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Elsbeere für das Tor zum Himmel

Technik
Elsbeere für das Tor zum Himmel

Die Schreinerei Single hat für die Schalter des neuen Terminal III am Flughafen Stuttgart etwa 3500 m2 Elsbeerfurnier verarbeitet. Nach einer Initiativbewerbung konnte sie an der Ausschreibung teilnehmen und erhielt den 850 000-Euro-Auftrag.

Als im Herbst 2002 die Baugrube für den Terminal III des Stuttgarter Flughafens ausgehoben wurde, ist auch Helmut Ter von der auf Großobjekte spezialisierten Schreinerei Single aus dem nahe gelegenen Frickenhausen bei Nürtingen aktiv geworden. Bereits in dieser frühen Bauphase schickte er eine Initiativbewerbung für die Innenausbauarbeiten an das Projektierungsbüro Drees und Sommer, Stuttgart.

Die Adresse entnahm er dem Baustellenschild. In der Bewerbung stellte er das Unternehmen und seine Leistungsfähigkeit anhand von Referenzobjekten vor und äußerte Interesse an großen Innenausbauprojekten. Daraufhin nahm das Projektierungsbüro den Betrieb zunächst unter die Lupe, um festzustellen, ob die Schreinerei für das Projekt überhaupt in Frage kam. Neben den handwerklichen Fähigkeiten spielten dabei die organisatorischen Fähigkeiten eine entscheidende Rolle, denn alle am Ausbau beteiligten Betriebe mussten sich an sehr enge zeitliche Vorgaben halten. Höchste Termintreue musste unbedingt gewährleistet sein.
Drei Lieferanten für 3500 m2 Furnier
Das 80 Jahre alte Familienunternehmen Single wird von der dritten Unternehmergeneration geführt und beschäftigt 38 Mitarbeiter, davon 15 in der Produktion, zwölf Baustellenmonteure und einen Kalkulator. Zu den Referenzobjekten zählen das Bosch-Entwicklungszentrum in Abstatt oder die Musikhochschule und das Haus der Geschichte in Stuttgart. Nachdem das Projektierungsbüro die Schreinerei als potenziellen Innenausbaupartner akzeptiert hatte, durfte sie an der Ausschreibung teilnehmen.
Die Schreinerei Single erhielt den Zuschlag. Nun galt es, riesige Mengen von streifigem Elsbeerfurnier mit einer Dicke von 0,9 mm zu beschaffen. Ein Händler allein konnte soviel rechtzeitig nicht heranschaffen. So machte sich der geschäftsführende Gesellschafter Gerhard Single auf den Weg und besuchte Furnierhändler in Deutschland und der Schweiz. Bei Metz-Furniere in Leinfelden-Echterdingen, Fritz Kohl in Karlstadt sowie RS-Furniere im schweizerischen Unterstammheim erwarb er insgesamt 3500 m2 Elsbeerfurnier. Er nahm jedes Furnierpaket genau unter die Lupe, um die Vorgaben des renommierten Hamburger Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner (GMP) in Bezug auf Farbe, Wuchs, Streifigkeit und Furnierbahnbreite zu erfüllen.
Die Abwicklung des Gesamtprojektes dauerte etwa ein halbes Jahr. Es sind etwa 5500 Arbeitsstunden in der Produktion und der Arbeitsvorbereitung angefallen. Besonders aufwändig war die Arbeitsvorbereitung. Zwei Mitarbeiter haben alle Zeichnungen und Konstruktionen aus dem Architekturbüro mit CAD gezeichnet, sämtliche Details konstruiert, und sich hierfür immer wieder via E-Mail die Freigabe bei den Architekten in Hamburg eingeholt.
Das Projekt war insgesamt so groß, dass es in viele Fertigungslose aufgeteilt werden musste. Hier war eine enge Absprache mit dem Projektierungsbüro erforderlich, da erheblicher Abstimmungsbedarf mit allen anderen beteiligten Gewerken bestand.
Obwohl die Schreinerei maschinell für das Zurichten von Furnieren ausgerüstet ist, vergab sie das Aufteilen und Fügen der Pakete sowie das Zusammensetzen der Bahnen an den Spezialisten Ernst Möhrle in Obertal bei Baiersbronn. Man wollte sicher gehen, dass sich auch in ein paar Jahren kein Zick-Zack-Faden oder Fugenpapier an der Oberfläche abzeichnet. Der Furnierspezialist verfügt über die Technik, die Furnierbah-nen im automatischen Längsdurchlauf an den Schmalkanten zu verleimen, sodass man weder Fugenpapier noch Leimfäden entfernen muss. Ein Großteil der Arbeit bestand darin, Informationen, Trägerplatten und Furnierdecks für zahllose Einzelteile zu verwalten und zum richtigen Zeitpunkt zusammenzuführen. Zum Teil waren auch Furnierbildabwicklungen über mehrere Werkstücke hinweg gefordert, was sehr komplexe Organisationsstrukturen erforderte.
Die Theken bestehen aus furnierten Tischler-Spanplatten, die auf Gehrung miteinander verleimt sind. Auf der Innenseite befinden sich Schreibtische aus schwarz durchgefärbtem MDF mit eingearbeiteten Linoleum-Schreibunterlagen sowie Schubkastenboxen. Von außen lassen sich die Frontplatten lösen. In dem dahinter liegenden Hohlraum befinden sich Computer und sämtliche Kommunikationsverdrahtungen. Zum Materialmix der Schalteranlagen gehört weiterhin mattgebürsteter Edelstahl als Handtaschenablage und für dekorative Intarsienadern.
Die wichtigsten Produktionsschritte
Zunächst schneidet ein Mann die Platten an einer Druckbalkensäge zu. Dann geht es zur Kantenanleimmaschine, die 3 mm dicke Elsbeereinleimer aufbringt und bündig fräst. Es werden auch die Kanten mit den Einleimern beschichtet, an denen eine Gehrungsverbindung vorgesehen ist.
Nach einem Kalibrierschliff werden die Platten dann an einer normalen Furnierpresse furniert. Das Abfräsen der Furnierüberständer erfolgt entweder an der Kantenanleimmaschine oder an einer Tischfräse. Gehrungen und sämtliche Fräs- und Bohrarbeiten erledigt ein Bearbeitungszentrum. Vor dem Verleimen werden die Teile zunächst lackiert. Nach dem Verleimen erfolgt ein letzter Lackauftrag. GM

Walter Single GmbH
Das Familienunternehmen Single ist auf Innenausbauprojekte spezialisiert und hat u.a. die Musikhochschule und das Haus der Geschichte in Stuttgart ausgebaut.
Walter Single Innenausbau GmbH 73636 Frickenhausen Tel.: (07022) 94312-14, Fax: -48 www.singleholz.de
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