Die Standuhr war bis ins 19. Jahrhundert hinein ein Zeichen des Wohlstands: Ein stolzes Attribut mit klarer Funktionsangabe in der Formensprache ihrer Epoche, oft in üppiger Ornamentik und handwerklich hervorragend ausgeführt. Marc Zimmerhackl findet einen Weg, sie in unsere Zeit zu transformieren. Seine Bodenstanduhr steht schlank, aufrecht und schlicht im Raum, konzentriert sich auf das Wesentliche, mit Zifferblatt und Pendel im Blickfeld. Der schlichte amerikanische Nussbaum unterstreicht die klare Formensprache. Der Funktion entsprechend gliedert sich die Uhr in drei Bereiche: der obere Teil sichtbar hinter Glas, in der Mitte durch schmale Schubkästen vom unteren, geschlossen gehaltenen Teil getrennt. Die Standfestigkeit wird durch die Einlagerung von schweren Steinplatten im unteren Teil gewährleistet, Schubkästen dienen der Aufbewahrung notwendigen Zubehörs. Auch die Detailausbildung entspricht der minimalistischen Grundhaltung. Das Glastürprofil ist stark reduziert und hebt die schlanke Linienführung des Möbels hervor. Die notwendige Dehnfuge in der Tür und Rückwand in der Mitte anzuordnen, betont zusätzlich die Vertikale. Die Idee der austauschbaren, in unterschiedlichen Farben gehaltenen Zifferblätter bietet eine weitere Möglichkeit, der Standuhr wieder einen Platz im modernen Wohnumfeld zu geben und damit dem digitalen Zeitalter ein analoges Pendant entgegenzusetzen.
Prof. Peter Litzelbauer, Architekt, Innenarchitekt und Tischlermeister, hat bis Sommer 2017 Grundlagen des Konstruierens/Raum, Möbel, Material an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart gelehrt.