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Sitzen und stehen - dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau

Meisterstücke
Sitzen und stehen

Der Schreibtisch von Matthias Margraf entstand an der Meisterschule für Schreiner Garmisch-Partenkirchen. Handelt es sich um ein ergonomisches Möbel?

Ursula Maier

Dieser Schreibtisch ist in perfekter Schreinermanier umgesetzt worden. Ich staune, wie kunstvoll an den Gehrungen die Anleimer auf die Schnittkanten des Linoleums treffen. Auch die Verschwertung in Edelstahl zur Stabilisierung des 30 mm dicken Massivholzes ist zeitgemäß. Massive Tischplatten, die heute besonders auf dünnwandigen Stahlgestellen en vogue sind, werden auf diese Weise durch die Metallkerne gezähmt. Ebenso gefallen mir die raffinierte Auszugssperre, die Möglichkeit, Bodenunebenheiten durch die nicht sichtbaren Füße auszugleichen, und die Zerlegbarkeit mit Hilfe von in Langlöchern geführten Schrauben.
Ein »ideales« Möbelstück findet nach meiner Auffassung einen gute Balance zwischen Aufwand und Funktion. Die Zukunft unseres Handwerks liegt auch darin, verantwortlich mit Material und Zeitaufwand umzugehen. In diesem Kontext wäre das vorliegende Meisterstück noch meisterlicher, wenn es mit weniger Masse und Gewicht auskäme. Zum Beispiel an den Distanzplatten und den Zwischenböden, die den Stauraum deutlich verringern. Ich stelle mir vor, wie schwer es sein muss, den Schreibtisch zu verrücken.
Das Möbelstück soll sich der Ergonomie des Menschen anpassen. Die Fähigkeit zur Anpassung setzt Variabilität voraus. Was also ist, wenn ein größerer oder kleinerer Mensch am Stehpult arbeiten will, wenn das Stehpult raumbedingt oder lichtbedingt besser auf der anderen Seite stehen sollte? Ergonomische Möbel stellen weitergehende Forderungen, als sie hier verwirklicht wurden: variabler Einsatz, Anpassung der Höhe, entschärfte Ecken und Kanten. Hier sehe ich wunderbare Proportionen und wenig Variabilität …
Schreibtisch mit Stehpult Der Schreibtisch ist aus dem Wunsch entstanden, ein ergonomisches Möbel zu entwickeln. Zwei L-förmige Elemente in massiver Brettbauweise verbinden sich abgestuft zu einem Sitz- und Steharbeitsplatz. Drei Korpuselemente in Plattenbauweise bieten Stauraum und stabilisieren die Konstruktion. Im linken hohen Korpus befinden sich Schubkästen und darunter ein Fach mit Tür. Im rechten Korpus liegen übereinander zwei Hängeregister. Im oberen Schubkasten ist der vordere Teil als Ablage ausgebildet.

Die Autorin
Ursula Maier, Markgröningen, Maître Ébéniste, Innenarchitektin BDIA, Dozentin FHT Stuttgart
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