1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Technik »

Was beim Kauf einer Plattenaufteilsäge wichtig ist

Welche Ausstattung wirklich sinnvoll ist
Was beim Kauf einer Plattenaufteilsäge wichtig ist

Was beim Kauf einer Plattenaufteilsäge wichtig ist
Wenn die Säge in die Jahre gekommen ist, muss eine neue her. Welche Ausstattung ist sinnvoll? Fotos: Höchsmann
Marco Laudel vom Gebrauchtmaschinenspezialisten Höchsmann beleuchtet die wichtigsten Kriterien, die beim Kauf einer liegenden Plattenaufteilsäge wichtig sind.

Wenn beim Zuschnitt von Plattenmaterial der Wunsch oder die Notwendigkeit nach mehr Genauigkeit oder höherem Durchsatz aufkommt, wird es Zeit, sich mit dem Thema Plattenaufteilsäge zu beschäftigen. Der Markt bietet vielfältige Zuschnittlösungen, die jeweils ihre Vorzüge haben.

Welcher Sägentyp ist der Richtige?

Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Allgemein aber gilt, dass die Formatkreissäge in fast jeder Werkstatt anzutreffen und durch ihre universelle Einsetzbarkeit eigentlich unverzichtbar ist.

Vertikale Plattensägen haben gegenüber Formatkreissägen den großen Vorteil, dass sie sehr wenig Platz beanspruchen. Ausstattungen wie Vorritzer, Vorschubeinrichtungen, Platten-Hebesysteme zum Besäumen u.a.m. machen diese Maschinen mittlerweile selbst im Vergleich zu liegenden Plattenaufteilanlagen zu einer bedenkenswerten Alternative.

Den liegenden Plattenaufteilsägen kann man allerdings zuschreiben, dass diese die beste Schnittqualität besitzen und zudem die größte Zuschnittkapazität erzielen. Die höhere Qualität wird erreicht, weil das Werkstück beim Zuschnitt auf dem Maschinentisch ruht und zudem von einem Druckbalken fixiert wird. Mehrere Platten lassen sich so in einem Durchlauf zerteilen. Automatische Beschickungslösungen, wie Hubtische und Flächenlager sind unschlagbare Argumente für eine liegende Plattenaufteilanlage. Der vorliegende Beitrag wird sich daher auf diese Maschinenart konzentrieren.

Eine interessante Alternative sei noch erwähnt: die Druckbalken-Formatkreissägen der italienischen Anbieter Fimal sowie SCM. Dieses Maschinenkonzept verbindet intelligent die Vorteile einer Formatkreissäge und einer liegenden Plattensäge miteinander. Mit einem geringem Platzbedarf, präzisen Schnittergebnissen, guten Sicherheitseigenschaften und einem interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis kann diese Zuschnitttechnologie überzeugen.

Beschickung der Säge

Die manuelle Beschickung kommt häufig bei der handwerklichen Fertigung oder beim Zuschnitt von Sonderteilen zum Einsatz. Die Platten werden einzeln manuell auf die vorderen Luftkissentische aufgelegt, per Hand bis an den bis nach vorn gefahrenen Programmschieber herangeschoben, um danach durch die Spannzangen geklemmt und eingezogen zu werden.

Absolut empfehlenswert bei dieser Beschickvariante sind Vakuum-Hebegeräte. Ein Bediener kann damit selbst große und schwere Platten schonend und leicht bewegen. Da diese Hebegeräte aber meist einen sehr kleinen Aktionsradius haben, ist die Flexibilität bei unterschiedlichen Plattenmaterialien eingeschränkt. Wer viele unterschiedliche Platten in kleinen Mengen verarbeitet, sollte sich mit dem Thema Flächenlager auseinandersetzen.

Die automatische Beschickung kann per Hubtisch, mit einem Flächenlager oder beidem erfolgen. Die Vorteile des Hubtisches liegen klar im automatischen Verarbeiten von mehreren Platten. Mittels Stapler werden ganze Plattenstapel auf dem Hubtisch oder auf einer seitlich angeordneten Rollenbahn abgesetzt. Den Rest erledigt die Maschinensteuerung der Plattensäge. Bedarfsgerecht werden Platten vom bereitgestellten Stapel abgeschoben, ausgerichtet und zum Schneiden von Streifen positioniert. Die zugeschnittenen Teile werden zum Bediener nach vorn ausgeschoben und können weiter zugesägt oder wenn fertig geschnitten, abgestapelt werden. Der Materialfluss geht in eine Richtung und die Säge wird, im Gegensatz zur manuellen Beschickung von vorn, nicht blockiert, was einen erheblichen Geschwindigkeits- und Handlingsvorteil ergibt.

Werden vom Zuschnittprozess sowohl hohe Leistung bei gleichzeitig sehr flexibler Materialzusammenstellung verlangt, kommen automatische Ein- und Ausstapelanlagen zum Einsatz. In einem sogenannten Flächenlager werden bedarfsgerecht verschiedene Platten (Menge, Qualität, Größe) bevorratet und programmgesteuert automatisch entnommen sowie ggf. wieder eingelagert. Mittels entsprechender Software können der Materialverbrauch, die Materialverwaltung von Restmengen sowie das Bestellwesen organisiert werden.

FIMAL_CONCEPT.jpg
Interessante Alternative: Druckbalkenformatsäge

Am Rande sei bemerkt, dass für Individual- und Losgröße-1-Zuschnitte, mit Roboter ausgestattete Fertigungszellen für voll automatisierte Abläufe konzipiert werden. Bei diesen Anlagen wird ein Industrieroboter mit eigens entwickelter Saugtraverse platzsparend und zentral auf der Zuschnittanlage platziert, welcher das komplette Platten-, Teile- und Streifenhandling übernimmt, bis alle Nachschnitte erledigt sind.

Ausstattung: Was brauche ich?

Luftkissentisch, Vorritzer und Seitenausrichter gehören heute bei allen Anbietern zum Standard. Darüber hinaus gibt es die ein oder andere Zusatzausstattung, bei der es sich je nach Anforderung lohnt, bei der Bestellung der Säge ein Kreuz zu setzen.

Für eine zuverlässige Beschickung der Säge mit dünnen und welligen Plattenmaterialien durch Hubtische sind Microeinschübe erforderlich. Sie sind am Programmschieber neben den Spannzangen angebracht. Ebenso sollte die Säge mit zusätzlichen Röllchenauflagen im hinteren Maschinentisch ausgestattet werden, um ein Durchhängen von dünnen und welligen Plattenmaterialien zu verhindern.

Beim Ausführen von Kopfschnitten, bei Werkstückpaketen oder sehr großen Platten kann ein Drehtisch im Bereich des hinteren Auflagetisches von großem Vorteil sein, da dadurch sichergestellt wird, dass das Paket nach der Drehung exakt ausgerichtet wieder dem Sägeprozess zugeführt werden kann. Weitere Hilfsmittel bei der Ausrichtung von Paketen, bei der Bildung von Stapeln durch ein Plattenlager oder durch Hubtische, sind Frontalausrichter und Ausrichttische, welche das Plattenmaterial exakt in Position bringen.

 

Für oberflächenempfindliche Materialien empfiehlt sich ein bedüster Maschinentisch. Dabei gewährleisten Düsen, vergleichbar mit denen der Luftkissentische im vorderen Bereich, dass selbst bei schweren Plattenpaketen Beschädigungen am Material vermieden werden. Des Weiteren bieten die Hersteller verschiedene Lösungen an, um den Schnittbereich von Sägespänen zu befreien, welche sonst beim nächsten Schnitt durch den Oberdruck in empfindliche Plattenoberflächen eingedrückt werden könnten (z. B. Homag DustEx).

Separate Programmschieber, zur Steigerung des Durchsatzes und zur Flexibilisierung der Produktion, sind eine technisch aufwendige und eher selten georderte Zusatzausstattung. Das Prinzip: Eine oder mehrere Spannzangen positionieren die bereits zugeschnittenen Streifen unabhängig vom Rest der Spannzangen am Programmschieber. Somit werden sowohl Querschnitte als auch Längsschnitte in einem Schnittvorgang möglich. Neuartige Entwicklungen versuchen dieses Prinzip weiter zu optimieren. So stellte Fimal auf der Ligna 2019 ein neues Konzept, mit einem drehend gelagerten Programmschieber, vor. Nach dem Längsschnitt dreht dieser Programmschieber die geschnittene Platte um 90° und übergibt diese an die Spannzangen des vorderen feststehenden Teils des Programmschiebers, um anschließend wieder in seine Ausgangsposition zurückzudrehen. Somit kann im Anschluss an den Längsschnitt sofort die Querbearbeitung erfolgen, was eine Zeitersparnis von 20 bis 25 Prozent gegenüber herkömmlichen Plattenaufteilsägen ergeben soll.

… und was noch?

Für die Bearbeitung von Platten mit überstehenden Deckschichten, wie z. B. Furnier oder Laminat müssen Furnier-Besäumanschläge an den Spannzangen installiert werden, welche bei Bedarf um ein definiertes Maß nach vorn geklappt oder nach vorn geschoben werden, um eine Beschädigung der überstehenden Deckschichten durch die Spannzangen zu vermeiden.

 

Verarbeiter von Küchenarbeitsplatten und Plattenmaterial mit Soft- und Postformingkanten ordern häufig eine Säge mit einem Postforming-Vorritzaggregat. Im Gegensatz zu Standard-Vorritzaggregaten, die nur eine ca. 2 mm tiefe Nut in die Plattenunterseite schneiden und damit lediglich die Oberfläche zerspanen, steigt das Postforming-Vorritzaggregat im Kantenbereich des Werkstücks kurz auf und durchschneidet die Werkstückkante komplett. Dadurch ist gewährleistet, dass beim Hauptschnitt die Soft- und Postformingkanten durch das entgegengesetzt drehende Hauptsägeblatt nicht beschädigt werden.

Um mit einer Plattenaufteilsäge ähnlich flexibel wie mit einer Formatkreissäge arbeiten zu können, lassen sich die Hersteller einiges einfallen. So sind Konzepte für Winkelschnitte verfügbar und solche für Gehrungsschnitte. Letztere ermöglicht z. B. Homag, mit dem am Winkellineal installierten »Module 45«. Eine andere Lösung kommt von Panhans/Schelling mit der »S 45« mit Sägeblattschwenkung.

Der Vollständigkeit halber sei genannt, dass es automatische Etikettierstationen an Plattensägen gibt, die die Etiketten bereits vor dem Zuschnitt auf der Rohplatte applizieren. Im handwerklichen Bereich sind nach wie vor Etikettendrucker neben dem Bedientableau üblich. Der Maschinenbediener bekommt entsprechend dem Zuschnittfortschritt das gedruckte Etikett zur Entnahme bereitgestellt.

Maschinensteuerung und Software

Ganz deutlich ist am Markt der Trend erkennbar, Maschinenzustände permanent zu überwachen, Maschinen miteinander zu vernetzen und online zugänglich zu machen. Gern bleiben Holzverarbeiter daher bei einem bereits vorhandenen Bedienkonzept und damit bei einem Hersteller. Dafür gibt es gute Gründe. Bekannt ist aber auch der häufige Fall, dass Maschinenbediener bei der Maschinenauswahl mitreden, wenn sie gute Erfahrungen oder Präferenzen für einen bestimmten Hersteller oder eine Steuerung aus vorangegangener Beschäftigung haben.

Wer allerdings frei ist, dem sei angeraten sich die verschiedenen Bedienkonzepte ausgiebig anzuschauen und die künftigen Bediener frühzeitig zu involvieren. Sie müssen später täglich effizient damit arbeiten.

Stand der Technik sind übersichtlich angeordnete Schaltflächen, die sich per Berührung aktivieren lassen, Echtzeit-Darstellungen des Produktionsfortschritts, der fertigen Werkstücke, der nutzbaren Restflächen, des Abfalls, der Maschinenauslastung, von Wartungsintervallen etc. sowie zunehmend Assistenzsysteme, die Hilfestellung beim Handling, so z. B. beim Drehen oder richtigen Abstapeln geben.

Wer regelmäßig viele verschiedene Formate schneidet, möchte Softwarelösungen zur Zuschnittoptimierung nicht missen. Die meisten Hersteller haben eigene Lösungen parat; darüber hinaus gibt es unabhängige Optimierungssysteme, deren Daten sich über entsprechende Schnittstellen integrieren lassen. Als einfachste Variante gilt das direkte Optimieren in der Werkstatt, an der Säge. Es bedingt, dass der Bediener exakte Eingaben vornimmt. Weniger fehleranfällig und effizienter sind Systeme, die die gesamte Arbeitsvorbereitung (und damit auch die Zuschnittplanung) aus der Werkstatt herausnehmen. Je nach Betriebsgröße und Fertigungsstruktur ist von Einzelplatzlizenz bis zu komplexer Fertigungsorganisation sehr viel möglich. Auch hier gilt: Lassen Sie sich gut und ausführlich anhand ihrer Fertigungsstruktur beraten. In der Auswahl und im Beherrschen der richtigen Software liegt über viele Jahre erheblicher Effizienzgewinn.

Zum Thema Resteverwaltung ist unsere Meinung: Wer nach Reststücken sucht oder verwendbare Plattenreste mehrfach in die Hand nimmt, um nachzumessen, ob sie im aktuellen Fertigungsauftrag verwendbar sind, macht was falsch. Wer über eine Plattensäge nachdenkt, die mehrere Stunden am Tag läuft, wird sich zwangsläufig auch über das Thema »Wohin mit den Resten?« Gedanken machen müssen. Als ideal gilt ein optimales Zusammenspiel von ortsnahem, akribisch gepflegtem Restelager, Etikettierung, Barcode und intelligenter Resteverwaltungs-Software. Wer ein Flächenlager nutzt, hat in der Regel die Möglichkeit, großflächige Reste wieder einzulagern und bei nächster passender Gelegenheit zu verarbeiten.


Marco Laudel ist Spezialist für Plattenaufteil-sägen beim Gebrauchtmaschinenhändler Höchsmann GmbH in Klipphausen. Er hat sich bereits mit Maschinen nahezu aller relevanten Hersteller auseinandergesetzt.

 


Hintergrund

Die Höchsmann GmbH bietet vielfältige Leistungen rund um den An- und Verkauf von gebrauchten Holzbearbeitungsmaschinen. Diese reichen von Beratung und Bewertung über professionelle Logistikleistungen bis hin zur Ausführung von Prüf- und Instandsetzungsaufgaben. Der Hauptsitz des Unternehmens mit 90 Mitarbeitern ist in Klipphausen in der Nähe von Dresden. Das Auktionsportal »Wood Tec Auction«, das Onlinelexikon »Wood Tec Pedia« und das Bewertungsportal »Wood Tec Value« runden das Portfolio von Höchsmann ab. www.hoechsmann.com


Mehr über Plattenaufteilsägen lesen? Hier gehts zur dds-Themenseite >>

Aktuelles Heft
Titelbild dds - das magazin für möbel und ausbau 4
Aktuelle Ausgabe
04/2024
EINZELHEFT
ABO
dds-Zulieferforum
Tischlerhandwerk in Zahlen

Zahl der Betriebe im Tischlerhandwerk

dds auf Facebook


dds auf YouTube

Im dds-Channel auf YouTube finden Sie:
– Videos zu Beiträgen aus dds
– Kollegen stellen sich vor
– Praxistipps-Videos
– Maschinen & Werkzeuge

Abonnieren Sie dds auf YouTube »