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Liege zum Ablegen - dds – Das Magazin für Möbel und Ausbau

Meisterstücke
Liege zum Ablegen

Die Funktionen Liegen und Ablegen von Lektüre etc. möchte Markus Boneberger in einem Möbel verwirklichen. Die Umsetzung der anspruchsvollen Idee ist unter gestalterischen Gesichtspunkten nur bedingt gelungen – dies gilt besonders für das Untergestell und den darin aufliegenden Korpus.

Eckhard Heyelmann

Die 30 mm dicke, formverleimte Liegefläche besticht vor allem durch die warme Farbtönung des Rüsternholzes von gelblichweiß über hellbraun bis rotbraun. Die Streifung unterstreicht die Längsrichtung der Form. Eine themenbezogen überlegte und überzeugende Holzauswahl.
Das Profil der in der Dicke etwas überdimensionierten Liegefläche weist im oberen Teil eine fixierte gewölbte Kopfunterstützung auf. Ein Verzicht auf die Wölbung käme der Form zugute und würde eine Anpassung an verschiedene Körpergrößen mittels einer zusätzlichen, veränderbaren Kopf-/Nackenstütze ermöglichen.
Das Untergestell besteht aus einem Materialmix von Edelstahlrohr und Rüster-Vollholz. Die mit quadratischem Querschnitt von 60 x 60 mm sehr stark bemessenen hölzernen Fußteile wirken wie klobige Prothesen. Hinzu kommt die einem Kreisbogen folgende Form der Füße, die als geometrisch dominante Gegenform die Wirkung der freien Form der Liegefläche beeinträchtigt (vgl. dazu z. B. den Liegesessel PK 24, Entwurf Poul Kjaerholm, Hersteller Fritz Hansen).
Eine zurückhaltendere Alternative könnte ein mit dem kubischen Korpus als Riegel verbundenes, senkrecht stehendes Stahlrohrgestell sein, dessen oben sichtbar querlaufendes Rohr eine Auflage für die mit Abstand über dem Korpus befestigte Liegefläche wäre.
Die Notwendigkeit eines Verschlusses der Ablagefächer ist aus den Nutzungsanforderungen kaum begründbar. Das auf der Innenfläche der Klappe aufliegende Schubstangenschloss behindert die Nutzung des Ablagefachs. Die Bedienung von Schubkästen und Klappe ist durch die mittige Anordnung der Griffe problematisch, denn in Liegeposition ist der Griff bei geöffneter Klappe kaum fassbar. Die Funktionen Ziehen oder Drehen werden aus den gleichartigen Griffen nicht deutlich.
Die genannten Schwächen der Liege resultieren aus dem anerkennenswerten Ansatz, ein multifunktionales Möbel zu gestalten. Die grundsätzliche Frage ist jedoch, ob sich eine Liege überhaupt dazu eignet, mit weiteren Funktionen kombiniert zu werden, ohne dadurch ihre Mobilität und ihre Leichtigkeit zu verlieren. Um einen Qualitätsstandard im Sinne einer ganz- heitlichen Aufgabe zu demonstrieren, wäre die Trennung in zwei Objekte, die aufeinander Bezug nehmen, die bessere Lösung gewesen.
Liege in Rüster Die Liege soll zum Entspannen nach der Arbeit dienen. Ihre ergonomische Form wurde durch Erprobung bestätigt. Die 30 mm dicke Liegefläche ist formverleimt und mit Sperrschichten gegen Verzug gesichert. Die Füße mit Distanz zur Liegefläche folgen einem Kreisbogen. Die Verbindungsrohre aus Edelstahl sind halb so dick wie die Füße und mit der Liegefläche verschraubt. Der untere Korpus ist als Kontrast in gerader Form gehalten und symmetrisch unterteilt. Er enthält auf jeder Seite zwei Schubkästen und jeweils eine Klappe mit dahinter liegendem Fach für Zeitschriften. Die Oberfläche ist mit Zwei-Komponenten-PUR-Lack natur lackiert.

Der Autor
Eckhard Heyelmann, Gramisch-Partenkirchen, Innenarchitekt und Dipl.-Designer, Schulleiter a. D.
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