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Handwerk aus der Hauptstadt

Gesellenstücke aus Berlin 2017
Handwerk aus der Hauptstadt

Zum ersten Mal wurden die Gesellenstücke der Tischlerinnung Berlin im Sommer 2017 nach dem sogenannten Hamburger Modell beurteilt: Die Auszubildenden wählen aus einer Merkmalliste selbst die Kriterien aus, an denen ihr Gesellenstück gemessen wird. Gestalterisch zeigen unsere ausgewählten Arbeiten einen Cross-over zwischen Tradition und frischen Ideen – erster Teil.

Kritiker könnten im Hamburger Modell eine Aufweichung der Arbeitsaufgabe II sehen, die Azubis den Weg des geringsten Widerstandes durch die Prüfung eröffnet. Ein Blick in die Liste der Anforderungen, aus denen nach einem Punkteschlüssel insgesamt zehn Punkte benannt werden müssen, zeigt jedoch, dass die selbstverantwortete Auswahl dieser Kriterien den Blick auf die Herausforderungen des Gesellenstücks schärfen kann: Präzise wird benannt, nach welchen Kriterien etwa die statische Hülle, selbst hergestellte Vollholzflächen, besondere Passungen oder selbst entwickelte Beschläge beurteilt werden. Damit wird die Bewertung der Arbeit bereits im Vorfeld deutlich transparenter. Entwickelt wurde das Modell an der Gewerbeschule Gsechs in Hamburg aus wachsender Unzufriedenheit mit der Tradition fest vorgegebener Schwierigkeiten (Drehteil, Schloss, Schubkasten etc.), die der gestalterischen und funktionalen Einheit der Gesellenstücke abträglich waren und oft genug auch zu unsinnigen Lösungen führten. Für Prüflinge und Prüfer kann das neue Modell ein Gewinn sein, auch wenn es in der Einführungsphase wie alles Neue und weniger Schablonisierte erst einmal deutlich mehr Aufwand erfordert.

Unabhängig davon haben die Berliner Tischler des Jahrgangs 2017 wieder die handwerkliche Tradition bei den Gesellenstücken hochgehalten: Massivholz, klassische Verbindungen und Möbeltypen waren da zu sehen, aufgefrischt durch jugendlichen Charme. Gleich zwei Küchenbüfetts gaben sich die Ehre, eines ganz traditionell, das zweite im gewagten stilistischen Cross-over: Cara Fuchs setzt Rahmentüren mit aus Linde geschnitzten Füllungen und eine gespundete Rückwand in einen Plattenkorpus ohne Kranzprofil. Zumindest die »Alten« werden den oberen Abschluss des Möbels vermissen!

Die Firma Dictum als Lieferant für hochwertiges Werkzeug schreibt jährlich an der Marcel Breuer Schule einen Nachhaltigkeitspreis aus, der deutliche Wirkung zeigt: Immer mehr Auszubildende setzen sich aktiv mit Upcycling auseinander und zeigen eine erstaunliche Kreativität im Einsatz von nachhaltigen Materialien für ihr Gesellenstück.


Im Juli 2017 haben Fotograf Markus Hilbich und dds-Redakteur Johannes Niestrath an der Marcel Breuer Schule Berlin zwölf aus fast 200 Gesellenstücken dokumentiert. Der zweite Teil folgt in der Dezemberausgabe.

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