Seit über acht Jahren ist Werner Sedlmeyr immer mal wieder im Maximilianeum, dem Sitz des Bayerischen Landtags im Münchener Stadtteil Haidhausen, tätig. Der Türenspezialist aus Friedberg-Rinnenthal hat hier mit seinem Team schon die eine oder andere knifflige Bauaufgabe gemeistert. Die Haupteingangstüren des Westfoyers, das einen modernisierten Empfangsbereich für Gäste des Landtages beherbergt, waren allerdings ein ganz anderes Kaliber. »Solche Türen haben wir noch nie gebaut«, sagt der Chef der Sedlmeyr Spezialtüren GmbH – und das will etwas heißen, bei einem Betrieb, der zu den führenden Herstellern in diesem Bereich zählt.
Denkmalschutz und Hightech
Neben Tapetentüren, Brandschutzklappen, Nachbauten historischer Türen und weiteren Foyertüren umfasste der Auftrag im Maximilianeum die vier zweiflügligen Haupteingangstüren. Technisch auf dem neuesten Stand, sollten die 1,44 x 3,66 m2 großen Türen laut Auflage des Denkmalschutzamtes optisch den historischen Originalen entsprechen. Neben einem vernünftigen U-Wert war bei den Außentüren vor allem die Sicherheitstechnik relevant: Bei einem potenziell gefährdeten Gebäude wie der Landtag sind höchste Ansprüche an mechanische und elektronische Einbruchhemmung zu berücksichtigen. Eine der Herausforderungen war es also, die hohe Anzahl von Sicherheitskomponenten in der Konstruktion zu berücksichtigen.
Die zweiflügligen Türen mit Oberlicht bestehen aus 98 mm starken Rahmen aus Eiche. Im unteren Bereich sind Füllungen aus Dehonit-Panzersperrholz eingesetzt, im oberen Bereich beschusshemmendes Glas mit einer Stärke von 56 mm. Gehalten werden die Füllungen von nach Vorgabe des Denkmalschutzamtes profilierten Glashalteleisten. Die gesamte Konstruktion entspricht der Sicherheitsklasse RC3.
Glasbruchmelder und diverse Read-Kontakte überwachen den ordnungsgemäßen Zustand der Tür und kommunizieren mit der Einbruchmeldeanlage. Beide Flügel sind mit motorischen Antrieben und Automatikschlössern ausgestattet. Die verschiedenen Schließzustände wie z.B. Daueroffen, Verschließen im Amokfall, Öffnen im Panikfall etc. sind von der Pforte aus elektronisch einstellbar. Zum Anschluss der einzelnen Komponenten an die komplexe Sicherheitssoftware holte Sedlmeyr einen befreundeten Elektriker ins Boot.
Um sicher zu gehen, dass alle Komponenten samt Zuleitungen, Dichtungen (SSK 3) usw. im Falz Platz finden, baute Sedlmeyr mit den Originalbeschlägen einen Prototypen. »Nur so lässt sich vorab feststellen, wo es eng wird und noch der ein oder andere Millimeter korrigiert werden muss«, so der Türenspezialist. Einer der beiden Fälze nimmt im Wesentlichen die mechanischen Bauteile auf, der andere die diversen elektronischen Kontakte. Auch ob die Tür hinsichtlich der Panikfunktion die Fähigkeit zur Freigabe besitzt, wurde vorab getestet.
»Die Tür als Projekt betrachten«
Sedlmeyr besitzt eigene Zulassungen für Außentüren, Schallschutz und Beschusshemmung. Im konkreten Fall kombinierte er diese mit Zulassungen seines Partners STF Lizenzsysteme GmbH für Einbruchschutz. 13 der über 40 Mitarbeiter von Werner Sedlmeyr sind in Büro und AV tätig. »Der Planungsanteil bei Aufträgen wie diesem ist extrem hoch«, so der Chef. Seine Bereitschaft, auch vor schwierigen Anfragen nicht zurückzuschrecken, nach dem Motto »anfangen, wo andere aufhören«, hat ihm Referenzen wie z.B. Schloss Elmau und das Hotel Bayerischer Hof eingebracht, aber auch Privatkunden wie Franz Beckenbauer, Michael Ballack und Jochen Schweizer.
Jeder der beiden Flügel der Tür wiegt über 200 kg. Zum Einhängen setzten die Monteure eine selbst geschweißte Hebevorrichtung ein, beim Verglasen ging ein fahrbarer Glaslift zur Hand. Das alles hat seinen Preis: Jede der insgesamt vier Türen kostete den unglaublichen Betrag von rund 50 000 Euro. –HJG
Steckbrief
Projekt: Bayrischer Landtag, München, Funktionstüren
Betrieb: Sedlmeyr Spezialtüren, Friedberg-Rinnenthal
Partner: STF Lizenzsysteme, BaSys, Fuhr, Athmer u.a.