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Ausbildung in Europa: Finnland

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Ausbildung in Europa: Finnland

Bei der Pisa-Studie bekamen die Finnen Bestnoten für die schulische Ausbildung im Land. Gilt das auch für die Ausbildung im Handwerk? Schüler der Akademie für Betriebsmanagement an der Fachschule für Holztechnik Stuttgart haben sich vor Ort ein Bild gemacht.

Finnland hat zirka fünf Millionen Einwohner. Holz- und Forstwirtschaft haben einen hohen Stellenwert. In der Ausbildung für Holzberufe gibt es 15 Schwerpunkte. Es wird nicht zwischen Bau- und Möbelschreiner, Glaser oder Fensterbauer unterschieden. Ein finnischer Schreiner macht alles, ein Zimmermann fertigt auch Fenster und ein Industrieschreiner arbeitet in der Serienproduktion.

Schreiner werden in Finnland
Das duale Ausbildungssystem ist in Finnland weitgehend unbekannt. Die Schulen vermitteln Theorie und Praxis; der angehende Schreiner muss nur eine vorgeschriebene Stundenzahl im Betrieb absolvieren. Jede Schule hat ihr eigenes Ausbildungsprofil mit entsprechenden Schwerpunkten. Die „niedere Fachprüfung“ führt zum Gesellen und eine „höhere Fachprüfung“ zum Meister. Strukturen wie Kammern und Innungen sind nicht erkennbar.
Am Jurva College of Crafts and Design, dem ersten Reiseziel der Gruppe aus Stuttgart, werden Schreiner mit dem Schwerpunkt Schnitzen und Drechseln im Bau von Stilmöbeln ausgebildet. Die Lehrzeit umfasst 120 Wochen innerhalb von drei Jahren, davon 100 Wochen in der Berufsschule und 20 Wochen im Betrieb. Danach wird innerhalb von fünf Wochen ein Gesellenstück angefertigt. Um Meister zu werden, ist eine zweijährige Praxiszeit notwendig. Danach kann ein vierwöchiger Vorbereitungskurs zur Meisterprüfung belegt werden. Für das Meisterstück sind fünf Tage vorgesehen. An manchen Ausbildungsstätten werden auch Meisterstücke in ähnlicher Art wie in Deutschland gefertigt.
Ein Deutscher in Tetrimäki
Die zweite Station der Exkursion war Tetrimäki in der Nähe der Stadt Kuopio (vgl. auch „Im Land der tausend Seen“, dds 3/2001, Seite 146). Lutz Reinhardt, ein deutscher Schreiner mit finnischem Meisterbrief, arbeitet schon 20 Jahre in Finnland. Er hat sich auf die aufwändige Herstellung hochwertiger Möbel von Eliel Saarinen spezialisiert und will in Tetrimäki ein Zentrum für Gestaltung und Design schaffen. Sein Engagement ist umfassend: Er bietet Praktika für Gesellen- und Meister an, veranstaltet Sommerkurse im Instrumentenbau und vermietet Ferienwohnungen. In Zukunft sollen auch Workshops zum Thema Gestaltung stattfinden.
Vorbild mit Schwächen?
Zur Führung eines Betriebes ist in Finnland kein Meisterbrief erforderlich. Wer es sich zutraut, kann einen Betrieb eröffnen und auch Lehrlinge ausbilden. Die Qualität der Ausbildung entspricht nicht dem deutschen Niveau. Selbst im „Holzland“ Finnland gibt es Probleme, fach- lichen Nachwuchs zu aquirieren. Die Holzberufe haben an Attraktivität ver-loren. Ein Grund ist die Bezahlung: Der Gesellenlohn liegt bei monatlich 1500 Euro, im Metallbereich etwa bei monatlich 2000 Euro!
Seit jeher war Finnland Vorbild für gute Gestaltung, ob in der Architektur oder im Textil- und Holzbereich. Heute scheint man in manchen Bereichen den Anschluss verloren zu haben und nach neuer Identifikation zu suchen. Das Beispiel Tetrimäki zeigt, wie Einzelne die Bildungslandschaft beleben können. Martin Stumpf
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