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Dampf, Wasser, Eis

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Dampf, Wasser, Eis

Acht Monate nach dem Einzug in eine Dachwohnung bemängelten die Bewohner Schimmelbildung im Falzbereich der Fenster. Außerdem beanstandeten sie Wassereintritt an der Dachverglasung. Der Sachverständige geht auf Spurensuche …

Vorteilhaft bei diesem Fall war, dass die Parteien nicht zerstritten und gemeinsam an einer Aufklärung interessiert waren. Mangelnde Lüftung war der Bauherrschaft offensichtlich nicht vorzuwerfen, auch fiel dem Sachverständigen auf, dass das von einem Generalunternehmer erstellte Haus insgesamt handwerklich gut und sauber ausgeführt war.

Ursache des Schimmelbefalls
Der Schimmelbefall zeigt sich vor allem in den inneren Fälzen der Kunststofffenster. Warme Luft aus dem Rauminneren kondensiert an den Rahmenprofilen, die durch die Lage des Fensters im äußeren und damit kalten Drittel der Wand Oberflächentemperaturen unter 13°C aufweisen. Die Feuchtigkeit im Falzraum ist aufgrund der umlaufenden Dichtungen hermetisch eingeschlossen und kann nicht mehr trocknen. Unter dem Einfluss der Sonneneinstrahlung entsteht ein feucht-warmes Klima, ideal für Pilz- und Schimmelwachstum.
Zudem ist der Anschluss der Fenster an das umgebende Mauerwerk bzw. den Mittelpfosten mangelhaft. Zum einen fehlt die innere Abdichtung. Statt dessen ist eine selbstklebende Leiste angebracht, die trotz Gummilippe nie einen luftdichten Abschluss bilden wird. Zum anderen ist der darunter liegende Schaum ungleichmäßig und nicht vollständig expandiert. Das lässt darauf schließen, dass es sich hier um einen Einkomponentenschaum handelt, bei dem die umliegenden Flächen während der Verarbeitung nicht ausreichend mit Wasser besprüht wurden. Die Fuge kühlt aus, Kondensat aus der Raumluft durchnässt die Fuge, und diese versagt.
Sanierungsmöglichkeiten
Die Lage des Fensters in der Wand kann nicht mehr bzw. nur mit unverhältnismäßig hohen Kosten verändert werden. Um die Feuchtigkeit aus den Fälzen zu transportieren, sollten Falztlüftungen eingebaut werden. Diese Lüftungen stellen keine optimale Lösung dar, können aber helfen, die Schimmelbildung zu minimieren. Was die Fuge angeht: Sie muss erneuert und mit einem luftdichten inneren Anschluss versehen werden.
An den Balkonverglasungen (Bilder oben) waren ähnliche Probleme aufgeteten, hier kam es sogar zu innenseitiger Eisbildung. Ob dieses und die anderen beschriebenen Phänomene mit den genannten Maßnahmen behoben sein werden, ist fraglich. Falls nicht, muss über eine zusätzliche Dämmung der Elemente von außen nachgedacht werden.
Dachverglasung
Der Bauherr bemängelt, dass sich an der Dachverglasung regelmäßig größere Mengen Feuchtigkeit bilden. Bei der Schadensanalyse stellt sich heraus, dass die Holz-Aluminium-Konstruktion entgegen den Hinweisen des Systemgebers montiert und in eine Eigenkonstruktion umgewandelt wurde. Abgesehen davon, dass damit selbstverständlich jegliche Gewährleistung des Systemgebers entfällt, ist dem Handwerker ein kapitaler Fehler unterlaufen. Er hat die Dampfbremse nach außen gezogen (vgl. vereinfachte Skizzen oben), wodurch warme Luft in den Falzraum des Glasanschlusses gelangt und dort kondensiert. Je nach Außentemperatur bildet sich auch Eis. Die Sanierung ist schwierig: Die Konstruktion zu öffnen, um die Dampfbremse nach innen zu ziehen, ist viel zu aufwändig. So kann nur der Anschluss zum Glas hin von innen her luftdicht abgeklebt werden. Der nächste Winter wird zeigen, ob die Maßnahmen erfolgreich waren.
Wilfried Berger

Der Autor
Wilfried Berger ist Schreinermeister und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Ulm
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