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Understatement

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Understatement

Mit dem Raumteiler von Leonard Gschwendtner steht zum dritten mal in Folge ein Meisterstück aus der Meisterschule München zur Debatte. Im Gegensatz zu den Vorgängern finden wir weder spektakuläre Beschläge noch Konstruktionen. Dennoch hat es dieses Möbelstück in sich!

Prof. Axel Müller-Schöll Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design Halle

Auch wenn das Meisterstück von Leonard Gschwendtner auf den ersten Blick wie ein umgebautes Billy-Regal daherkommt – der Schein trügt! In diesem Möbelstück steckt viel Meisterliches, das entdeckt sein will.
Da ist die Wahl des Lärchenholzes, dessen feine lineare Struktur durch den dezenten Kontrast der eingesetzten Federn eine Nadelstreifenanmutung bekommt; die apfelgrünen Flächen sind mehr als ein Ornament, sie markieren die wesentlichen sekundären Bauteile (aussteifende Rückwand/Schubladen) und stellen damit die primäre Tragstruktur visuell frei, was dem Regalgestell eine charmante Filigranität verleiht.
Nur Ignoranten würden beim Anblick der doppelten Seiten kritisieren, dass hier Material verschwendet wurde. Gerade mit dieser Konsequenz beweist Leonard Gschwendtner seine meisterliche Kompetenz, die über die Beherrschung des nur Handwerklichen hinausreicht. Er hat nicht, wie sonst bei einem Regal eher üblich, ein Achsraster (ein Modul reicht von Mitte Seite bis Mitte Seite) sondern ein Bandraster (ein Modul ist das lichte Maß zwischen zwei Seiten) gewählt. Begründet wird das damit, dass auf diese Weise nachträg- liche Veränderungen bei der Positionierung der einzelnen Stauraummodule vorgenommen werden können. Ob das notwendig ist, darüber könnte man streiten, dennoch finde ich seine Festlegung richtig, da sie als gestaltprägende Ordnungsmaßnahme wirkt: Es entsteht ein umlaufender Rahmen, in dem sich ein abstraktes Bild aus geometrischen Formen entwickelt.
Dass der mittlere 4er-Schubladenblock als Farbfläche entsprechend kleiner als die flankierenden Schubkästen formatiert ist, resultiert konsequent aus dessen Status als Bauteil im Bauteil. Respekt, dass Leonard Gschwendtner hier nicht in die Harmonisierung-Falle geraten ist!
»Ein klares Ordnungsprinzip festzulegen hilft, eine formal angemessene Lösung zu entwickeln.« Axel Müller-Schöll
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