Interview zur Holz-Handwerk 2024: »Die Schreiner kommen zu uns, um zu testen«

Produktnah und den Tischlern/Schreinern zugewandt, so sieht sich die Holz-Handwerk. Die Messe vom 19. bis 22. März 2024 in Nürnberg steht für den intensiven Dialog und Austausch zwischen Herstellern und Handwerkern. Die Aussteller haben Innovationen speziell für das Handwerk im Gepäck, die vor Ort bestaunt – und natürlich ausprobiert – werden können. »Die Schreiner kommen zu uns, um zu testen«, betont Stefan Dittrich, der als Abteilungsleiter der NürnbergMesse GmbH die kommende Veranstaltung verantwortet. Im Gespräch mit der dds-Redaktion weist er auf Besonderheiten und Höhepunkte der Messe und im Begleitprogramm hin.

Handwerker sind haptische Menschen. Wie unterstützen Sie Aussteller bei der Umsetzung von beispielsweise Trainingsflächen zum selbst Ausprobieren von (Hand-)Maschinen, Lackiersystemen, Montagehilfen usw.?

Der Mitmachcharakter ist schon immer in der DNA der Holz-Handwerk fest verankert. Hier gibt es in allen Hallen etwas zu entdecken! Besonders erlebnisreich ist sicherlich wieder die Halle 12 mit den zahlreichen Power-Tools zum Ausprobieren. Unsere Aussteller kommen hier immer selbst auf großartige Ideen. Anfragen bezüglich individuell geplanter Messestände setzen wir dafür natürlich gerne um.

Die Maschinenbauer haben zuletzt maßgeblich die Zukunftsthemen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Effizienz befeuert. Werden dies weiterhin Schwerpunkte der Messe sein?

Ja, natürlich sind dies auch die Top-Themen der Holz-Handwerk 2024, die unabhängig von der Maschinenbaubranche für all unsere Aussteller und Besucher hochrelevant sind. Lösungen und Best-Practice-Methoden zum Thema Digitalisierung werden beispielsweise im Forum »Digitalisierung praktisch gestalten« an vier Messetagen gezeigt.

Um »Nachhaltige Produktgestaltung« geht es bei der Sonderschau »Design Objekt – Objekt Design«. Zahlreiche Inspirationen und Arbeiten zu diesem Thema sind beim Fachverband Schreinerhandwerk Bayern in Hall 11.0 zu sehen. Und nicht zuletzt beschäftigt uns das Thema auch als Veranstalter. Bei der Durchführung von Messen und Kongressen sehen wir ein großes Potenzial, einen Beitrag zum Thema Klima- und Umweltschutz zu leisten. Unser Ziel ist es, mit unseren Maßnahmen wie energiesparender Hallenbeleuchtung, nachhaltigem Standbau und Messe-Catering, Recycling und klimafreundlicher Anreise die nachhaltige Durchführung von Messen und Events kontinuierlich auszubauen.

Wie möchte die Messe die Maschinenhersteller für 2026 zurückgewinnen?

Die Gründe, aus denen einige Maschinenhersteller zur Absage gezwungen wurden, haben nichts mit der Holz-Handwerk an sich zu tun. Von allen Seiten wurde deutlich betont, dass es sich hier um Entscheidungen rein aufgrund der wirtschaftlichen Lage handelt, was wir natürlich bedauern, aber nachvollziehen können. Ich bin mir sicher, dass 2026 wieder viele Maschinenhersteller an der Holz-Handwerk teilnehmen werden und 2024 lediglich als kurze Pause ansehen. Nun fokussieren wir uns allerdings erst einmal auf 2024 und unsere über 300 Aussteller!

Könnten standardisierte und somit kostengünstigere Messestände oder Gemeinschaftsflächen eine Lösung für kleinere oder unentschlossene Hersteller sein?

Gerade von kleineren Herstellern bekommen wir meist sogar besonders individuelle Anfragen. Wir denken nicht, dass standardisierte Messestände hier gut angenommen würden. Standardisierte Messestände sind auch bezüglich der Abmessungen schwierig einzuplanen, weil gerade unsere Maschinenhersteller natürlich sehr individuell geplante Messestände benötigen. Gemeinschaftsstände hingegen gehören schon immer zur Holz-Handwerk. Für Start-ups und kleinere Unternehmen ist eine Beteiligung am Gemeinschaftsstand »Young Innovators« in Halle 7 die optimale Möglichkeit, um ihre Produkte und Innovationen der Fachöffentlichkeit zu präsentieren. Und der Holz-Handwerk-Campus in Halle 11.0 wird im März wieder ein beliebter Anlaufpunkt mit zahlreichen Schulen für das Thema Weiterbildung sein.

Bisher gibt es zwar eine ermäßigte Tageskarte »Student« – für Schreinerazubis oder Meisterschüler sind aber keine ermäßigten Eintrittskarten buchbar?

Azubis oder Meisterschüler erhalten ihre Karten direkt über ihre Schulen. Berufs-, Fach-, Hoch- und Meisterschulen werden spezielle Ticketkontingente zur Verfügung gestellt. Zudem werden für Gruppen Busfahrten von uns finanziell unterstützt.

Werden Sie zukünftig weitere Themen in die Messe integrieren oder gezielt bisherige Randthemen ausbauen?

An erster Stelle steht für uns natürlich immer der Mehrwert für den Besucher. Messen sind ein Spiegelbild des Marktes und seiner Themen. Daher machen wir uns ständig Gedanken, welche Themen wir wie in den Fachmessen integrieren. Wir sind hier auch immer offen für Anregungen und im Dialog mit Besuchern und Ausstellern.

Ist der zweijährige Rhythmus von Ausstellern und Besuchern noch gewollt?

Der Turnus zahlreicher Holzbearbeitungsmessen in Europa ist eingespielt, aufeinander abgestimmt und bewährt. Speziell für das holzbearbeitende Handwerk ist der Termin der Holz-Handwerk gesetzt. Keine andere Messe bietet »alles für den Schreiner« in diesem Umfang und der Tiefe ab. Zudem ergeben sich zahlreiche Synergien durch den Verbund mit der Fensterbau / Frontale. Diese Vorteile werden auch von unseren Ausstellern und Besuchern gesehen, deshalb ist der zweijährige Turnus nach wie vor von der Branche gewollt.

Die Fragen stellte Christian Gahle.