Make-up für Tischler

Das menschliche Auge sieht vorwiegend das Globale, nicht das Detail. Daher nimmt es kleine Schadstellen nicht wahr, wenn sie geschickt repariert sind.

Wilfried Berger, Berg-Ettishofen

Jedem passiert mal ein Malheur, und schon ist sie da, die Beschädigung an der Oberfläche. In vielen Fällen kann man sie beheben, wenn man systematisch vorgeht. Das im Folgenden vorgestellte Grundschema für die Reparatur von Oberflächen ist im Prinzip immer das Gleiche.
Analyse des Schadens
Bevor man sich für die Reparatur entscheidet, sollte man jedoch zunächst klären, ob es nicht sinnvoller ist, das Teil neu zu fertigen. Für die Entscheidung, mit welchen Materialien der Schaden behoben werden soll, muss man genau hinschauen. Sind die Fehler nur an der Oberfläche, oder ist die Zerstörung bis in die Tiefe vorgedrungen? Befindet sich die Beschädigung an einer stehenden oder an einer liegenden Fläche?
Material-Feststellung
Weiterhin muss klar gestellt sein, um welche Oberflächenmaterialien es sich handelt. Der Tischler und Schreiner arbeitet in der Regel mit Holz- oder Schichtstoffoberflächen, aber auch mit Vollkunststoffen. Bei Holzimitaten und Kunststoffen oder hellen Holzflächen ist eine Reparatur oft nicht sinnvoll. Diese Oberflächen sind so lichtempfindlich, dass der Schaden immer auffällt.
Das Ausmaß des Schadens gibt vor, ob mit Hart- oder Weichwachsen gearbeitet werden kann, nicht aber, ob Spachtel-Materialien oder lediglich Wachse verwendet werden sollen oder welche Fixiermaterialien man nehmen soll. Hier muss man wissen, ob man es mit einer Holz- oder Kunststoffoberfläche zu tun hat.
Der Reparaturversuch
Bei Kratzern wie auch bei Vertiefungen sollte nicht sofort der volle Schaden behoben werden. Es empfiehlt sich immer, nur einen kleinen Teil von Millimetern auszubessern. Sollte sich dabei herausstellen, dass man nicht den richtigen Farbtob getroffen hat, ist nicht sofort die gesamte Reparatur gefährdet, sondern nur ein ganz kleiner Teil, der ohne Weiteres kaschiert werden kann. Man sollte immer davon ausgehen, dass das menschliche Auge vorwiegend das Ganze sieht und nicht das Detail. Daher sind kleinere Nachbearbeitungen wesentlich besser zu bewerkstelligen als ganze Flächenteile.
Vorbereitung des Untergrundes
Bei größeren Schäden sollten die scharfkantigen Schadensränder mit einem Stecheisen abgestumpft und mit einer unregelmäßigen Kontur versehen werden. Scharfkantigkeit führt dazu, dass sich der Schaden später an der Schnittstelle abzeichnet. Nicht mehr scharfe Kanten mit unregelmäßigem Verlauf sind viel leichter zu kaschieren. Es mag sich vielleicht verwegen anhören, allerdings wird mit diesem Schritt der Schaden zunächst vergrößert.
Auch scharfkantig abgegrenzte Druckstellen sollten mit dem Stecheisen bearbeitet werden. Bei Druckstellen ist es ratsam, die Vertiefungen vor dem Einfärben und dem Einbringen des Füllmaterials mit einem Bügeleisen und einem nassen Lappen zu dämpfen. Bei diesem Vorgang wird die eingedrückte Stelle wieder in die ursprüngliche Form zurückkehren wollen.
Sofern der Untergrund in den Decklagen bis in die Tiefe der Trägerplatte beschädigt ist, muss er zuvor farblich vorbehandelt werden.
Die Farbe des Untergrundes
Das Einbringen von Wachsen alleine genügt nicht, um die Schadensstelle zu kaschieren. Meist werden an den Bruchstellen helle oder dunkle Verfärbungen sichtbar, die nicht in das gesamte Reparaturbild passen. Auch werden die Farben der Wachse durch den Untergrund verfälscht. Im Nachhinein passt der ausgesuchte Farbton nach dem Verfüllen nicht mehr zu der Oberfläche. Darum muss der Untergrund farblich der Deckfläche angepasst werden.
Die Retuschen gibt es in Stiftform und als flüssige oder feste Farbpastillen, die mit NC-Verdünnung angerührt werden können. Diese Farben lassen sich sehr gut mischen. Den Grundton der Oberfläche kann man relativ genau mischen. Beim Mischen ist eine transparente Kunststofffolie hilfreich. Wenn man sie auf die Original-Oberfläche legt, kann man darauf die Farben mischen und perfekt mit der Wunschfarbe vergleichen.
Verfüllen der Schadensstelle
Nach dem Färben des Untergrundes kann mit dem Verfüllen der Schadensstelle begonnen werden. Wenn sich die schadhaften Stellen nur an der Oberfläche befinden, können Ausbesserungen problemlos vorgenommen werden. Hier handelt es sich letztendlich lediglich um angekratzte Flächen mit geringfügigen Vertiefungen, die es zu egalisieren gilt. Da der Untergrund nicht angegriffen ist, entstehen auch keine Farbprobleme. Die Ebenheit kann man mit einen transparentem Weichwachs wiederherstellen. Anschließend wird mit einem Ansatzlos-Lack die Oberfläche wieder geschlossen, und der Schaden ist kaum mehr sichtbar.
Negativ bei allen Reparaturen ist, dass der Ansatzlos-Lack in der Regel lediglich ein Einkomponentenlack ist und somit in den meisten Fällen nicht dem Originallack entspricht. Funktionieren wird dieser Überzug, da die Grundregel des Bauens „mager auf fett“ eingehalten ist. Problematischer wäre es, wenn ein fest aushärtender Lack bzw. ein DD-Lack auf einen Einkomponentenlack aufgetragen werden würde. Dies würde nicht funktionieren.
Bei größeren Schäden, die in die Tiefe gehen, sind Hartwachse die bessere Lösung, um die Schadensstellen zu verfüllen. Auch Hartwachse werden unter Hitze aufbereitet und in die Schadensstelle eingebracht.
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