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Als Meisterstück einen Sekretär bauen? Ein schönes Thema, wenn die Zielsetzung klar ist.

Meisterstück Sekretär
Keiner für alles

Wer heute als Meisterstück einen Sekretär anfertigt, tut gut daran, sich klar zwischen einem analogen Schreibmöbel und einem Homeoffice zu entscheiden – die jeweiligen Anforderungen sind zu unterschiedlich, um in einem Mischkonzept aufzugehen.

Der filigrane Sekretär erinnert in seiner Formensprache an die 1960er-Jahre: Er wirkt apart, leicht und transparent, und auch der Amerikanische Nussbaum passt ins Bild – allerdings darf das Möbel nicht der Sonne ausgesetzt werden, wenn etwas übrig bleiben soll von der dunkelbraunen bis lilafarbenen Brillanz! Sichtbare handwerkliche Verbindungen wie Schlitz und Zapfen, trapezgezinkte Schubladen und liebevolle Kantenverschlankungen begeistern. Leider birgt das Möbel wenig Stauraum: Langbriefkuverts und DIN-A4-Papier können hier kaum untergebracht werden. Dies ist im Zeitalter des Internets vielleicht nicht mehr so wichtig – doch dann sollten übliche Anforderungen an ein modernes Homeoffice erfüllt sein und dazu gehören eine möglichst unsichtbare Kabelführung und einfache Bedienung! Ich stelle mir vor, wie dieser Sekretär funktioniert: Zuerst öffne ich die obere Klappe. Die am Rand raffiniert eingenutete LED-Leiste beleuchtet die Schreibtischplatte.

Mithilfe eines Magnetknopfes öffne ich die Klappe im hinteren Drittel des Schreibtisches. Rechts ist der Technikbereich mit Steckdose, USB-Anschluss und Trafos inklusive Induktionsladegerät untergebracht. Die Klappe muss während des Ladevorgangs geöffnet bleiben, da keine Kabeldurchlässe vorgesehen sind. Der Laptop liegt unter der Mittelklappe, die sich auch mit einem Magnetknopf anheben lässt. Für schwache Hände könnte die Handhabung des Magneten auf Dauer schwierig sein. Stelle ich nun den Laptop auf der linoleumbelegten Klappe ab, verbleibt dort nicht viel Ablagefläche: Die Klappe im hinteren Drittel des Möbels steht nicht zur Verfügung, es bleiben nur die schmalen Flächen über den beiden Schubladen. Die hohen Auszugsbeschläge rauben im Verhältnis sehr viel Nutzhöhe – eine klassische Führung könnte sie um ein Drittel vergrößern! Für den Laptop unter der Klappe ist der Platz reichlich bemessen. Geschlossen gewinnt das Möbel den ursprünglichen Charme eines Klassikers zurück.

Weitere Meisterstückbesprechungen von Ursula Maier

Vertikalschnitt: Abgewinkelte Klappe mit eingenuteter, um 15° schwenkbarer LED-Beleuchtung
Frontalschnitt: Hohe mechanische Schubkastenführungen gehen auf Kosten der Nutzhöhe – eine klassische Führung könnte sie um ein Drittel vergrößern!

Ursula Maier, Stuttgart, Maître Ébéniste und Innenarchitektin BDIA. Die Unternehmerin hat ihren Betrieb um ein Einrichtungshaus sowie ein Büro für Innenarchitektur erweitert und 2007 an die vierte Generation übergeben.

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