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»Die eine oder andere gute Idee«

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»Die eine oder andere gute Idee«

Mafell ist in Europa Marktführer bei Handmaschinen für Zimmerer. Doch das Unternehmen hat immer stärker auch den Tischler und Schreiner im Blick. Ein Gespräch mit Vorstand Matthias Krauss über Motoren, Spaß an der Arbeit und über die Frage, wozu Akkuwerkzeuge eigentlich gebraucht werden.

Herr Krauss, wie kommt man als gelernter Luft- und Raumfahrtingenieur in ein Unternehmen, das Elektrowerkzeuge herstellt?

Sie werden lachen: So groß, wie er sich anhört, ist der Sprung gar nicht. In beiden Branchen geht es doch im Grunde darum, möglichst viel Kraft und Leistung in ein Produkt zu packen, und das bei möglichst geringem Gewicht. Das finde ich eine reizvolle Aufgabe.
Als Sie vor rund 15 Jahren ins Unternehmen kamen, gab es außer der legendären Unterflurzugsäge »Erika« keine Werkzeuge für Schreiner im Mafell-Programm. Das hat sich in den letzten Jahren erheblich geändert. War mit Zimmereimaschinen nicht mehr genug zu verdienen?
Nun, es ist in der Tat so: Wenn man in einem Segment marktführend ist, ist es schwer, weiter hinzuzugewinnen. Zudem war im Zimmereibereich mit dem zunehmenden Einsatz von CNC-Abbundzentren klar, dass der Markt für handgeführte Werkzeuge zukünftig sicher nicht wächst. Und ein dritter Aspekt: Die klassische Zimmerei hat ihren Schwerpunkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In anderen Regionen wird teilweise anders gearbeitet, uns geografisch auszuweiten war daher auch nur begrenzt möglich. Und da wir unsere Kernkompetenz mit den Schlagworten »Holz. Qualität. Innovation« umschreiben, lag der Gedanke nahe, sich mit Elektrowerkzeugen für Schreiner und Innenausbauer zu beschäftigen. Das war vor zehn Jahren.
Seitdem hat Mafell Produkte wie die Stichsäge P1, das Kappsägesystem KSS oder den DuoDübler auf den Markt gebracht. Welchen Anteil am Umsatz macht der Schreinerbereich heute aus?
Etwa die Hälfte. Wir sind hier in den letzten Jahren zweistellig gewachsen.
Mafell-Maschinen kosten in der Regel etwas mehr als Geräte des Wettbewerbs. Was rechtfertigt den Preis?
Wir liefern höchste Qualität, produzieren nur in Deutschland und haben eine Fertigungstiefe von 85 Prozent. Das heißt: Vom Motor bis hin zum Kunststoffspritzgussteil wird fast alles in Oberndorf entwickelt und hergestellt. Dabei leisten wir uns den Luxus, die Geräte so lange auf die jeweilige Anwendung hin zu optimieren, bis es uns selbst Spaß macht, damit zu arbeiten. Ein Beispiel: Wir haben vier Kreissägen mit 40 mm Schnitttiefe im Programm. Jede hat einen anderen Motor, der exakt auf die Bearbeitungsaufgabe abgestimmt ist. Wir fangen da an, wo andere aufhören. Das ist unser Anspruch
Mit der Stichsäge P1cc haben sie einer an sich ausgereizten Werkzeuggattung neuen Schwung verpasst. Wie kam es dazu?
Als Premiumhersteller können wir uns keine »Me too«-Produkte leisten. Das heißt, mit unseren Maschinen muss für den Anwender immer ein besonderer Nutzen verbunden sein. Bei der Stichsäge wollten wir eine Präzision erreichen, die es so bisher nicht gab. Wir haben eine neue Sägeblattaufnahme konstruiert und auf Führungsbacken verzichtet. Dadurch entsteht keine Reibungswärme und das Sägeblatt verformt sich nicht. In Verbindung mit der Keilform des Blattes lässt sich sehr präzise arbeiten – auch bei engen Radien. Und die eine oder andere gute Idee drumherum, wie z. B. der multifunktionale Parallelanschlag, gehört zu einem erfolgreichen Produkt auch noch dazu.
Ist das Gerät Ihr Topseller?
Ja. Der Sägenbereich ist insgesamt der umsatzstärkste im Haus. Hier sind wir auch am breitesten aufgestellt. Zum einen wegen der vielfältigen Anwendung von Kreissägen, zum anderen haben wir hier in den letzten Jahren die meisten neuen Produkte entwickelt, z. B. das Kappsägensystem KSS oder die Tauchsäge.
Apropos neue Produkte: Die Multifräse MF 26cc ist eine Art Handkreissäge mit Fräskopf, die ich in dieser Form nicht kenne. Wofür wird sie eingesetzt?
Zum Beispiel für V-Nuten in Gipskartonplatten. Damit lassen sich Faltungen im 90°- oder 45°-Winkel einfach und fast staubfrei auf der Baustelle herstellen. Auch Schlitze in Holzweichfasermaterial oder V-Nuten in Alucobond sind typische Anwendungen. Für das Gerät gibt es beim Zimmerer wie auch beim Trockenbauer und Innenausbauer Einsatzmöglichkeiten.
Akkugeräte gibt es von Mafell bisher kaum. Woran liegts?
Der Grund ist schlicht und einfach der, dass wir mit dem Stand der Technik bei Lithium-Ionen-Akkus nicht zufrieden waren. Wir haben jeden Akku innerhalb von einer Minute kaputtgekriegt. Mittlerweile ist die Technik jedoch soweit. Ab Herbst wird es eine Akku-Handkreissägenreihe von Mafell geben. Im Übrigen kann man schon mal die Frage stellen, wo Akkuanwendungen überhaupt einen Sinn ergeben. Wenn der Tischler/Schreiner auf die Baustelle kommt, ist Strom in der Regel vorhanden. Außerdem ist sauberes Arbeiten gefragt, d. h. es muss ein Staubsauger angeschlossen werden, für den ohnehin Strom benötigt wird.
Das heißt, viele Geräte, die heute als Akkuvariante auf dem Markt sind, werden eigentlich nicht wirklich gebraucht?
Das will ich so nicht sagen. Bei Mafell überlegen wir jedenfalls sehr genau, welche Maschinen es zukünftig kabellos geben soll. Das Interview führte dds-Chefredakteur Hans Graffé.

Zur Person Matthias Krauss
Matthias Krauss ist seit 2001 Vorstandsvorsitzender der Mafell AG in Oberndorf. Mafell produziert über 60 verschiedene Elektrowerkzeuge für gewerbliche Anwender im Holzhandwerk. Der Umsatz betrug 2010 32 Mio Euro. Das Unternehmen beschäftigt 270 Mitarbeiter. Der 45-jährige Krauss ist Präsident des Verbandes europäischer Elektrowerkzeughersteller ETPA.
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