Frauen finden Perspektiven im Handwerk

Lisa Zeidler, Topateam

Mona Schöner ist sich sicher: »Ich habe durch Zufall meinen Traumberuf gefunden!« Nach dem Abitur wusste sie erst einmal nicht, welchen beruflichen Weg sie einschlagen sollte. Zur Orientierung machte sie ein Praktikum bei einer Innenarchitektin. »Dort habe ich erfahren, dass viele Innenarchitekten vorab eine Ausbildung zum Schreiner machen. Das fand ich unglaublich interessant und konnte mir das auch für mich gut vorstellen.« Gesagt, getan. Schon während ihrer Ausbildung bei einer Schreinerei in Zell am Harmersbach merkte sie schnell, dass sie weitermachen und im Schreinerhandwerk bleiben möchte. »Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, selbst Sachen zu fertigen und handwerklich tätig zu sein.« Da sie nur wenig praktische Erfahrung hatte, nutzte sie ihre Wochenenden und Feierabende, um zu üben und sich weiterzubilden. »Ich hatte vorher nur Hobbys wie Malen, Nähen oder Schmuckgestaltung und hoffte, dass meine Entscheidung die richtige war.« Als Frau in einem von Männern dominierten Beruf zu sein, haben sie und ihr Umfeld wie Familie und Kollegen nie als Problem oder Besonderheit gesehen. »Ich war in meiner Ausbildung die einzige Frau, aber wir waren einfach ein tolles Team.« Nach der erfolgreichen Gesellenprüfung wechselte sie 2017 zur Schreinerei Raible in Haslach, wo sie nicht nur ihren Freund Timo Raible kennengelernt hat, sondern auch Berufserfahrung sammeln konnte.

Auslandserfahrung tut gut

»Ein besonders wichtiger Lebensabschnitt war für mich 2018 mein dreimonatiger Aufenthalt in Ruanda in einer Berufsschule für Schreinerlehrlinge«, sagt Mona Schöner. »Dort unterstützte ich bei der handwerklichen Entwicklungshilfe.« Gemeinsam mit einer deutschen Familie habe sie den ruandischen Auszubildenden in Unterrichtseinheiten wichtige Gestaltungsgrundlagen nahegebracht.

Die Werkstatt in Ruanda sei dank Fördergeldern mit modernen Maschinen eingerichtet und sehr strukturiert aufgebaut gewesen. »Die Zeit dort hat mir vor Augen geführt, wie gut ich es selbst habe und dass nicht alles selbstverständlich ist. Es hat mich sehr beeindruckt, wie die Menschen dort leben und mit wie viel Herzblut sie bei der Arbeit sind.«

Partner auf Augenhöhe

Zurück in Deutschland widmete sich Mona Schöner der Meisterprüfung. Mit dieser reifte bei ihr und ihrem Freund die Idee, die Schreinerei von Timos Vater zu übernehmen. »Mit meinem Meistertitel und Timos Berufserfahrung sind wir ein perfektes Team. Da wir viel Spaß und Freude an der Arbeit haben und unseren Traum von der eigenen Firma erfüllen wollten, haben wir 2022 unsere Wünsche in Taten umgesetzt.« Zukünftig möchten sich Mona und Timo mit kompletten Wohnkonzepten breiter aufstellen. Daher haben sie von Eugen Raible auch die inzwischen seit 26 Jahren bestehende TopaTeam-Partnerschaft übernommen. Neben kompletten Küchen, die bereits zugekauft werden, möchten sich die beiden Betriebsnachfolger über weitere Zukaufmöglichkeiten wie Möbel und Leuchten informieren und so gegebenenfalls ihr Portfolio nach und nach erweitern.

»Manchmal klopft die Berufung an«

Alexandra Lembeck ist das, was man eine erfolgreiche Unternehmerfrau nennt. Gemeinsam mit ihrem Mann Detlef leitet sie heute die Tischlerei Lembeck und entwickelte ihre eigene Wellnessmarke »Leano«. Doch der Weg dorthin war für sie nicht einfach: »Ich habe immer am Traum meines Mannes gearbeitet und nie an ›meine Tischlerei‹ gedacht. – Das ist heute anders. Ich weiß jetzt, dass ich ein wichtiger Teil der Tischlerei Lembeck bin. Mein Mann und ich ergänzen uns perfekt!« Als gelernte Hauswirtschaftsmeisterin hat Alexandra Lembeck ihren Mann bereits unterstützt, als dieser sich 1999 selbständig machte und parallel an der Abendschule für die Meisterprüfung lernte. »In diesen vier Jahren habe ich mich alleine um den Haushalt, die Kinder und um die Büroarbeiten gekümmert. Ich konnte vorher weder Schreibmaschine schreiben, noch kannte ich mich mit Computern aus«, beschreibt Alexandra die schwierigen Rahmenbedingungen. Also besuchte sie einen Computer-Intensivkurs und bildete sich in Buchführung und Lohnbuchhaltung weiter. »Zu dieser Zeit haben wir lange nicht den Umsatz gemacht wie heute. Dennoch weiß ich selbst nicht genau, wie ich das alles geschafft habe.« Mit dem Umzug an einen neuen Standort und dem Neubau des Firmengebäudes und einer Halle 2008 ging es mit der Tischlerei bergauf. »In den ersten Jahren fertigten wir viele Dinge selbst an. Aber mit dem Beitritt zu TopaTeam im Jahr 2013 setzten wir uns mit dem Thema Zukauf intensiv auseinander.« Durch den Zukauf von Einbaumöbeln und Produkten aus dem Wellnessbereich verdoppelte sich der Umsatz der Tischlerei.

Im Netzwerk weiterentwickelt

»Durch TopaTeam habe ich im Prinzip meine Bestimmung in der Tischlerei gefunden und mich weiterentwickelt. Ich lernte die natürlichen Bettsysteme eines österreichischen Herstellers kennen und wusste, dass ich Lust darauf habe, diese zu verkaufen und zu vermarkten«, erklärt Alexandra Lembeck. Inzwischen hat sie sich zur zertifizierten Schlafberaterin weiterqualifiziert. »Mir wurde klar, dass ich in der Tischlerei als Unternehmerfrau eine wichtige Funktion habe und auch entsprechend rüberkommen muss.« Mit Unterstützung eines Coaches änderte sie ihr persönliches Auftreten und erlangte mehr Selbstbewusstsein. Als sie erfolgreich die Wellnessmarke Leano gründete, erfüllte sich für sie ein Traum. »Man kann alles erreichen, wenn man an sich glaubt.«